ThSV vermochte Tormaschine der Liga nicht entscheidend zu bremsen

«Wir setzten uns auswärts erneut zu sehr unter Druck, wirkten zu gehemmt», bilanzierte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach, nach der 800-Kilometer-Reise unter winterlichen Straßenverhältnissen ins Saarland. Die HG Saarlouis bezwang vor 1100 Zuschauern die Wartburgstädter mit 36:31 (15:13). «Der Sieg fiel wohl zu hoch aus. In einer rassigen Partie mit zwei gleichstarken Mannschaften entschieden Nuancen», bilanzierte der Ex-Eisenacher Danijel Grgic, der Kopf der HG Saarlouis, der nach einer Verletzungspause sein Comeback über jeweils eine Viertelstunde feierte. «Konsequenter und konstanter», mit diesen Attributen kennzeichnete Eisenachs Trainer das Spiel der Gastgeber und gratulierte zum verdienten Sieg. Eigentlich hatte er seinem Team einen erfolgreichen Anzug geschneidert. Mit viel Elan, Tempo und Spielwitz erarbeiteten sich die Eisenacher nach dem Anpfiff mit Alexander Koke auf der Regieposition hochkarätige Torchancen in Serie, doch sie brachten das Leder einfach nicht an Darius Jonczyk, dem Keeper der HG Saarlouis vorbei.
Dessen Teamgefährten zeigten sich aus dem Feld heraus kaltblütig, trafen zum 10:5 (18.). Vom Siebenmeterpunkt waren Danijel Grgic und Andre Lohrbach binnen weniger Sekunden am Eisenacher Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk gescheitert (15.). Aus dem Fernwurfbereich zappelten die Bälle jedoch immer wieder an den Schlussleuten Stanislaw Gorobtschuk und Radek Musil vorbei im Eisenacher Gehäuse (14:9, 27.). Erst zum Ende der ersten Halbzeit fanden die Eisenacher Offensive die richtigen Wurfvarianten, auch der in den letzten Begegnungen beim Torwurf glücklose Eryk Kaluzinski. Auf Linksaußen hatte Adrian Wöhler seinen Respekt vor dem Torhüter der Gastgeber abgelegt, setzte erfolgreich nach (zum 11:14 aus Eisenacher Sicht, 28.) und ließ mit seinem Treffer unmittelbar vor der Halbzeitsirene zum 13:15 sein Team für die zweite Hälfte hoffen. «Mit technischen Fehlern luden wir Saarlouis zu Tempogegenstößen ein», skizzierte Adalstein Eyjolfsson, den Verlauf der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit zum 27:22 (45.).
Eisenachs Tomas Sklenak zog ständig an den Ketten, veranlasste mit seinen «Fackeln» Darius Jonzyk seinen Platz (vorübergehend) im Kasten der HG Saarlouis für Jan Peveling zu räumen. Nach dem 29:25 (48.) lief plötzlich Eisenachs junger Torhüter Stanislaw Gorobtschuk zur Hochform auf. Er parierte fünf Bälle in Folge aus Nahdistanz. Kreisläufer Ingard Dude verzweifelte regelrecht. Im Vorwärtsgang bestimmte Alexander Koke die Musik, zog im Doppelpack erfolgreich ab. Auch ein ausgelassener Strafwurf (Nick Heinemann scheiterte am zurückgekehrten Darius Jonczyk) stoppte die Eisenacher Aufholjagd nicht. Die Wartburgstädter eroberten sich das Leder und Adrian Wöhler lochte zum Anschlusstreffer ein (30:29, 56.). Plötzlich stand die Partie auf des Messers Schneide. Den Eisenachern fehlte jedoch die Abgeklärtheit. «Unsere technischen Fehler bestrafte Saarlouis, nutzte geschickt die sich bietenden Räume zur Entscheidung», gestand ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolffsonn. Jacub Balaz tankte sich wuchtig über die linke Seite zum 31:29 durch, der schnelle Christoph Wischnewski versenkte per Tempogegenstoß zum 32:29 (57.). Den Treffer von Eisenachs Tomas Sklenak setzten die Hausherren drei in den ThSV-Kasten gezirkelte Bälle zum 34:30 (59.) und zur endgültigen Entscheidung entgegen. «Wir haben die Krisensituation mit Ballverlusten und Eisenachs Anschlusstreffer erfolgreich gemeistert, wurden für einen tollen Fight belohnt», freute sich Andre Guibicki, der Trainer der HG Saarlouis. «So paradox es klingen mag, die Verletzung von Daniel Grgic hat uns geholfen, in den letzten Wochen als Mannschaft näher zusammen zu finden. Das hat uns zuletzt gefehlt», erklärte Andre Gubicki. Besonders seine Rückraumspieler Daniel Fontaine (auch in der Grgic-Rolle als Spielgestalter), Jacub Balaz und Christoph Wischneweski schmetterten aus dem Rückraum den Eisenachern 20 Bälle ins Netz. Die HG Saarlouis will weg vom dem Image der «HG Dado Grgic».

