ThSV jubelt erneut – jetzt auch im DHB-Pokal

Am Freitagvormittag wird in Deutschlands Handballzentrale in Dortmund die 3. DHB-Pokal-Hauptrunde ausgelost. Mit im Topf, der ThSV Eisenach. Mit dem Schwung der Punktspiele bezwangen die Wartburgstädter nach einem packenden Pokalkrimi Bayer Dormagen mit 32:31 (14:15). «Die jungen Eisenacher Himmelsstürmer verblüffen, imponieren mit Leidenschaft und taktischem Verständnis», war Bayer-Coach Kai Wandschneider voll des Lobes über die ThSV-Crew. Mit enormer Willenskraft und Kampfstärke, unterstützt durch die eigenen Fans, wurde ein mehrfacher 4-Tore-Rückstand gegen den Tabellenführer der 2. Liga aufgeholt. Eine Verlängerung lag in den Schlusssekunden jedoch in Reichweite. Nachdem Kilian Kraft zuvor sieben Strafwürfe sicher verwandelt hatte, scheiterte der Schwarzschopf beim Spielstand von 32:31 im achten Versuch am Ex-Suhler Matthias Reckzeh im Bayer-Kasten. Hochdramatische Sekunden folgten. Die Gäste nahmen fünf Sekunden vor der Sirene ihren Schlussmann zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Parkett. Freiwurf für Dormagen. Eisenachs Karsten Wöhler attackiert sofort und muss auf die Strafbank. Noch zwei Sekunden. Erneuter Freiwurf aus dem linken Rückraum für Bayer Dormagen. Ablage zum Rückraum-Hünen Madej Dmytruszynski. Dessen Kracher pariert jedoch der junge Andreas Nositschka im ThSV-Kasten und wird anschließend von seinen Teamkollegen, vornweg Timo Meinl, vor Freude schier erdrückt. «Unsere mutige Entscheidung, Stammkeeper Timo Meinl wegen einer leichten Verletzung im zweiten Abschnitt auf der Bank zu belassen, kein Risiko einzugehen, wurde belohnt», frohlockte Eisenachs Trainergespann Ursinus/Henkel. Hans-Joachim Ursinus trat nach dem Pokalerfolg jedoch gleich auf die Euphoriebremse. «Dieser Sieg hat einen großen Imagewert für den ThSV Eisenach. Doch es gilt festzustellen, wir sind bei weitem noch keine Spitzenmannschaft. Wir müssen kontinuierlich weiterarbeiten, im spielerischen Bereich zulegen. Wir werden jedoch auch mit dem Pfund unserer im Sommer erarbeiteten Athletik wuchern», erklärte der ThSV-Coach. Eine Prüfung auf Herz und Nieren steht am Freitag, 21.09.07 ins Haus. Um Meisterschaftspunkte gastieren die Eisenacher beim TV Hüttenberg (Anwurf um 20.00 Uhr in der Sporthalle Gießen-Ost!).

