ThSV: Hitzige Schlusssekunden

Der ThSV Eisenach entführte nach der längsten Auswärtsfahrt der Saison (800 Kilometer) mit einem 29:29 (14:13) bei der HR Ortenau einen Zähler und verabschiedete sich mit 9:1 Punkten aus den letzten fünf Begegnungen in das trainingsfreie Osterfest. Hitzige Schlusssekunden prägten die Partie am Gründonnerstag vor 600 Zuschauern in der kleinen Mörburghalle in Schutterwald. Die krisengeschüttelten Gastgeber mit dem Ex-Eisenacher Till Bitterlich als Kapitän setzten mit einem zahlenmäßig kleinen, aber qualitativ gutem Aufgebot während der gesamten Partie auf langatmigen Spielaufbau, auf von den schwachen Unparteiischen Hilfinger/Kroner (Ulm/Senden) großzügig tolerierter Tempoverschleppung. Den Eisenachern, so räumte deren Coach Maik Handschke ein, bereitete die offensive Deckung der Hausherren einige Probleme. «Die Begegnung stand über 60 Minuten auf des Messers Schneide», betonte Maik Handschke. Beim 7:9 (Prokopec, 16.) und 19:21 (Sklenak, 45.) hatte sein Team die Nase vorn, beim 12:10 (Stock, 23.) und 24:22 (Bitterlich, 49.) die HR Ortenau. In den Schlusssekunden brannte es dann allerdings lichterloh. Eisenachs Kapitän Karsten Wöhler verwandelte nach Regelwidrigkeit an Benjamin Trautvetter vom Punkt zum 27:28 (56.). Der routinierte Rückraumspieler Martin Valo traf zum 28:28-Ausgleich (57.). Beim Versuch, energisch in Richtung Tor zu ziehen, wurde Eisenachs Karsten Wöhler brutal gestoppt. Die Spielleiter verhängten lediglich eine Zeitstrafe gegen Mark Hafner. In Überzahl misslang den Eisenachern (Sklenak) ein Zuspiel zur Kreismitte (58.). Der torgefährliche (9 Treffer), in der Abwehr jedoch oftmals mit unsauberen Mitteln arbeitende Michael Stock, jagte exakt 60 Sekunden vor Ultimo das Leder weit über Eisenachs Kasten. Im Gegenzug brachten die Thüringer Karsten Wöhler auf Linksaußen in Wurfposition, doch der gute HRO-Keeper Daniel Sdunek meisterte den Ball. Die Riesenchance für die Gastgeber zum Siegtreffer. Leichtfüßig und energisch zugleich setzte sich Sandro Catak aus dem linken Rückraum zum Kreis ziehend zum 29:28 durch. Riesenjubel bei den Gastgebern, waren doch nur noch 12 Sekunden zu spielen. Eisenachs Tomas Sklenak schnappte sich das Leder, zündete den Turbo und marschierte zum 29:29-Ausgleichstreffer durch. Da zeigte die Uhr noch 5 Sekunden Spielzeit an. «Jetzt hätte ich mir weniger Emotionen gewünscht. Besser, wir hätten uns etwas zurückgenommen», erklärt Eisenachs Trainer Maik Handschke die «Rudelbildung», die Folgen zumindest für das nächste Heimspiel gegen den TV Hüttenberg (Samstag, 18.04.09) haben könnte. Im Spielprotokoll ließt sich das dann so: «Disqualifikation für Eisenachs Tomas Sklenak, Spielzeit 59.59, Spielstand 29:29, nach Wegstoßens des Gegenspielers unmittelbar nach dem Anwurf. Zeitstrafe für Philipp Lindner. Eisenachs Adrian Wöhler warf mit dem Ball seinem Gegenspieler unmittelbar nach Spielende an. Eisenachs Karsten Wöhler traf bei einem Gerangel nach Spielende einen Gegenspieler im Gesicht.» Die beiden letztgenannten Vorkommnisse waren zumindest keineswegs nach Spielende, denn nach einer mehrminütigen Unterbrechung gab es einen – letztlich erfolglosen – Freiwurf für die HR Ortenau gegen nur noch zu viert auf dem Parkett stehende Eisenacher. Dann war erst Schluss. «Ich hätte euch gern noch einen reingelegt», flachste der viele Jahre das ThSV-Trikot tragende HRO-Kapitän Till Bitterlich nach dem Abpfiff mit den Eisenacher Fans. Seine sportliche Zukunft und die des Leistungshandballs in der Region Ortenau ist offen. Unschön die Verbalattacken schon im Spielverlauf der HRO-Mannschaftsverantwortlichen in Richtung Eisenacher Bank. Völlig deplatziert, die Zuschauerpöbeleien gegen Eisenachs Trainer Maik Handschke lange nach Spielende.