ThSV Eisenach lässt hochkarätigste Torchancen aus
Im «echten Auswärtsspiel», entgegen dem Derby in Aue waren aufgrund der Entfernung und der Witterung nur wenige ThSV-Anhänger ins Saarland gekommen, zelebrierten die Eisenacher modernen Angriffshandball. Girts Lilienfelds (2) und Benjamin Trautvetter brachten gleich drei Bälle aus aussichtsreichen Positionen nicht am Gastgeber-Schlussmann Darius Jonczyk vorbei. Dieser tauchte auch bei nach unten gezogen Bällen blitzschnell ab, baute sich bei den Würfen von Außen (Schiffner, Heinemann, Wöhler) wie ein unbezwingbarer Fels auf. Die Hausherren nutzen ihre Tormöglichkeiten zum 4:1 (7.). Eisenach vermochte das wuchtige Angriffsspiel der HG Saarlouis aus dem Aufbaureich nicht zu unterbunden. Die Eisenacher verzagen aber nicht, setzten weiter auf ihr temposcharfes Kombinationsspiel. Eryk Kaluzinksi trifft aus dem Rückraum. Alexander Koke bedient den sich geschickt lösenden Girts Lilienfelds (6:5, 13.). Doch dann ist wieder beim bärenstarken HG-Keeper Endstation. Der einheimische «Volkstribun» Danijel Grgic kommt beifallsumrauscht auf das Parkett und dirigiert seine Farben zum 10:5 (18.). Dann zeigt Nick Heinemann, wie der Keeper der Hausherren zu bezwingen ist (10:8, 21.). Die Saarländer drehen auf, treffen zum 14:9 (27.), ehe der ThSV Eisenach zur Schlussoffensive der ersten Halbzeit ansetzt, bis auf zwei Treffer verkürzt. .

Aufholjagd zum Anschlusstreffer, doch dann machen die Saarländer alles klar
Die Eisenacher versuchen mit der Einwechslung von Daniel Luther für die Abwehr den Innenblock zu stärken. Durch eine in Aue zugezogene Verletzung fehlt ihm jedoch die ihn sonst auszeichnende Beweglichkeit. Auch eine Umstellung des Deckungssystems bringt nicht die erhoffte Wirkung. Kraftvoll marschiert der Saarlouiser Rückraum in Richtung ThSV-Kasten und lässt das Leder in diesem zappeln (22:17, 35.). «Mit unnötigen Ballverlusten verteilten wir in dieser Phase Geschenke», merkte Adalsteinn Eyjolfsson kritisch an. Nick Heinemann verspekulierte sich, Andre Lohrbach nutzt die freien Räume von Linksaußen zum 24:20 (41.). Beim 27:22 (45.) wähnten sich die Saarländer und ihr Anhang auf der Siegerstraße. Doch dann vernagelt ThSV-Torhüter Stanislaw Gorobtschuk, beginnend mit einer Parade gegen den frei vor ihm auftauchenden Andre Lohrbach, regelrecht seinen Kasten. Aus Nahdistanz wehrt er gleich fünf Bälle ab. Seine Teamgefährten schöpfen neuen Mut, lassen sich von Holztreffern (Kaluzinski) und einem ausgelassenen Strafwurf (Heinemann) nicht entmutigen. Mehr wie der Anschlusstreffer (30:29, 56.) gelingt aber nicht. «Wir brauchten die Punkte dringender wie Eisenach», erklärte Danijel Grgic nach dem Abpfiff mit Blick auf die Qualifikation zur neuen eingleisigen 2. Handballbundesliga. Mit nunmehr 13:17-Zählern (Platz 10) befinden sich Saarländer auf Tuchfühlung zu den begehrten Plätzen. Der ThSV Eisenach liegt mit 17:13 Punkten (Platz 7) auf Kurs. Aber auch das ist die Wahrheit, mit vier Punkten mehr, etwa aus den verlorenen Spielen in Groß.Bieberau und Groß-Umstadt, stünden die Eisenacher auf Tabellenplatz 4.

Am Samstag, 11.12.2010 erwartet der ThSV Eisenach in der eigenen Werner-Aßmann-Halle Tabellenführer TV Hüttenberg und will seine Heimstärke erneut untermauern.

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Statistik:

HG Saarlouis: Jonczyk, Peveling (39.-51.); Kokoska (5), Balaz (6), Fontaine (6), Lornsdorfer, Ecker, Koppenburg, Dude (2), Wischnewski (8), Holzner (1), Grgic (2), Leist, Lohrbach (6/5)

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Musil (23.-36.); Trautvetter (3), Sklenak (5), Wöhler (5), Koke (5/1), Bitterlich, Kaluzinski (6), Hruby (1), Schiffner, Langhans, Heinemann (3/1), Lilienfelds (3), Luther

Zeitstrafen: Saarlouis 3 x 2 Min. – Eisenach 4 x 2 Min.
Siebenmeter: Saarlouis 7/5 – Eisenach 4/2

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