ThSV ohne Kralle – Höhenflug gestoppt

Die Eisenacher waren hinreichend gewarnt. Im Vorjahr gab es ein Waterloo an gleicher Stelle, fegten die Gastgeber ein namhafteres ThSV-Aufgebot mit 46:24 vom Parkett. Bei der Neuauflage am Samstagabend stand dem TV Gelnhausen das Abstiegswasser bis zum Halse. Nackter Überlebenskampf war angesagt. «Wir wussten, die Hausherren würden mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln versuchen, uns zu stoppen», erklärte Eisenachs Coach Zdenek Vanek. Seine Schützlinge schienen das jedoch nicht verinnerlicht zu haben. Während die Gastgeber nahezu von Beginn die Kralle auspackten, standen die Eisenacher zu zahm in der Deckung. In «Bulldozer»-Manier hingegen räumten die abstiegsbedrohten Hessen auf und schöpften am Ende durch einen 33:30 (15:16) Erfolg neue Hoffnung in Sachen Klassenerhalt. Der Höhenflug des Eisenach mit 3 Siegen n Folge ist zumindest vorerst einmal gestoppt.

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Rückraum-Shooter Krisztian Szep Kis stand ThSV-Coach Zdenek Vanek mit Zbynek Vesely nur ein Linkshänder zur Verfügung. Doch die Eisenacher kompensierten dies zunächst gut. Till Riehn und Tomas Sklenak bestimmten die Musik. Gegen die rustikale Abwehrarbeit der Gastgeber setzten die Eisenacher technisch eleganten Tempowirbel. Eine Steilvorlage von Stefan Kneer drückte Daniel Baumgarten zum 3:5 (8.) ins Netz. Eine Kneer-Fackel schlug zum 5:8 (11.) ein. Viel Bewegung mit und ohne Ball war angesagt. Mit der Hereinnahme von Oldie Wolfgang Klimpke, lange Jahre mit Wetzlar in der 1. Liga, wurde die Abwehr der Hausherren bissiger. Die Gäste ließen zudem gute Chancen (Vesely) aus. Den Ausgleichstreffer der Gastgeber (9:9, 19.) beantwortete «Schlitzohr» Andre Kastelic aus schier unmöglichem Winkel, nahezu von der Grundlinie, im Doppelpack und versenkte zwei Strafwürfe sicher. Eisenach lag wieder 14:11 vorn (24.). Nach einem üblen Foul an Eisenachs Linksaußen Zbynek Vesely (24.) schrie es förmlich nach einer roten Karte. Die Unparteiischen Kaiser/Schmitz (Eggenstein) beließen es bei einer Zeitstrafe, bewiesen ausgedehnten Langmut bei den Körperattacken gegen die Eisenacher.
Eine leichtfüßig agierende 6:0-Deckung, dahinter ein erneut gut aufgelegter Karsten Lehmann (wehrte 19 Bälle ab), luchste den Hausherren das Leder ab. Philipp Emmelmann traf per Tempogegenstoß zum 12:16 (26.) für seine Farben. Doch leichtfertig wurde das 4-Tore-Polster aus der Hand gegeben. Andrej Kastelic brachte von Linksaußen das Leder nicht unter, Tomas Sklenak unterlief ein Stürmerfoul und Till Riehn zog verfrüht ab. Nach zwei parierten Bällen musste Karsten Lehmann den dritten Versuch zum 15:16-Anschlusstreffer für die Hausherren kurz vor der Halbzeitsirene passieren lassen.

Noch mehr unter Dampf kamen die Hausherren aus den Kabinen, angepeitscht durch einen fanatischen Hallensprecher. «Schläge ins Gesicht waren an der Tagesordnung. Wir zahlten nicht mit gleicher Münze zurück und gerieten auf die Verliererstraße», resümierte Eisenachs Coach Zdenek Vanek. Die Eisenacher bissen sich zudem am eingewechselten Jasmin Camdzic im Gelnhausener Kasten die Zähne aus. Andre Kastelic scheiterte vom Punkt und brachte auch den Nachwurf nicht unter (33.) Christian Hildebrand traf im Gegenzug zum 18:16 (34.). Binnen 8 Minuten drehten die Hessen die Partie vom 12:16 (26.) zum 18:16 (34.). Geradezu brav stand die Eisenacher Defensive. «Da muss auch auf den Außenpositionen konsequent zugepackt werden», kritisierte Zdenek Vanek. Die Eisenacher indes scheiterten, selbst in Überzahl (Baumgarten), immer wieder am Gelnhausener Schlussmann Jasmin Camdzic. Die Angriffseffektivität raste in den Keller. Stefan Kneer nahm sich Würfe, statt das Leder abzuspielen.Auch mit Stephan Mellack kam nicht mehr Linie ins ThSV-Spiel. Philip Deinet spazierte regelrecht durch die Eisenacher Abwehr. Beim 27:20 (46.) für den TV Gelnhausen war eine Vorentscheidung für die Gastgeber gefallen. Doch die Eisenacher fighteten, öffneten die Deckung, steckten die Attacken der Hessen weg. Tomas Sklenak scheute nicht den schmerzhaften Weg zum gegnerischen Kreis. Selbstbewusst setzte Till Riehn zu Schlagwürfen an, ließ sich auch durch Fehlwürfe nicht entmutigen. Treffer um Treffer wurde aufgeholt, trotz der «Holzfäller»-Abwehr auf der Gegenseite. Der 19-jährige Till Riehn, mit blauen Flecken übersät, brachte mit seinem Treffer zum 28:30 (aus ThSV-Sicht) nach 54 Minuten seine Farben wieder auf Tuchfühlung. Den 31. Treffer der Hessen beantwortete Philipp Emmelmann mit geschicktem Heber (29:31, 55.). Die Partie war wieder völlig offen. Die Phonestärke der mitgereisten Anhänger nahm deutlich zu. Doch die big points zu setzten, das vermochten die Eisenacher nicht. Till Riehn und der in der 2. Halbzeit blasse Andrej Kastelic brachten das Leder nicht unter. Gelnhausen machte beim 33:29 (59.) alles klar. Fazit: Nur mit schönem Handballspielen ist bei einem Team im Abstiegskampf kein Blumentopf zu gewinnen. Dennoch Gewissheit, die Niederlage wird den ThSV Eisenach nicht umwerfen. Gerade die Youngster haben wieder einiges gelernt.
Am kommenden Samstag, 18.02.06 kommt mit dem TV Hüttenberg die «Mannschaft der Stunde» in die Werner-Aßmann-Halle (Anwurf 19.30 Uhr). Dann wollen auch die Eisenacher wieder jubeln. Der Ticket-Verkauf in den bekannten Vorverkaufstellen ist angelaufen.

STATISTIK

TV Gelnhausen: Weber (1.-24.), Camdzic (ab 24.); Tallo (5), Grunwaldt (2), Hildebrand (4), Deinet (8), Justus (2), Djurdjevic, Schindler (3), Lisiecki (5/2), Hubbert, Weber (4), Klimpke

ThSV Eisenach: Lehmann, Nositschka ; Kneer (4), Sklenak (6), Weiß, Riehn (7/1), Emmelmann (4), Dau (1), Mellack, Baumgarten (1), Vesely (1), Kastelic (6/3), Liebetrau

Zeitstrafen: Gelnhausen 7 x 2 Min. – Eisenach 2 x 2 Min.
Siebenmeter: Gelnhausen 2/2 – Eisenach 5/4
Schiedsrichter: Kaiser/Schmitz (Eggenstein)

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