ThSV: Nicht unter die Räder gekommen
Im letzten Pflichtspiel des Jahres 2003 kassierte der ThSV Eisenach vor 6105 Zuschauern in der hochmodernen Color-Line-Arena der Hansestadt Hamburg die erwartete Niederlage. Das befürchtete Debakel blieb für die Thüringer allerdings aus, weil sie über die gesamte Distanz mit einer couragierten Leistung aufwarteten. Das seitens der Gastgeber erhoffte Schützenfest blieb aus. Der Tabellendritte HSV Hamburg kam gegen den Tabellenvorletzten zu einem 33:26 (16:11) Erfolg.
Die Wartburgstädter begannen mit Ronny Göhl auf Rechtsaußen, Evars Klesniks im rechten Rückraum und Till Bitterlich am Kreis. Moustapha Taj musste wegen ungenügender Trainingseinstellung die kompletten 60 Minuten auf der Wechselbank schmoren. Der 31-jährige Rechtsaußen wechselte im November von Hamburg ins Thüringische.
Gegen die mit internationalen Spitzenhandballern gespickten Hamburger war der ThSV Eisenach von Beginn auf Tempodrosselung bedacht, um die Gastgeber nicht in Fahrt kommen zu lassen. „Das ist für Mannschaften aus dem Tabellenkeller zumeist die Regel“, zeigte Hamburgs Coach Bob Hanning Verständnis, agierte er während seiner Zeit als Trainer in Willstätt ähnlich. Doch Hamburg legte ein rasches 5:1 (6.Min.) vor. Eisenach suchte und fand mit langen Ballstafetten den Torerfolg zum Anschlusstreffer (Klesniks zum 6:5, 12.). Mit Havard Augensen kam frischer Wind an die Kreismitte beim ThSV Eisenach. Der Norweger lieferte wohl sein bestes Spiel im ThSV-Trikot, war von Hamburg einfach nicht zu stellen, oder nur auf Kosten von Strafwürfen. Der sehr agile Sergio Casanova versenkte diese vom Punkt auch gegen den eingewechselten Oldie Goran Stojanovic. Mit schnellen Kombinationen und individueller Klasse (B. Gille) legte Hamburg ein 11:6 (17.) vor, weil es bei den Gästen erneut in puncto Chancenverwertung (Wöhler) haperte. Wurfpech gesellte sich hinzu, Bälle von Augensen (21.) und Göhl (25.) landeten am Holz. Eisenachs Regisseur Danijel Grgic suchte und fand immer wieder Havard Augensen am Kreis (14:10, Augensen, 27.).
Mit Kamel Ameddah („Er hatte sich durch Trainingsfleiß seinen Einsatz verdient“, so ThSV-Coach Matthias Allonge) auf Rechtsaußen ging, es in die zweite Spielhälfte. Mit einer offensiver ausgerichteten Abwehr versuchten die Eisenacher Hamburg zu beeindrucken. Das gelang nur bedingt. Schwerstarbeit verrichtete, mit Erfolg, weiter Havard Augensen am Kreis. Ein zerfetztes Trikot war der sichtbare Beweis. Endlich waren auch einmal Treffer aus dem rechten Rückraum auf Eisenacher Seite zu verzeichnen. Evars Klesniks zeigte, dass er das Torewerfen nicht verlernt hat. („Für sein Selbstvertrauen eminent wichtig“, so Ralf Illert, gemeinsam mit Günter Oßwald ehrenamtlich für das Management zuständig.) Bei den Hausherren kam nun allerdings Nationalspieler Pascal Hens in Torlaune. Der Ex-Wallauer traf mit gewaltiger Sprungkraft auch aus 12 Metern ins Netz (24:17, 43.). Gänzlich abschütteln ließen sich die Eisenacher nicht, wenn auch dumme Fehler und einige Undiszipliniertheiten manch ansehnliche Aktion stoppten. Ein Vilaniskis-Zuspiel „mit Ansage“ angelte sich Hamburgs Jansen. Eisenachs Kamel Ameddah versenkte zwei Bälle hingegen sicher. Und immer wieder ließ sich Havard Augensen nicht stellen. „Wir kassierten zu viele Treffer über den Kreis“, ärgerte sich Hamburgs Trainer Bob Hanning, was allerdings für den Eisenacher Kreisspieler spricht. Zu früh abgeschlossene Angriffsaktionen, ausgerechnet von erfahrenen Akteuren wie Wöhler, Vilaniskis und Casanova, verhinderten in der Schlussphase ein noch freundlicheres Ergebnis für die Wartburgstädter. Hamburg nutzte dies zu einfachen Treffern nach Tempogegenstößen. In der Schlussminute feierte der 18-jährige Mark Tetzlaff sein Bundesligadebüt in den Eisenacher Reihen. Die letzten beiden Treffer der Begegnung zum 33:26 Endstand markierten Sergio Casanova vom Siebenmeterpunkt und Philipp Karbe (60.Min.).
Eisenachs Trainer Matthias Allonge war besonders mit Havard Augensen, Evars Klesniks und Sergio Casanova zufrieden, bemängelte jedoch Undiszipliniertheiten einiger seiner Schützlinge.
STATISTIK
HSV Hamburg: Svensson (1.-13.), Stojanovic (13.-60.); Jansen (3/1), Ernelind (3), Agren, Knorr (1), Bjerre (3), Landsberg (3), B. Gille (6), G. Gille, Karbowski (3/1), Siniak (1), Belaustegui (4), Hens (6)
ThSV Eisenach: Jerkovic, Lehmann (n.e.); Wöhler (2), Karbe (1), Augensen (5), Vilaniskis (2), Ameddah (2), Bitterlich, Klesniks (4), Grgic (2), Göhl, Casanova (8/5), Tetzlaff
Siebenmeter: Hamburg 3/2 – Eisenach 6/5
Zeitstrafen: Hamburg 4×2 Min. – Eisenach 6×2 Min.
Schiedsrichter: Becker/Hack (Halberstadt)
Zuschauer: 6105 in der Color-Line-Arena Hamburg