ThSV in der Kölnarena vom VfL klar bezwungen

Der ThSV Eisenach fiel beim Gastspiel in der mit nahezu 10500 Zuschauern gefüllten Kölnarena in längst vergessen geglaubte Zeiten zurück. Mit viel Optimismus angereist, kassierten die Wartburgstädter eine derbe Schlappe. Gastgeber VfL Gummersbach, zum Vorjahr personell aufgerüstet, feierte hingegen bei seinem 5. «Heimspiel» in der Kölnarena mit einem 33:23 (15:8) den ersten Sieg. Die Thüringer enttäuschten hingegen auf der ganzen Linie. Von den gepriesenen Tugenden wie Leidenschaft, mannschaftliche Geschlossenheit und Freude am gemeinsamen Handballspielen war an diesem Tag nichts zu sehen.

EISENACH IN ABWEHR UND ANGRIFF ZU BIEDER
Gummersbach präsentierte sich vom Anpfiff mit Leidenschaft in der Abwehr und im Angriff. Die Gastgeber strahlten von allen Positionen Torgefahr aus. Der Koreaner Kyung-Shin Yoon (8 Tore), über Jahre die alleinige Torefabrik des VfL Gummersbach, hatte durch die Neuzugänge Ivan Lapcevic (7 Treffer) und Jordi Fernandez (6), an der Seite von Kapitän und Regisseur Francois-Xavier Houlet (5), beste Unterstützung. Die Eisenacher agierten zu bieder nach vorne, offenbarten in der Abwehr riesige Lücken. Sie benötigten über 16 Minuten zum ersten Feldtor. Stephan Joulin, frühzeitig für Ronny Göhl auf Rechtsaußen gekommen, verkürzte auf 3:7 (aus Eisenacher Sicht). In der von vielen Unterbrechungen geprägten 1. Halbzeit (Pflege von verletzten Spielern, Wischen der Spielfläche)ließ Gummersbach von Beginn keinen Zweifel am Ausgang der Partie aufkommen. Weder Jonny Jensen noch Preben Vildalen vermochten das Eisenacher Spiel in den Griff zu bekommen. Missverständnisse, wie zwischen Jensen und Just in der 14.Minute, Houlet «dankte» mit dem Treffer zum 6:2, ausgelassene Torchancen, wie von Göhl in Überzahl nach 12 Minuten, bestärkten die Gastgeber, verunsicherten die Eisenacher. Eine Auszeit von Trainer Peter Rost und personelle Wechsel brachten nicht die erhoffte Wirkung. Druckloses Angriffsspiel der Eisenacher beantwortete Gummersbach mit Angriffspower. Eisenachs Abwehr war überfordert, weil sie von sonstiger Form weit entfernt war. Beim Stand von 12:6 (23.) kam Karsten Lehmann für Dragan Jerkovic ins ThSV-Tor. Am Spielverlauf änderte sich nichts. Zu eindeutig dominierte der Altmeister. Aus 21 Würfen in der 1. Halbzeit resultierten beim VfL Gummersbach 15 Tore. Von 16 Würfen fanden nur 8 beim ThSV Eisenach den Weg ins Netz. Gummersbachs Keeper Jan Stankiewicz meisterte 7 Bälle, das Eisenacher Duo Jerkovic/Lehmann ganze 3. Der 15:8 Pausenstand war die logische Folge.

