ThSV verabschiedet sich mit Auswärtszähler aus 2008

Ein frischer Wind von der Ostsee weht in Handball-Eisenach. Mit dem Norddeutschen Maik Handschke auf der Trainerbank verbuchte der ThSV Eisenach zuletzt 9:3 Punkte, schloss das Jahr 2008 mit einem 28:28 (11:14)-Remis bei der TSG Münster ab. Die Wartburgstädter gehen mit 16:20 Punkten auf Platz 12 in die Punktspielpause bis Ende Januar.

Der ThSV Eisenach, von über 120 mitgereisten Anhängern, darunter der eigens aus Potsdam angereiste langjährige Spieler Stephan Mellack(!!), lautstark unterstützt, stellte auch in der Main-Taunus-Halle in Kriftel seine neue Qualität unter Beweis. Letztlich schmeichelte der TSG Münster sowohl mit Blick auf die 60 Minuten als auch auf die letzten Sekunden noch das Unentschieden, benötigte die Hilfe der Unparteiischen Hilfinger/Kroner und des Kampfgerichtes, um den Punkt über die Zeit zu retten.
«Die Abwehr rackerte vorbildlich, war stabil», freute sich Maik Handschke. Da Stammtorhüter Radek Musil durch einen grippalen Infekt geschwächt war, begann der jungen Andreas Nositschka im ThSV-Kasten. «Er wartete mit einer guten Leistung auf. Ich hatte keinen Grund zu wechseln», begründete Maik Handschke «Eddies» Einsatz über die gesamte Distanz.
Die Eisenacher waren in der ersten Halbzeit unter Regie des stark auftrumpfenden Pavel Prokopec die dominierende Mannschaft. «In der zweiten Halbzeit haperte es in der Wurfausbeute. Wir nutzten unsere gut heraus gespielten Chancen zu wenig», bilanzierte Eisenachs Trainer Maik Handschke. Die wuchtigen Ex-Nationalspieler Steffen Weber und Jan-Olaf Immel powerten mit Vehemenz nach dem 12:16 (36.) in Richtung Eisenacher Gehäuse. «Da ging uns die Besonnenheit etwas verloren, zog Hektik ein», hatte Maik Handschke ausgemacht. Die Gastgeber hatten Eisenachs «Turbo» Tomas Sklenak über weite Strecken in eine Sonderbewachung genommen. Die Thüringer vernachlässigten das Spiel über die Außen. TSG-Spielmacher Steffen Weber wuchtete zum 18:18-Ausgleich (41.) und sogar zur 23:22 Führung (51.) ein. Torjäger Sven Pausch nutzte einen der zahlreichen Tempogegenstöße zum 24:23 (55.). Pavel Prokopec war kurz zuvor vom Punkt gescheitert und auch Martin Hoffmann brachte von Rechtsaußen das Leder nicht an Schlussmann Thijs van de Mortel vorbei. Eine spannungsgeladene und hochdramatische Schlussphase, nichts für schwache Nerven, war eingeleitet, in der die Eisenacher ihre neue Stärke eindrucksvoll dokumentierten, aufopferungsvoll kämpften und spielten.

Karsten Wöhler behielt nach Regelwidrigkeit an Tomas Sklenak vom Punkt die Nerven zum 24:24 (56.). Einen Ballgewinn von Martin Hoffmann verwertete Benjamin Trautvetter zum 24:25 (57.). Beim 25:26 (Lilienfelds, 58.), 26:27 (Sklenak, 59.) und 27:28 (Adrian Wöhler, 60.) hatten die Eisenacher, obwohl in den 73 Schlusssekunden nach einer umstrittenen Zeitstrafe gegen Pavel Prokopec in Unterzahl, zumindest eine Hand an einem erneuten Doppelpunktgewinn. Wie eine Dampflok marschierte Jan-Olaf Immel zum 28:28 durch. Da waren noch 22 Sekunden zu spielen. Die Eisenacher brachten Daniel Luther in Wurfposition, der jedoch regelrecht niedergestreckt wurde. Während sich die Schiedsrichter über das Strafmaß für den Sünder Oliver Schulz berieten (sie zückten dann Rot), ließen sie die Zeit weiterlaufen. Das ohnehin zu späte Zeichen an den Zeitnehmer kam dieser auch nur zögerlich nach. Die offizielle Spielzeit war dadurch abgelaufen. Den Eisenachern blieb nur noch ein direkter Freiwurf, der jedoch abgeblockt wurde. Da kam selbst der kühle Norddeutsche Maik Handschke in Rage.
Trotz der «Unfreundlichkeiten» zur Pressekonferenz auf dem Hallenparkett überwog hernach beim Eisenacher Trainer der Stolz über die in den englischen Wochen Leistungen seiner Crew. Der Pluszähler bescherte dem Team als Belohnung einen zusätzlichen Tag Urlaub.

Bis zum 6. Januar ist nun trainingsfrei. Das erste Punktspiel des Jahres 2009 bestreitet der ThSV Eisenach am 31.Januar bei der TSG Friesenheim.

