ThSV: Punktgewinn oder Punktverlust?
ThSV Eisenach, mit Karsten Lehmann als neuen Kapitän, holte ein Remis in Groß-Bieberau.
Es war die erste Punkteteilung in der laufenden Saison. Vom Gastspiel bei der TSG Groß-Bieberau kehrten die Wartburgstädter mit einem 30:30 (14:15) Remis zurück. In der Schlussphase einer ruppig geführten Partie, 36 Strafminuten und 4 rote Karten sprechen ihre eigene Sprache, war für die Männer aus der Werner-Aßmann-Halle alles möglich; Sieg, Niederlage oder eben Unentschieden. «Alles was Handball hergibt, positiv und negativ, war zu sehen», zumindest mit dieser Aussage fand Thomas Göttmann, der Trainer der TSG Groß-Bieberau, Zustimmung in beiden Lagern.
Die Eisenacher warteten mit drei Veränderungen gegenüber den zuletzt bitteren Niederlagen in Gensungen und zuhause gegen Kronau auf. Erstmals führte Karsten Lehmann die ThSV-Mannen als Kapitän auf das Spielfeld. Der bisherige Amtsinhaber Danijel Grgic traue sich die hohen Anforderungen von Trainer Runar Sigtryggsson an einen Kapitän nicht zu, lautete die Begründung für den Wechsel der Spielführerbinde.
Erstmals seit August vergangenen Jahres gehörte Philipp Karbe wieder zum Aufgebot und stand von Beginn mit Einsatzbereitschaft und Herzblut im Deckungsverband. (Sein Comeback fand nach der dritten Zeitstrafe in der 35. Minute ein vorzeitiges Ende.)
Wegen einer Viruserkrankung beschränkte sich der sonstige Spielertrainer Runar Sigtryggsson ausschließlich auf seine Rolle als Trainer. Seine Übersicht von der Bank als Nicht-Aktiver bekam dem Eisenacher Spiel merklich gut.
Und der Eisenacher Coach hatte gleich in die Taktikkiste gegriffen. Philipp Karbe und Andrej Kastelic operierten in der Defensive auf vorgeschobener Position. Für Karbe kam dann in der Offensive Danijel Grgic, der seine Spielintelligenz, seinen Spielwitz und auch sein technisches Können mehrfach aufblitzen ließ und sieben Feldtore markierte. Die TSG Groß-Bieberau hatten ihren «bissigen» Carsten Bengs als Abfangjäger vor der eigenen Deckung postiert. Der Ex-Kapitän von Wallau-Massenheim setzte aber auch in der Offensive auf Linksaußen vornehmlich in der ersten Halbzeit Akzente.
Mit schnellen Ballstafetten über beide Außen heizten die Eisenacher den Gastgebern ein. Ronny Göhl schloss einen Tempogegenstoß zum 2:4 (8.) ab. Als Krisztian Szep-Kis nur das Holz anvisierte, traf Carsten Bengs im Gegenzug zum 6:6 Ausgleich (12.). Stefan Kneer tankte sich zum 6:7 durch, um aber wenig später mit zwei Fehlern die erstmalige Führung der Hausherren (9:8, 17.) zu begünstigen. Das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter Karsten Lehmann klappte zudem überhaupt nicht. Nach dem 12:11 (24.) kam der junge Simon Herold ins ThSV-Gehäuse. Die Hausherren gestalteten ihr Überzahlspiel wesentlich effektiver. Gefahr drohte dem Gastgeber-Kasten, wenn Havard Augensen am Kreis angespielt wurde. Dieser konnte zumeist nur regelwidrig gestoppt werden. Die fälligen Siebenmeter verwandelte dieses Mal Andrej Kastelic alle sicher. Havard Augensen selbst markierte den 14:14 Ausgleich. Im ICE-Tempo sorgte Danjiel Grgic für die knappe Eisenacher Pausenführung (14:15).