Das Spiel
Die Eisenacher starteten in der erwarteten Formation. Mit einer offensiv ausgerichteten Deckung streuten die Gäste gehörig Sand ins Eisenacher Getriebe. Ballverluste und Tempogegenstöße waren die Folge (3:5). Linkshänder Vladimir Bojinovic kam nicht wie zuletzt zum Zuge und wurde frühzeitig auf die Bank beordert. Kilian Kraft bildete mit Tomas Sklenak und Till Riehn die Rückraumbesetzung. Benjamin Trautvetter wurde immer wieder am Kreis in Szene gesetzt. «Ihn bekamen wir einfach nicht unter Kontrolle, unterbanden aber auch nicht die Zuspiele», kritisierte Bayer-Coach Kai Wandschneider seine Schützlinge. Hellwach nutzte Benjamin Trautvetter einen Bayer-Lapsus zum 7:7-Ausgleich (16.), besorgte wenig später die erstmalige Führung für seine Farben (8:7, 18.). Die Hausherren vernachlässigten jedoch das Spiel über die Außen. Die nicht in Bestbesetzung angereisten Gäste (es fehlten beispielsweise die verletzten Kjel Landsberg, Michiel Lochtenbergh und Peter Sieberger) kamen immer wieder zu Ballgewinnen. «Bei hohem Tempo unterliefen uns zu viele Fehler», bemängelte Hans-Joachim Ursinus mit Blick auf die erste Halbzeit. Die Gäste trafen aus allen Positionen. Der junge Maximilian Holst nutzte seine Einsatzchance beherzt, traf beispielsweise von Linksaußen zum 12:14 (28.).
Zurück aus den Kabinen zeigten sich die Hausherren unkonzentriert, kassierten binnen weniger Sekunden drei Treffer zum 14:18 (32.). Der eingewechselte Christoph Jauernik setzte gleich doppelt aus schlechter Position und verfrüht zum Torwurf an. Dormagens Tobias Plaz traf stattdessen von Rechtsaußen zum 16:20 (36.). Mit verschiedenen Deckungsvarianten stellten die Eisenacher die Gäste vor veränderte Situationen. Im Vorwärtsgang wurde das Tempo noch forciert, Dormagen zum Kampf gestellt. Die Gäste vermochten sich der Angriffsflut und Einsatzbereitschaft der Eisenacher oftmals nicht regelkonform zu erwehren. Die Unparteiischen Klinkermann/Lutze aus Göttingen, die sich in der ersten Halbzeit mehrfach den Zorn der Eisenacher zuzogen, verhängten gegen Dormagen nun eine Vielzahl von Zeitstrafen und Siebenmeter. Kilian Kraft bewies Nervenstärke vom Punkt gegen beide Bayer-Schlussleute. Selbstbewusst zog der im Rückraum gekommene junge Daniel Luther zum 21:22 (41.) ab. Doch der Ausgleich fiel erst in der 47. Minute. Karsten Wöhler hob von Linksaußen das Leder zum 24:24 ins Netz. In Unterzahl antwortete der heiße Titelanwärter der 2. Liga Süd zum 24:26 (50.), schien beim 26:28 (52.) die besseren Karten zu haben. Die Eisenacher bliesen zur Schlussoffensive. Mit veränderter Rückraumbesetzung: Tomas Sklenak, Till Riehn und Kilian Kraft. Treffer fielen auf beiden Seiten im Sekundentakt. Martin Hoffmann «schummelte» sich zur Kreismitte, nahm ein eigentlich für Benjamin Trautvetter gedachten Ball auf und versenkte zum 28:28-Ausgleich (54.). Das Feuer loderte auf Parkett und Rängen. Kilian Kraft überwand Matthias Reckzeh vom Punkt zum 31:30 (56.). Hans-Joachim Ursinus schickte seinen 2-Meter-Mann Vladimir Bojinovic auf das Parkett. Der wuchtete gleich zum 32:30 (58.) ein. Eisenachs Tomas Sklenak agierte in Ballbesitz zu ungestüm. Stürmerfoul. Ballbesitz Dormagen. Maximilian Holst trifft von Linksaußen zum Anschlusstreffer für Dormagen. Noch waren 65 Sekunden zu absolvieren. Nach Foulspiel an Vladimir Bojinovic verhängten die Schiedsrichter den zehnten Strafwurf gegen Dormagen. Doch dieses Mal blieb Matthias Reckzeh Sieger. Hochdramatische Sekunden mit dem Happyend für den ThSV Eisenach folgten.

STATISTIK
ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (ab 31.); Hoffmann (4), Trautvetter (7), Kraft (9/7), Sklenak (2), A. Wöhler, Weiß, Riehn (1/1), Luther (2), Mellack (2), K. Wöhler (4), Bojinovic (1), Jauernik
Bayer Dormagen: Reckzeh, Mainka; Wisotzki (4), Holst (5), Schindler (1), Pfahl (3), Plaz (6), Henkel (2), Koke (3), Meyer (1), Moritz, Meckes (2), Laurencz (1), Dmytruszynski (3)
Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min. – Dormagen 9 x 2 Min.
Siebenmeter: Eisenach 10/8 – Dormagen 1/1

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