«Von wegen, die können keine Abwehr spielen»
Vor seinem Wechsel als Physiotherapeut in das Lager der Radprofis des einzigen deutschen Rennstalls dokumentierte Andreas «Eddie» Nositschka sein Leistungshoch im Handballtor. Die Gastgeber gingen zwar 4:2 in Führung (9.), doch dann übernahmen die Eisenacher das Sagen; die Mannschaft auf dem Parkett, die mit 17 Trommeln ausgestatteten Fans auf den Traversen. Mit einer Glanzparade gegen Ex-Nationalspieler Steffen Weber gab Andreas Nositschka das Signal. Bei schnellen Ballstafetten, auch zur Kreismitte, waren die Gastgeber vielfach überfordert. Tomas Sklenak und Pavel Prokopec zogen urplötzlich das Tempo an, marschierten in Richtung Kasten der TSG Münster (5:6, Prokopec, 14.). Mit seinem ersten Ballkontakt ließ es der eingewechselte Daniel Luther zum 6:7 (16.) aus dem Rückraum krachen. Trotz Foulspiel setzte sich Benjamin Trautvetter zum 6:8 (17.) durch. Nun trumpfte Girts Lilienfelds auf, der energisch zum 7:10 (23.) abzog und per Billiardtreffer das 8:12 (26.) markierte. Münsters aus dem Handball-Ruhestand zurückgekehrter Torjäger Ziad Rejab konnte keine Akzente setzen und fand sich rasch auf der Bank wieder. In Eisenachs Abwehr kämpfte einer für den anderen. «Bei meiner Ankunft in Eisenach wurde mir gesagt, die können keine Abwehr spielen. Jeder sieht, die können doch. Wenn alle Absprachen konkret verinnerlicht haben, geht das», stellt Maik Handschke, seit 17.11.08 auf der Trainerbank in Eisenach, erfreut fest.

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Zu viele hektische Aktionen im Vorwärtsgang
Mit drei Nositschka-Glanzparaden ging es in die zweite Halbzeit. Pavel Prokopec sicherte im «Bodenkampf» das Leder, traf wenig später zum 12:15 (34.). Eine Daniel-Luher-Fackel schlug zum 12:16 (36.) ein. Doch den Eisenachern ging die Besonnenheit abhanden, wurde hektisch agiert. Benjamin Trautvetter rutschte beim Tempogegenstoß aus. Daniel Luther setzte den Ball über den Kasten. Zuspielversuche zur Kreismitte mündeten in Tempogegenstößen der Gastgeber. «Mit mehr Biss in der Abwehr verunsicherten wir Eisenach», so Markus Netzke aus dem Trainerstab der Gastgeber. Steffen Weber trommelte förmlich zur Aufholjagd, traf zum 18:18-Ausgleich (41.). Der eingewechselte Thijs van de Mortel steigerte sich von Minute zu Minute im TSG-Kasten. Nun erwachten auch die einheimischen Zuschauer. Ein packender stimmungsvoller Handballfight war eingeläutet. Pavel Prokopec antwortete für den ThSV Eisenach per Doppelpack zum 19:21 (44.). Andreas Nositschka kaufte Steffen Weber das Leder ab. Doch im Vorwärtsgang holperte es mächtig. Der eingewechselte Alexander Schiffner verlor das Leder. Fabian Bohnert markierte für Münster den erneuten Gleichstand (21:21, 46.). Bei zwei Holztreffern der Hausherren hatte ThSV-Keeper Andreas Nositschka das Glück des Tüchtigen. Beim 23:22 (Weber, 51.) war der 21-Jährige jedoch machtlos. Sollte die Routine der international erfahrenen Haudegen Jan-Olaf Immel und Steffen Weber den Ausschlag für die TSG Münster geben? Die Eisenacher setzten Herzblut und unbändigen Kampfgeist dagegen. Spielertrainer Jan-Olaf Immel rettete mit zwei Treffern in der Schlussminute einen Zähler für die TSG Münster. Die in blau-weiß getauchten zwei Zuschauerblöcke feierten das Team vom Fuße der Wartburg.

Statistik
TSG Münster: Rebstock, van de Mortel: Bohnert (2), Immel (3), Quilitzsch (2), Weber (6), Ochs (1), Neukirchen, Buschsieper (3), Zapototschny (2), Pausch (7/1), Wernig (2), Rejab, Schulz

ThSV Eisenach: Nositschka, Musil; Hoffmann, Trautvetter (6), Sklenak (3), A. Wöhler (1), Luther (4), Emmelmann, Schiffner, K. Wöhler (1/1), Lilienfelds (5), Jauernik, Prokopec (8/3)

Siebenmeter: Münster 2/1; Eisenach 7/4

Zeitstrafen: Münster 5 x 2 Min./ Rot für Schulz nach grobem Foulspiel (60.); Eisenach 3 x 2 Min.

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