EISENACH GING IM ANGRIFFSWIRBEL UNTER
Nach Wiederanpfiff änderte sich nichts am Spielverlauf. Die knapp 200 mitgereisten Eisenacher Anhänger mussten mit ansehen, wie ihre Lieblinge «Land unter» meldeten. Sergio Casanova erwischte einen rabenschwarzen Tag. Der Spanier scheiterte nach 32 Minuten aussichtsreich am Gummersbacher Keeper. Der folgende Tempogegenstoß führte zum 17:9 durch Jordi Fernandez (33.). Gummersbach kombinierte frisch und munter, zauberte sogar, wie beim Kempa-Treffer durch Yoon auf Bommes-Vorlage zum 22:14 (43.). Auf Eisenacher Seite vermochte sich eigentlich nur Stephan Just, mit 9 Treffern auch bester Werfer, hin und wieder durchzusetzen. Seine Quote, 11 Würfe – 9 Tore = 82 % Effektivität, blieb fast die Ausnahme. Alle personelle Varianten fruchteten beim ThSV Eisenach nicht. Till Bitterlich rückte in die Abwehr, Elmar Romanesen besetzte den rechten Rückraum. Der Vfl Gummersbach dominierte nach Belieben, konterte die hausbacken agierenden Eisenacher nach allen Regeln aus. Kyung-Shin Yoon nutzte einen dieser Tempogegenstöße zur erstmaligen 10-Tore-Führung (27:17, 49.Minute). Auch ein erneuter Wechsel im Eisenacher Gehäuse, Jerkovic kam zurück, konnte die Angriffswucht der Gummersbacher nicht stoppen. Sie kombinierten und wirbelten nach Herzenslust zum 33:23 Endstand. Riesige Freude im Lager des VfL Gummersbach, Ernüchterung beim ThSV Eisenach. Solche Schlappen sollten eigentlich der Vergangenheit angehören, unterlagen die Eisenacher im Vorjahr selbst in Kiel, Magdeburg und Lemgo nur mit ein oder zwei Treffern Differenz. In der ersten Etappe der Vorsaison kassierte der ThSV Eisenach allerdings auch eine deftige Klatsche in Willstätt, um dann zu einem Höhenflug anzusetzen…..

STATISTIK
Gummersbach: Stankiewicz, Panzer (bei 1 Strafwurf); Ilper (1), Rastner (3), Yoon (8/4), Houlet (5), Lapcevic (7), Schröder, Plohmann, Kurtagic, Bommes (3), Fernandez (6)
Eisenach: Jerkovic (1.- 23., 49.-60.), Lehmann (23.-49.); Romanesen, Wöhler (1), Joulin (5/3), Amalou (1), Vildalen (3), Reuter (4), Jensen, Just (9/5), Göhl, Casanova
Zeitstrafen: Gummersbach 3 x 2 Min.;Eisenach 3 x 2 Min.
Siebenmeter: Gummersbach 4/4; Eisenach 9/8
Schiedsrichter: Graf/Mahlich (Coswig/Stendal)
Zuschauer: 10479 in der Kölnarena

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STIMMEN NACH DEM SPIEL
Peter Rost (Trainer des ThSV Eisenach):
Dies ist eine herbe Niederlage. Nach dem deutlichen Erfolg über Pfullingen wollten wir uns als Tabellenführer in der Kölnarena anders präsentieren. Wahrscheinlich haben doch einige meiner Spieler nach dem Kantersieg über Pfullingen «abgehoben». Uns unterliefen viele Fehler, die Wurfleistungen waren schwach. Nahezu ausschließlich Einzelaktionen bestimmten unser Auftreten. Gummersbach, mit Leidenschaft in der Abwehr, so wie ich es von meiner Mannschaft erwartet hatte, war in der Abwehr und im Angriff dem ThSV Eisenach klar überlegen. Daher geht der Sieg auch in dieser Höhe in Ordnung. Gummersbach wird mit dieser Mannschaft sicher eine sehr gute Rolle in der 1. Bundesliga spielen. Wichtig für uns, wir müssen aus dieser Niederlage lernen, die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, nach solchen Niederlagen wieder aufzustehen. Das werden wir auch jetzt beweisen.

Sead Hasanefendic (Trainer Gummersbach):
Wir sind über die Art und Weise des Sieges sehr zu frieden. Eisenach ist bekannt als beweglich und kämpferisch auftrumpfende Mannschaft. Das wertet unseren 10-Tore-Sieg auf. Alle beim VfL Gummersbach haben bravorös gekämpft und gespielt. Wir boten eine tolle Leistung vor einer tollen Kulisse in der Kölnarena.

Carsten Sauer (Manager Gummersbach):
Wir sind mit dem Zuschauerzuspruch sehr zufrieden. Immerhin kamen gegen die vermeintlich «graue Maus» ThSV Eisenach fast 10500 Zuschauer.

Thomas Dröge (Manager Eisenach):
Über den Auftritt unserer Mannschaft bin ich enttäuscht. Gummersbach hat sich gezielt punktuell verstärkt, wird eine gute Rolle in dieser Saison spielen. Vom Fluidum in der Kölnarena bin ich begeistert. Toll, wie die ganze Sache vermarktet wird.

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