ThSV: Famoser Schlussspurt blieb unbelohnt

Derbystimmung in der Kreissporthalle im hessischen Gensungen. Lange vor dem Anpfiff des Nachbarschaftsduells zwischen der HSG Gensungen/Felsberg und dem ThSV Eisenach rief der Hallensprecher, der sich ansonsten als klassischer, ja provozierender Einpeitscher betätigte, zum Zusammenrücken auf. Mit 1200 Zuschauern war die Halle dann auch propenvoll. Über 150 in blau-weiß getauchte ThSV-Anhänger lieferten sich ein Phonstärken-Duell mit den einheimischen Zuschauern. «Einfach fantastisch, wie uns unsere Fans auch auswärts unterstützen», zeigte sich ThSV-Coach Zdenek Vanek beeindruckt. ThSV-Marketing-Geschäftsführer Walter Oppel bedauerte, dass aus Sicherheitsgründen in der kleinen alten Gensunger Halle das Trommeln nicht erlaubt ist. «Grandios, welche Atmosphäre unsere Anhänger in fremden Hallen zaubern», waren sich Walter Oppel und ThSV-Schatzmeister Shpetim Alaj einig.

Die ThSV-Anhänger verabschiedeten ihre Mannschaft mit reichlich Beifall. Und dies, obwohl das Team um Kapitän Karsten Lehmann die erste Auswärtsniederlage der Saison kassierte. Die HSG Gensungen/Felsberg behielt knapp mit 28:26 (15:10) die Oberhand, unterstrich ihre gegenüber dem Vorjahr gewachsene Leistungsstärke. Die Eisenacher indes gefielen erneut als Team mit Herz und Leidenschaft, prächtigem kämpferischen Einsatz. Spieltechnisch offenbarten sie freilich erneut viele Holpereinlagen. Tomas Sklenak und Stephan Mellack vermochten über weite Strecken nicht, das Angriffsspiel zu ordnen, einen gefährlichen Zuschnitt zu verpassen. Die Torwurfeffektivität war phasenweise zum Haareraufen.

Gensungens Schlussmann Timo Meinl kaufte mehrfach seinen Gegenübern den Schneid ab. Die Abwehr agierte über weite Strecken zu brav, ließ Gensungens Rückraumkanonier Carsten Göbel (9 Treffer) schalten und walten. Beim 22:14 (44.) standen die Hessen vor einem Kantersieg. Erinnerungen an das Vorjahr wurden wach, als der ThSV an gleicher Stätte eine 13-Tore-Packung bekam. Doch der aktuelle ThSV Eisenach hat ein anderes Gesicht. Die Mannschaft bewies tolle Moral, raufte sich zu einem fulminanten Schlussspurt auf, bei dem Jugend-Europameister Stefan Kneer nach langer Verletzungspause sein Comeback gab. Wie wertvoll der 19-jährige Rückraumspieler ist, bewies er bei seinem Kurzeinsatz mit drei Treffern und einem an ihm verschuldeten Siebenmeter. Nach dem 8-Tore-Rückstand kam Dampf unter den ThSV-Kessel. Gensungen blieb die Luft weg, produzierte vor einer nun energisch eingreifenden ThSV-Abwehr Fehler zuhauf.

Der ThSV-Express sorgte für allgemeine Verunsicherung bei den Hausherren. Angriff auf Angriff rollte in Richtung Gensunger Kasten. Der Rückstand schmolz zusammen. Beim 24:22 (Emmelmann, 54.) war der Ausgang der Partie wieder offen. Doch als die Partie richtig auf der Kippe stand, zeigten sich die Eisenacher in hitziger Atmosphäre nicht abgebrüht genug. Im (verständlichen) Feuereifer, im leidenschaftlichen Kampf um den Ball, handelten sich Daniel Baumgarten und Markus Dau kurz hintereinander zwei Zeitstrafen ein. In 6:4 Überzahl markierte Gensungen die entscheidenden Treffer zum 27:23 (57.).

«Meine Mannschaft spielt am Maximum. Trotz der Abgänge sind wir zum Vorjahr durch unsere mannschafliche Geschlossenheit leistungsstärker. In Torhüter Timo Meinl hatten wir in einer Partie der Leidenschaft und Taktik den Matchwinner», strahlte Dr. Günter Böttcher, der Trainer des Siegers nach dem Abpfiff. ThSV-Coach Zdenek Vanek hatte viele leichte Fehler bei seinen Schützlingen ausgemacht, die den Kontrahenten aufbauten, stark machten. «Beim 22:14 war eigentlich alles gelaufen. Doch wir bewiesen eine tolle Moral, steckten die Rückschläge bis dahin weg, fighteten prächtig. Das ist das, was unsere Fans sehen wollen», so der 168-fache tschechische Auswahlspieler.

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Statistik
HSG Gensungen/Felsberg: Meinl, Stahl (bei einem Strafwurf); Eidam (1), Ochmann, Untermann (3), Schröder, Negovan, M. Göbel (1), Viehmann (3/2), Duketis (2), Serfel (4), C. Göbel (9), Hütt (3), Pasaribu (2)

ThSV Eisenach: Lehmann, Herold; Kneer (3), Sklenak (2), Riehn (2), Emmelmann (4), Dau (1), Mellack, Baumgarten (1), Vesely (2), Kastelic (6/2), Szep-Kis (5)

Zeitstrafen: Gensungen 7 x 2 Min. – Eisenach 4 x 2 Min.

Siebenmeter: Gensungen 2/2 – Eisenach 2/2

Schiedsrichter: Schembs/Weyell (Nackenheim/Nieder-Olm)

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