ThSV: Gleich ein deftiger Fleck auf der Heimweste

Das hatten sich der ThSV Eisenach und sein 1300-köpfiger Anhang wahrlich anders vorgestellt! Mit einem vollen Erfolg sollte die neue Punktspielsaison eingeläutet werden.
Statt dessen kassierte die Crew um Kapitän Karsten Wöhler ausgerechnet in ihrer Heimfestung eine 26:31 (14:18)-Pleite gegen die TSG Münster. Ernüchterung auf den Rängen. Der Beifall vor dem Anpfiff, für die Mitteilung durch Hallensprecher Jürgen Hausburg, im Zuge des Nichtrauscherschutzgesetzes sei das Foyer der Werner-Aßmann-Halle nun qualmfrei, blieb einer der wenigen an diesem Abend.

«Die Gäste waren bis auf einen kleinen Wackler um die 25. Minute die dominierende Mannschaft und nahm verdient beide Punkte mit», gestand Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus. Die TSG Münster, mit den Ex-Nationalspielern Jan-Olaf Immel und Steffen Weber (jeweils 6 Treffer) als «Leuchttürme» im Rückraum, beeindruckte mit lebendigem lauffreudigen und torgefährlichen Angriffsspiel. Mit einer laschen Abwehrarbeit leisteten die Eisenacher allerdings kräftig Hilfestellung. «Enttäuschend, wie wir in die Zweikämpfe gingen», schüttelte Hans-Joachim Ursinus seinen Kopf. Radek Musil, der Neue im ThSV-Kasten, konnte die Brandstellen trotz der vor ihm 18 abgewehrten Bälle, nicht allein löschen. Keine Chance zur Balleroberung und zum schnellen Umkehrspiel. Die Erfolglosigkeit in der Abwehr fand ihre Fortsetzung im Angriffsspiel. «Wir konnten unsere Nervosität nicht ablegen, setzten uns selbst wohl zu sehr unter Druck», suchte Kreisspieler Benjamin Trauvetter nach Erklärungen. Vier Anspiele versenkte er im gegnerischen Kasten. Ansonsten wurde er gut abgeschirmt. Hatte die Defensive der Gäste doch rasch ausgemacht, mit der Torgefährlichkeit des Eisenacher Rückraums mit Pavel Prokopec, Tomas Sklenak und Krisztian Szep-Kis war es an diesem Tag nicht weit her. Um den defensiven Abwehrriegel der Gäste im Zusammenspiel mit dem gut aufgelegten Schlussmann Michael Rebstock erfolgreich zu knacken, hätte es mehr Einfallsreichtum und Power bedurft. Der bullige Axel Buschsieper, war von Schwetzingen nach Münster gekommen, räumte in der ersten Halbzeit auf vorgeschobener Position entscheidend auf.

Eisenach vermochte Schwächephase der Gäste nicht zu nutzen
Bis auf wenige Minuten waren die Gäste Chef auf dem Parkett. Nach dem 6:11 (19.) legten die Eisenacher ihren Turbo ein. Radek Musil schickte Martin Hoffmann per Steilvorlage zum 11:12-Anschlußtreffer auf die Reise (24.). Da kam auch endlich richtig Stimmung auf den Rängen auf. Der Ausgleich fiel nicht. In Überhast landete das Leder im Aus, scheiterte wenig später Pavel Prokopec am prächtig reagierenden Keeper Michael Rebstock. Schnelle Ballstafetten der Gäste auf die Außenpositionen landeten zum 13:18 (29.) im Eisenacher Gehäuse. Die TSG Münster kombinierte nach Herzenslust, stellte beim 14:21 (35.) ganz klar die Weichen. Mit einer Deckungsumstellung auf eine offensivere Variante, zunächst Karsten Wöhler und Benjamin Trautvetter als Abfangjäger, kamen die Eisenacher zu Ballgewinnen, doch beim eigenen Torwurf klemmte die Säge beträchtlich. «Aus 28 Angriffen in der zweiten Halbzeit resultierten ganze 12 Treffer», ließ Hans-Joachim Ursinus die Statistik sprechen. Die Zahl der eigenen technischen Fehler minimierte sich von sieben im ersten Abschnitt auf einen einzigen im zweiten, doch die miserable Wurfeffektivität ließ nicht den Hauch einer Chance aufkommen, die Partie noch zu drehen. Drei von vier Strafwürfen in der Partie landeten nicht im Ziel, mehrere Bälle (K. Wöhler, Hoffmann, Szep-Kis, Jauernik) klatschten ans Holz. Völlig unnötig der Griff von Eisenachs Tomas Sklenak in den Wurfarm von Sebastian Conrad. Den guten Unparteiischen Kaiser/Schmitz blieb keine Wahl: Rot für den Sünder (46.). Wenige Augenblicke später wuchtete Spielertrainer Jan-Olaf Immel zum 19:26 (46.) ein. Regisseur Steffen Weber dirigierte seine Farben zum sicheren Auswärtssieg.

Frischer Wind erst durch die Youngster
«Wahrscheinlich habe ich zu lange auf die älteren und erfahrenen Spieler gesetzt», hinterfragte sich Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus selbstkritisch. «Ich hätte die jungen Spieler wohl früher bringen müssen.» Mit der Einwechslung der 20-jährigen Adrian Wöhler, Daniel Luther und Alexander Schiffner kam im Zusammenspiel mit Christoph Jauernik (24 Jahre) merklich frischer Wind, mehr Pep und mehr Durchschlagskraft. Allerdings, die Partie war zu diesem Zeitpunkt freilich entschieden.

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Immel: Ein Sieg in Eisenach ist was Besonderes
Jan-Olaf Immel, der Spielertrainer der TSG Münster, wirkte wie aufgelöst. «Mit Wallau-Massenheim hatte ich schon zu Erstligazeiten in Eisenach einen ganz schweren Stand. Erfolge in dieser Traditionsstätte sind schon was ganz besonderes», strahlte der 32-jährige 2,02 Meter-Mann. Ein gehöriger Motivationsschub, der auch Unzulänglichkeiten im Trainingsbetrieb der TSG Münster (Hallenkapazitäten, wechselnde Trainingsstätten) besser bewältigen lässt.

Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Nositschka; Hoffmann (3), Trautvetter (4), Sklenak (4), A. Wöhler (2), Luther (3), Schiffner, K. Wöhler, Weidner, Jauernik (4), Prokopec (3/1), Szep-Kis (3), Hartfiel
TSG Münster: Rebstock, van de Mortel; Conradt (4), Bohnert (2), Immel (6), Quilitzsch, Weber (6), Olbrich (2), Wernig (4), Ochs (1), Buschsieper (5/3), Zapototschny, Mauch (1), Pausch, Neukirchen

Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min./ Rot gegen Sklenak nach grobem Foulspiel (46.); Münster 5 x 2 Min.

Siebenmeter: Eisenach 4/1; Münster 3/3

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