ThSV sieht sich um verdienten Lohn gebracht

Stinksauer verließen Mannschaft und die zahlreich mitgereisten Anhänger des ThSV Eisenach die Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen. Die gastgebende TSG Friesenheim bejubelte einen 32:29 (14:17)-Erfolg. Ein Sieg mit äußerst fadem Beigeschmack. Für die Wartburgstädter war die Leistung der Schiedsrichter D Allessandro/Kraaz (Ditzingen/Deizisau) eine Farce. «Sympathische Mannschaft. Sympathische Zuschauer. Sympathischer Trainer. Das soll es von mir gewesen sein», erklärte ein angefressener Eisenacher Trainer Hans-Joachim Ursinus mit Galgenhumor auf der Pressekonferenz.
Da ließ er allerdings die Szene in der 53. Minute außer acht, als Ordner (!) beim Stand von 26:25 die rasche Ausführung eines Eckballes durch Daniel Luther verhinderten. (Eine ähnliche Aktion in Eisenach hätte garantiert ein Vermerk im Spielprotokoll mit Folgen nach sich gezogen.).
In der Beurteilung von Zeitspiel, Stürmerfoul, Schrittfehlern und Foulspiel sahen sich die Eisenacher klar benachteiligt. «Blanker Hohn, fernab von jeglicher sportlichen Fairness. Die Spielleiter ließen uns keine Chance», saß der Frust noch einen Tag später bei Hans-Joachim Ursinus tief. Aktionen von Benjamin Trautvetter und Tomas Sklenak wurden als Stürmerfoul geahndet, wenn «Bulldozer» Nico Kibat Eisenachs Abwehr abräumte, wurde dies als regelkonform gewertet. Trautvetter und Sklenak wurden nahezu 60 Minuten unfair attackiert. Als Benjamin Trautvetter in der 51. Minute übelst gefoult wurde und seinem Unmut Luft machte, schickten ihn die Spielleiter für zwei Minuten auf die Bank. «Irgendwann kocht der Topf über», zeigte Hans-Joachim Ursinus Verständnis.
Er zollte seiner Mannschaft für ihre vorbildliche kämpferische Leistung im dritten Spiel binnen einer Woche ein dickes Lob. Selbstbewusst agierte Robert Weiß in Abwehr und Angriff, brachte Daniel Luther in der Schlussviertelstunde frischen Schwung im Rückraum. Bei Kilian Kraft indes wechselten wieder Licht und Schatten abrupt. Er war vor der Pause maßgeblich an der Führung beteiligt, stürzte mit kopflosen Aktionen im zweiten Abschnitt seine Farben in die Enge. «Mit insgesamt sieben technischen Fehlern ist er einfach zu unberechenbar, ein Unsicherheitsfaktor», gestand Hans-Joachim Ursinus.

