ThSV-Talente dem Meister ebenbürtig
Der große Favorit strauchelte und wankte, fiel aber nicht. Im ersten Halbfinalspiel um die deutsche Meisterschaft der männlichen Jugend A unterlag der ThSV Eisenach vor über 400 Zuschauern in der ausverkauften Hörselberghalle in Wutha-Farnroda dem klar favorisierten SC Magdeburg hauchdünn mit 32:33 (13:15). Mit mehr Cleverness wäre eine Überraschung möglich gewesen. Ausgerechnet der beste Eisenacher an diesem Tag, Stefan Kneer, wurde in der Schlussminute zum tragischen Helden. Der im Angriff und in der Abwehr überzeugende Rotschopf scheiterte beim Stand von 32:32 völlig frei am Magdeburger Schlussmann. Im Gegenzug sorgte Robert Klatt mit seinem Treffer zum 32:33 für den überaus glücklichen Sieg des amtierenden deutschen Meisters. Die Eisenacher Youngster wiesen jedoch nach, dass sie den Abstand zur deutschen Spitze weiter verkürzt haben. Mit mannschaftlicher Geschlossenheit beeindruckten sie die mit 6 aktuellen Nationalspielern gespickten Gäste. Magdeburg setzte vor allem auf die individuelle Klasse ihrer Goalgetter Christoph Theuerkauf (11 Tore), Yves Grafenhorst (8) und Andreas Rogowski (6). «Die Spielpraxis in einer höheren Spielklasse, die eine oder andere Trainingseinheit mehr, das war wohl am Ende ausschlaggebend», resümierte Andreas Schwabe, der Coach des ThSV Eisenach. Die Magdeburger Youngster sind größtenteils bereits im Männer-Regionalligateam am Ball, das in dieser Spielklasse das Niveau entscheidend mitbestimmt, wie die SG Werratal, deren scheidender Trainer Hans-Joachim Ursinus in der Halle weilte, schmerzhaft im Vorjahr zur Kenntnis nehmen musste. Die ThSV-Youngster hingegen spielten eine Klasse tiefer, in der Oberliga Männer. «Als krasser Außenseiter haben wir uns dennoch bestens der tollen Kulisse präsentiert. Auch beim Rückspiel wollen wir uns ähnlich gut aus der Affäre ziehen», fügte Andreas Schwabe an.
Die Eisenacher begannen ballsicher und zielstrebig im Abschluss. Stefan Prudil powerte aus dem Rückraum zum 2:0 (4.). Maik Ehrhardt nutzte eine SCM-Schaltpause schlitzohrig zum 3:1 (5.). Christian Henkens blieb im Siebenmeterduell gegen Nationalspieler Andreas Rogowski Sieger (8.). Die vom Ex-DDR-Oberligaspieler Harry Jahns und dem aktuellen Magdeburger Erstliga-Co-Trainer Githa Licu betreuten Magdeburger merkten rasch, dass die Eisenacher nicht in Ehrfurcht erstarren. Kess und unbekümmert begegneten sie ihren namhaften Kontrahenten. Nach dem 5:4 durch den zum Zweitligisten Dessau wechselnden Nick Heinemann (10.) hatte Maik Ehrhardt ein neuerliches 2-Tore-Plus auf der Hand, doch der Linksaußen vertändelte. Eisenachs Schwäche an diesem Tag vom Siebenmeterpunkt, nur drei von sieben Strafwürfen zappelten im Netz, bewahrte die Gäste vor größeren Schwierigkeiten. Philipp Seitle und Nick Heinemann scheiterten binnen 100 Sekunden am SCM-Schlussmann. Doch nach dem 5:7 nutzte Eisenach Magdeburger Unzulänglichkeiten, Mark Tetzlaff traf zum 8:7 (17.). Der mit einem Wechsel zum Regionalligisten TV Jahn Duderstadt liebäugelnde Kapitän