ThSV in Erlangen: Einfach nur enttäuschend

Am zweiten Spieltag der neuen Saison bot der ThSV Eisenach ohne seinen verletzten Kapitän Karsten Wöhler beim HC Erlangen eine auf der ganzen Linie enttäuschende Vorstellung. Der Aufsteiger bejubelte vor 900 Zuschauern durch einen völlig verdienten 35:29 (17:15)-Erfolg die ersten Pluszähler.
Die mit zahlreichen Verletzungsproblemen ringenden Wartburgstädter indes stehen nach der zweiten Niederlage und damit ohne Pluszähler schon gewaltig unter Druck. «Mit unserer Hungrigkeit auf Erfolg und unserer Freude am gemeinsamen Handball wollen wir die Erfahrung der Konkurrenz wettmachen», schilderte Erlangens Mario Schmidtke die Stimmung im eigenen Lager. Gegen die Wartburgstädter ist dies bestens gelungen. Die Erlanger «Bubis» (Durchschnittsalter 22 Jahre) stellten mit schnellen Ballstafetten zu allen drei Kreispositionen die Eisenacher Abwehr vor unlösbare Aufgaben, kompensierten damit ihre fehlende Torgefahr aus dem Rückraum bestens. «Wie Schlaftabletten», so der sarkastische Kommentar von Eisenachs Aufsichtsratsmitglied Jürgen Beck zum Abwehrverhalten der eigenen Mannschaft. Aber auch im Vorwärtsgang herrschte oftmals Kopflosigkeit. «Unsere Fehler bei eigenem Ballbesitz in der zweiten Halbzeit, und davon gab es viele, bestrafte Erlangen mit konsequentem Konterspiel», gestand Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus. Da passte es so richtig ins Bild, dass nach einem Wechselfehler Benjamin Trautvetter seine dritte Zeitstrafe kassierte und die Partie für ihn damit vorzeitig beendet war (42.). Der bereits nach 25 Minuten für Radek Musil ins Eisenacher Gehäuse gekommene Andreas Nositschka stand reihenweise frei vor ihm auftauchenden Erlangern gegenüber, fühlte sich wie in einer «Schießbude», verhinderte mit neun abgewehrten Bällen weitere Einschläge. Routinier Radek Musil bekam bei den Würfen von den Außenpositionen keine Hand ans Leder und hatte frühzeitig seinen Platz für den wenige Tage zuvor 21 Jahre jung gewordenen Torhüter-Kollegen geräumt.

Erlangen setzt Eisenach über die Außenpositionen matt
«Phasenweise standen wir in der ersten Halbzeit in der Abwehr recht gut, öffneten wenige Augenblicke später durch eklatante individuelle Fehler die Tür zum Torwurf für Erlangen», befand Hans-Joachim Ursinus. Die unmittelbar vor dem Anpfiff nochmals aufgezeigten Laufwege schienen nur noch Schall und Rauch. Doch es gab auch Positives. Nach einem raffinierten Heber über den Torwart-Riesen Andreas Bayerschmidt hatte Adrian Wöhler, für seinen verletzten Bruder Karsten auf Linksaußen beginnend, seine Farben mit 9:8 in Führung gebracht (16.). Diese und weitere konnten jedoch nicht behauptet werden. Unvorbereitet hämmerte Eisenachs Pavel Prokopec das Leder in Richtung Erlanger Kasten. Der bestens aufgelegte Erlanger Schlussmann blieb Sieger, zog mit glänzenden Paraden auch Adrian Wöhler den Zahn. Benjamin Trautvetter traf mit seinem einzigen Treffer zum 11:10 (21.) für seine Farben. Der letzten ThSV-Führung. Ein ungenaues Zuspiel zum Kreis, ein Fangfehler waren die Auslöser der Erlanger Treffer in Unterzahl (!) durch Sebastian Kirchner von Außen zur eigenen 13:11-Führung (25.). Unmittelbar nach dem Seitenwechsel konterte der Aufsteiger die geradezu konsterniert wirkenden Eisenacher zum vorentscheidenden 23:17 (39.) aus. Ein von Nositschka parierte Strafwurf konnte das Unheil nicht stoppen. ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus holte den Fahrkarten produzierenden Pavel Prokopec und den bis dato unter seinen Möglichkeiten bleibenden und mit zunehmender Spielzeit abbauenden Tomas Sklenak vom Parkett, brachte Daniel Luther und Christoph Jauernik. Nach dem vorzeitigen Aus für Benjamin Trautvetter übernahm Philipp Emmelmann dessen Position am Kreis. «Erst die jungen Spieler waren mit jenem Engagement bei der Sache, das ich von den gestandenen erwartet hatte», gestand Hans-Joachim Ursinus. Ganz anders beim HC Erlangen. Die Begeisterung aller Erlanger Spieler, vom 31-jährigen «Veteran» im Tor bis zum 19-jährigen Sebastian Kirchner war bis zum letzten Tribünenbesucher spürbar. Bastian Krämer tummelte sich nach Herzenslust an der Kreismitte und später beim Versenken von Tempogegenstößen, bejubelte 12 Treffer! Hrovje Horvat, der Coach des HSC Coburg, in zwei Wochen zum bayrischen Derby in Erlangen zu Gast, dürfte an diesem Tag als Zuschauer wichtige Erkenntnisse mitgenommen haben. Der HC Erlangen praktizierte jenes Konterspiel, das sich der ThSV Eisenach eigentlich für die Saison geschneidert und im DHB-Pokal in Bittenfeld auch erfolgreich praktiziert hatte. «In neunwöchiger intensiver Vorbereitung haben wir an unserem System gearbeitet», schüttelt Hans-Joachim Ursinus nach einer schlaflosen Nacht am Tag danach den Kopf. Die nun eingezogene Unruhe, der enorme Erfolgsdruck ist für den am Dienstag erwarteten Neuzugang Girts Lilienfelds kein guter Einstieg. Am Samstag, 20.09.08 im Heimspiel gegen die TSG Friesenheim müssen zwei Pluspunkte her. Ein überaus stürmischer Herbst kündigt sich an.

Statistik
HC Erlangen: Bayerschmidt, Zipf (bei einem Siebenmeter); Müller, Schwandner (2), Wannemacher (1), G. Münch (1), Kirchner (3), H. Münch, Nienhaus (3), Krämer (12/1), Auer (3), Schmidtke (4), Stumpf (6/2)

ThSV Eisenach: Musil, Nositschka (ab 25.); Hoffmann (2), Trautvetter (1), Lipsky, Sklenak (4), A. Wöhler (3), Luther (3), Emmelmann (1), Schiffner, Weidner, Jauernik (5/4), Prokopec (4), Szep-Kis (6)