Nach Wiederanpfiff der beidseitig kleinlich amtierenden Unparteiischen Hering/Schulte (Bamberg/Bischberg) waren die Eisenacher drauf und dran, eine Vorentscheidung zu erzwingen. Schlitzohrig zirkelte Grgic das Leder zum 16:17 in die Maschen (34.). Sekunden später überlistete Kastelic TSG-Schlussmann Markus Kredel zum 16:18. Eine wunderschöne Ballstafette schloss erneut Andrej Kastelic zum 16:19 (36.) ab. Beim Stand von 17:20 (38.) blieb zudem Simon Herold im Siebenmeterduell Sieger. Zwei Herausstellungen gegen Stefan Kneer und Krisztian Szep-Kis brachten Eisenach in Unterzahl und von der eigenen Linie ab. Plötzlich klappte beim ThSV nichts, bei der TSG hingegen alles. Sechs Groß-Bieberau-Treffer in Folge ließen die Führung zum 23:20 für die Einheimischen wechseln. Doch die Eisenacher ließen sich an diesem Sonntagnachmittag nicht wie in Gensungen «abschlachten», was Groß-Bieberau überhaupt nicht schmeckte. Eine nun praktizierte 3:3 Deckung erbrachte die erhofften Ballgewinne zum 23:23 Ausgleich (46.). Der wieder ins Tor zurückgekehrte Karsten Lehmann wehrte nun einige wichtige Bälle ab. Bei eigener 26:25 Führung und eigenem Ballbesitz unterlief Groß-Bieberau ein Wechselfehler, der erst durch Eisenacher Proteste vom einheimischen Zeitnehmertisch bemerkt wurde. Trotz Foulspiels von Jens Hrach versenkte Danjiel Grgic zum 26:26 (52.). Nun blühte Oliver Groß bei der TSG auf. Er brachte seine Farben immer wieder in Vorhand (29:28, 56.Min.). Krisztian Szep-Kis glich aus. Nach einem Ballverlust der Gastgeber lief sich der eingewechselte Philipp Emmelmann am Kreis frei und lochte zum 29:30 ein (57.). Groß-Bieberaus Torjäger Andreas Neumann egalisierte zum 30:30. Er und auf Eisenacher Seite Stefan Kneer brachten bei den folgenden Angriffen das Leder nicht unter. 25 Sekunden vor dem Abpfiff bot sich bei eigenem Ballbesitz den Thüringern die Chance, einen Spieler zum vielleicht Siegbedeutenden Torwurf in Position zu bringen. Zunächst zog Krisztian Szep-Kis verfrüht ab. Der Torhüter wehrte ab, aber nur ins Seitenaus. Weiter Ballbesitz für den ThSV Eisenach. Aus günstigerer Position trifft aber auch Stefan Kneer nicht ins Netz. Groß-Bieberaus Keeper will schnell den letzten Angriff einleiten. Kastelic und Kneer attackieren ihn, sehen die rote Karte. Doch die Spielzeit war bis auf zwei Sekunden herunter gelaufen. Zu einem gezielten Torwurf blieb selbst in 6:4 Überzahl den Einheimischen keine Zeit mehr.
Mit übelsten Beschimpfungen wurden die Eisenacher in die Kabinen geschickt, gestaltete sich die Pressekonferenz gar zu einem öffentlichen Tribunal gegen den ThSV Eisenach …!!
STATISTIK
TSG Groß-Bieberau: Kredel, Klinger; Bengs (5), Seeger (5), Woller, Neumann (6/1), Litzinger (2), Gunst, Hrach (1), Groß (7/1), Bauer (3), Beckmann (1)
ThSV Eisenach: Lehmann, Herold; Kneer (5), Karbe, Augensen (2), Emmelmann (1), Latchimy, Grgic (7), Göhl (3), Kastelic (9/6), Szep-Kis (3)
Zeitstrafen: Groß-Bieberau 7 x 2 Min. (Rot für Hrach nach 3. ZS, 15.Min.)
Eisenach 11 x 2 Min. (Rot für Karbe nach 3. ZS, 35.; Rot nach Unsportlichkeit für Kneer und Kastelic in der 60.Min.)
Siebenmeter: Groß-Bieberau 3/2 – Eisenach 6/6
Schiedsrichter: Hering/Schulte (Bamberg/Bischberg)
Zuschauer: 650