Christoph Jauernik konnte nicht wie zuletzt, die Spielführung an sich reißen. Mark Tetzlaff übernahm die Regieposition, der wuchtige Stefan Kneer kam in den linken Rückraum. Anspiele zum Kreis fanden jedoch nicht den Empfänger. Abschlussschwächen begünstigten die Pausenführung der Gäste (13:15). Auch nach Wiederanpfiff schienen die Magdeburger alles im Griff zu haben. Mit individuellen Aktionen hebelten sie die ThSV-Abwehr zum 16:19 (35.) aus. Stefan Kneer blies zur Eisenacher Aufholejagd. Der Rückraumspieler suchte und fand den direkten Weg zum Tor. Verduzt schaute SCM-Torhüter Christian Gammula hinterdrein. Stefan Kneer hämmerte zum 20:19 (39.) ein, legte gar zum 21:19 Sekunden später nach. Die Eisenacher machten den Ball zum schnellsten Mitspieler, brachten ihren «Knipser» in Wurfposition (22:20, 42.). Christian Henkens parierte prächtig gegen Yves Grafenhorst (43.). Die Eisenacher wollten zu schnell mehr, verließen kurzzeitig ihre Marschroute. Magdeburg konterte zum 23:24 (47.) aus. Ein offener Schlagabtausch prägte die Schlussphase. Stefan Kneer traf zum 26:25 (49.), Trautvetter behauptete sich endlich einmal am Kreis, versenkte zum 27:26 (51.). Magdeburg bestrafte Eisenacher Fehler eiskalt, wie bei einer unkonzentrierten Freiwurfausführung (28:30, 53.). Die ThSVler setzten, von den vollbesetzten Traversen kräftig unterstützt, zu einem packenden Schlussspurt an. Nun wieder mit Christoph Jauernik auf der Spielmacherposition, Stefan Prudil im rechten und Stefan Kneer im linken Rückraum, Nuils Timme auf Rechtsaußen, Maik Ehrhardt auf Linksaußen und Marcel Liebetrau am Kreis wurde dem Favoriten aus der Bördelandhalle mächtig eingeheizt. Christoph Jauernik behielt vom Punkt die Nerven zum 29:30 (54.). Stefan Prudil bediente präzise Stefan Prudil, der mit dem Ausgleichstreffer sich bedankte (30:30, 55.). Nach einer Henkens-Glanztat hatte Stefan Prudil freie Bahn zum 31:30 (56.). Eine Überraschung schien greifbar nahe! Doch Magdeburg antwortet, bestraft einen Heinemann-Fehler mit dem 31:32. Der Favorit will keine Federn beim Underdog lassen, greift zu rustikaleren Mitteln. Christoph Jauernik verwandelt nach Foulspiel an Nick Heinemann den fälligen Strafwurf zum 32:32 (59.). Als Magdeburgs Markus Richwien Eisenachs Stefan Kneer rüde von den Beinen holte, auf die Bank musste, bot sich in Überzahl die Siegchance. Doch da blieb Magdeburgs Keeper gegen Stefan Kneer Sieger. Im Gegenzug fiel in die entblößte Abwehr die Entscheidung. Die Überraschung wurde knapp verpasst. Der SC Magdeburg zeigte sich einen Tick abgezockter.
STATISTIK
ThSV Eisenach:
Henkens, Harseim; Heinemann (3), Timme, Tetzlaff (3), Jauernik (5/3), Ehrhardt (6), Liebetrau, Seitle, Kneer (7), Trautvetter (3), Prudil (5)
SC Magdeburg:
Gammula, Pablocki; Spranger, Rudou (2), Rogowski (6), Müller (2), Böcker, Wagner, Grafenhorst (8), Theuerkauf (11/5), Richwien (2), Klatt (2)
Zeitstrafen: Eisenach 4 x 2 Min.; Magdeburg 6 x 2 Min.
Siebenmeter: Eisenach 7/3; Magdeburg 6/5
Zuschauer: 400 in der Hörselberghalle Wutha-Farnroda