Zu behäbig waren die Eisenacher in die Partie gestartet. Da war kein Dampf unter dem Kessel. Anders die Hausherren, Benjamin Matschke startete aus dem linken Rückraum erfolgreich durch. Der grippegeschwächte Christoph Jauernik vermochte nicht das Eisenacher Spiel auf Touren zu bringen. Friesenheim profitierte von Eisenacher Unzulänglichkeiten, legte ein 7:2 (11.) vor. Till Riehn rückte beim ThSV Eisenach auf die Regieposition, rotierte mit Tomas Sklenak und Kilian Kraft auf allen drei Rückraumpositionen. Nach dem 8:4 (14.) war der ThSV Eisenach in Abwehr und Angriff auf Betriebstemperatur. Da loderte das Feuer. Eine auf Ballgewinne orientierte aufopferungsvolle Abwehrarbeit war Ausgangspunkt für präzise Tempogegenstöße. In den folgenden knapp 16 Spielminuten bis zur Halbzeitpause setzten die Eisenacher den «Eulen» der TSG Friesenheim 13 Bälle ins Netz. Martin Hoffmann versenkte von Rechtsaußen zum 9:9-Ausgleich (20.). Noch hatten die Gastgeber die richtige Antwort parat. Benjamin Matschke traf zum 12:10 (23.). Die Wartburgstädter trumpften jetzt aber selbstbewusst auf, dominierten klar. «Ein totaler Bruch in unserem Spiel», konstatierte Thomas König, der Trainer der TSG Friesenheim. Den temposcharfen Angriffszügen der Eisenacher standen die Gastgeber nahezu hilflos gegenüber. Kilian Kraft bediente mustergültig Benjamin Trautvetter am Kreis. Die beiden Schwarzschöpfe wirbelten in dieser Phase nach Herzenslust. Benjamin Trautvetter luchste Friesenheim das Leder ab und startete selbst zum 14:14 (27.) durch. Auch die weiteren Treffer zum 14:17-Pausenstand gingen auf das Konto des Kreisspielers.
Nach dem Seitenwechsel drückte Robert Weiß selbstbewusst zum 14:18 (31.) ab, versenkte Karsten Wöhler nach einer Parade von Schlussmann Timo Meinl im schnellen Gegenzug zum 15:19 (33.). Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf. «Es folgte eine peinliche Hilfestellung für die Gastgeber», trieb es nicht nur Hans-Joachim Ursinus die Zornesröte ins Gesicht. Benjamin Trautvetter und Martin Hoffmann mussten kurz hintereinander auf die Bank. ThSV-Schlussmann Timo Meinl blieb beim Stand von 16:19 zunächst im Siebenmeterduell Sieger gegen Nico Kibat (34.). Ihre doppelte Überzahl nutzte Friesenheim zu Ballstafetten zu Linksaußen Philipp Grimm, der mit zwei Treffern den Anschluss markierte (18:19, 36.). Aufopferungsvoll kämpften die Eisenacher, steckten eigene Patzer weg, obwohl mit Tomas Sklenak erneut einer aus ihren Reihen auf die Bank musste. Benjamin Trautvetter traf in Unterzahl zum 18:20 (37.). Till Riehn tankte sich energisch zum 20:22 (40.) durch. Nach wenigen Ballpassagen hoben die Spielleiter bereits den Arm zum Zeitspiel. Eine Sklenak-Aktion wurde als Stürmerfoul geahndet. «Schon peinlich, was da entschieden wird. Bei soviel Schützenhilfe können wir uns nur selbst schlagen», gestanden einheimische Zuschauer. Nils Brandt traf, natürlich in Überzahl, zum 22:22-Ausgleich (44.). Daniel Luther kam beim ThSV Eisenach im linken Rückraum, agierte trotz noch nicht überwundenem Trümmerbruch der Nase ausgesprochen torgefährlich. Martin Hoffmann versenkte schnörkellos zum 22:23 (45.), der letzten Eisenacher Führung. «Um keinen Bruch hervorzurufen, musste ich mein Stammaufgebot trotz nachlassender Kräfte auf dem Parkett lassen», sah sich Friesenheims Trainer Thomas König bestätigt. Philipp Grimm per Siebenmeter und Benjamin Matschke sorgten für die Friesenheimer Führung (24:23, 47.). Daniel Luther glich aus. Karsten Wöhler bekam eine Zeitstrafe aufgebrummt. Friesenheim nutzte die Überzahl zum 26:24 (50.). Die Eisenacher fighteten. Benjamin Trautvetter traf trotz üblen Foulspiels – und musste wegen seiner «Beschwerdeführung» auf die Strafbank. Daniel Luther jagte das Leder, kurz zuvor noch von Ordnern an der raschen Ausführung eines Eckballes gehindert, was die ThSV-Anhänger zusätzlich in Rage brachte, zum 26:26 ins Netz. Tomas Sklenak zündete den Turbo, egalisierte die Friesenheimer Führung zum 27:27 (54.). Wurfpech für die Eisenacher bei Holztreffern von Martin Hoffmann (55.) und Daniel Luther (58.). Nach dem 29:27 ließ ein Sklenak-Treffer zum 29:28 (57.) die Eisenacher auf zumindest einen Zähler hoffen. «Dampfwalze» Nico Kibat marschierte zum 30:28 durch. Im Alles oder Nichts öffneten die Eisenacher ihre Abwehr. Stephan Pfeiffer im Friesenheimer Kasten und das Gebälk löschten den letzten Hoffnungsfunken der Thüringer…..

Statistik
TSG Friesenheim: Klier, Pfeiffer; Zellmer (4), Grimm (5/1), Spettmann, Brandt (7), Kibat (6/2), Matschke (8/1), Becker (1), Roth, Mindauga, Voronin, Salzer, Laubscher
ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (n.e.); Trautmann (2), Trautvetter (7), Kraft (4), Sklenak (4), A. Wöhler, Weiß (3), Riehn (3), Mellack, K. Wöhler (4/1), Jauernik, Luther (2)
Zeitstrafen: Friesenheim: 6 x 2 Min.; Eisenach 10 x 2 Min.
Siebenmeter: Friesenheim 6/4; Eisenach 1/1

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