Tempoverschleppung, Devise der HR Ortenau
Die Eisenacher begannen mit Alexander Schiffner auf Linksaußen und Daniel Luther im rechten Rückraum, trafen durch Pavel Prokopec zum 0:2 (5.). Die Hausherren störten mit Michael Stock als «Staubsauger» vor der eigenen Abwehr den Spielfluss der Gäste. Um diesen zu erhöhen, brachte ThSV-Coach Maik Handschke frühzeitig Routinier Krisztian Szep-Kis im rechten Rückraum. Der 37-jährige Linkshänder traf sogleich im Doppelpack zum 3:5 (10.). Pavel Prokopec versenkte scharf und präzise zum 7:9 (16.). Die Eisenacher scheiterten mit ihren Würfen jedoch mehrfach am gut aufgelegten Daniel Sdunek im HRO-Kasten. Ihnen gelang es nicht, wie erhofft, mit viel Tempo die Deckung der Gastgeber außer Puste zu bringen. Vom Innenblock abgeblockte Würfe waren Ausgangspunkt für Tempogegenstöße der Hausherren zum 12:10 (23.). Der nach wie vor klangvolle Rückraum (Valo, Garbacz, Catak) fand nach langatmigen Ballstafetten immer wieder Lücken zum eigenen Torwurf oder zu genauen Zuspielen zu Till Bitterlich an der Kreismitte. Maik Handschke wechselte sein Personal, beorderte Girts Lilienfelds auf Rechtsaußen und Daniel Luther in den rechten Rückraum. Daniel Luther stellte dann auch gleich seine Wurfkraft unter Beweis (12:11, 24.). Radek Musil im ThSV-Gehäuse steigerte sich, konnte nun mehrfach parieren. Aufreizend bedächtig, geradezu einlullend der Spielaufbau der Gastgeber mit Unterstützung der Spielleiter, um Kräfte zu sparen. Pavel Prokopec wurde regelwidrig gestoppt. Ohne Lehren aus der Vorwoche zu ziehen, der gefoulte Spieler soll selbst nicht werfen, scheiterte der Tscheche vom Punkt an HRO-Schlussmann Daniel Sdunek (28.). Michael Stock traf zur 14:13-Halbzeitführung für die Gastgeber.

Tomas Sklenak sichert einen Punkt
Mit der Einwechslung von Karsten Wöhler zu Beginn der zweiten 30 Minuten wurde das Angriffsspiel der Eisenacher über beide Außenpositionen deutlich lebhafter. Das war auch nötig, wurden die Würfe aus dem Rückraum immer wieder abgeblockt. Tomas Sklenak staubte vom Kreis zum 15:15-Ausgleich ab (36.). Girts Lilienfelds traf von Rechtsaußen zum 16:16 (39.). Der erste ThSV-Treffer der Partie über Außen. Mit viel Dusel rutschte ein Sklenak-Ball zum 17:18 (40.) über die Linie. Karsten Wöhler lochte von Linksaußen zum 18:20 (44.) ein. Das Tempo durchgängig zu forcieren, gelang den Wartburgstädtern nicht. Den spielerischen Glanz der vergangenen vier Spiele versprühten sie an diesem Tag nicht. Eine Überzahlphase nutzten die Gastgeber durch Anspiele zum Kreis zu Sandro Catak und zu Till Bitterlich, um ihrerseits mit 24:22 (49.) und 26:24 (54.) in Führung zu gehen. Per Rückhandwurf (Trautvetter) und kraftvollem Einsatzes von Linksaußen durch Karsten Wöhler glichen die Eisenacher zum 26:26 (55.) aus. Die Ortenauer Rückraumrecken Martin Valo und Grzgeorz Garbacz schmorten auf der Strafbank. Doch in 4:6 Unterzahl traf Michael Stork zum 27:26 (56.). Sekunden später lag ein Karsten-Wöhler-Ball zum 27:27 im Netz, die hoch dramatische Schlussphase war eingeläutet.

In aufgekratzter Stimmung startete die ThSV-Crew unmittelbar vor den Toren von Straßburg gen Thüringen. Da stimmte selbst Trainer Maik Handschke im Mannschaftsbus ein Lied an. Um 3.30 Uhr des Nachts wünschten sich die Spieler vor der Werner-Aßmann-Halle ein frohes Osterfest und verabschiedeten sich in die trainingsfreien Festtage. Am Ostermontag, um 18.00 Uhr, bittet Maik Handschke seine Schützlinge jedoch zur nächsten Trainingseinheit…

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Statistik

HR Ortenau: Sduenek, Ritschel, Henne; Hafner (2), Garbacz (5), Bitterlich (5), Stock (9), Geppert, Catak (5), Gerber, Valo (3)

ThSV Eisenach: Musil, Nositschka; Hoffmann (1), Trautvetter (2), Sklenak (6), A. Wöhler, Lindner, Luther (4), Schiffner (1), K. Wöhler (5/2), Lilienfelds (2), Prokopec (6), Szep-Kis (2)

Siebenmeter: HR Ortenau 2/1 – ThSV Eisenach 3/2

Zeitstrafen: HR Ortenau 4 x 2 min.; ThSV Eisenach 3 x 2 Min./ Rot gegen Sklenak (60.), Disqualifikation