ThSV: Wieder einen Punkt verschenkt

Peter Rost, der Cheftrainer des ThSV Eisenach, raufte sich seine ohnehin nur noch wenigen Haare. „Wir waren einfach zu dumm, zu zugreifen, den bereit liegenden Punkt einzupacken“, erklärte er mit saurer Miene. Sein Sohn Frank, Torhüter bei Fußballbundesligist Schalke 04, unter den nur wenigen Zuschauern weilend, musste mit ansehen, wie die Wartburgstädter nach den Partien in Stralsund und im Heimspiel gegen Großwallstadt den 4. Pluspunkt regelrecht verschenkten. TUSEM Essen siegte hauchdünn mit 23:22 (12:8) „Hoffentlich rächt sich das nicht in der Endabrechnung“, sinnierte Eisenachs Co-Trainer Matthias Allonge. Juri Chevtsow, der TUSEM-Coach, sprach von einem sehr glücklichen Sieg. Sein Team wirkte nach vier erfolglosen Spielen besonders in der zweiten Halbzeit total verunsichert, beeindruckt von der Stärke der Gäste aus Thüringen. Selbst TUSEM-Superstar Oleg Velyky unterliefen kapitale Schnitzer. Allein die Eisenacher konnten kein Kapital daraus schlagen, obwohl sie in der 58. Minute mit einem Treffer vorn lagen (21:22).

Der ThSV Eisenach begann mit dem am Vortag vom HSV Hamburg verpflichteten Rechtsaußen Moustapha Taj, der auch 60 Minuten auf dem Parkett stand. Havard Augensen erhielt nach seiner couragierten Leistung gegen Großwallstadt am Kreis den Vorzug. Wegen eines grippealen Infektes hatten Sergio Casanova und Philipp Karbe die Reise nach Essen erst gar nicht angetreten. Die Wartburgstädter waren zunächst an Harmlosigkeit kaum zu überbieten. Ihre Angriffsaktionen, ohne die erforderliche Bewegung aller vorgetragen, waren zu durchsichtig. Die keine Bäume ausreißenden Gastgeber zeigten sich im Abschluss clever, starteten mit einem 4:0 (6.Min.). Eisenachs Wurfversuche aus der zweiten Reihe wurden abgeblockt (Vilaniskis) oder landeten am Holz (Sehovic).Moustapha Taj wurde noch zu wenig mit ins Spiel einbezogen. Mit Anspielen zum Kreis wurde der Torerfolg gesucht. Doch zwei an Havard Augensen verwirkte Strafwürfe brachte ThSV-Kapitän Karsten Wöhler nicht unter. Gintautas Vilaniskis hämmerte erneut ans Holz, Klesniks Wurf wurde eine leichte Beute von TUSEM-Schlussmann Chrischa Hannawald. (15.). Die Gastgeber dankten zum 9:3 (18.). Den harmlosen Eisenaschern gelangen bis zur 23. Minute gerade einmal zwei Feldtore. TUSEM glaubte, weiter leichtes Spiel mit dem ThSV Eisenach zu haben. Gestützt auf einen in prächtiger Form den ThSV-Kasten hütenden Dragan Jerkovic konnte Eisenach das Pausenresultat etwas freundlicher gestalten, weil Karsten Wöhler und Danijel Grgic gar in Unterzahl trafen.

Die Wartburgstädter waren aus dem Tiefschlaf erwacht. Angeführt von Häuptling Danijel Grgic heizten sie TUSEM Essen nun mächtig ein. Der listige Fuchs Danijel Grgic erspitzelte sich das Leder, traf zum Anschlusstreffer (12:11, 35.Min.). Der Kroate imponierte erneut mit seinem technischen Können und dem Blick für den Mitspieler. Gintautas Vilaniskis agierte im Angriff, Omer Sehovic kam für den 2,00-Meter-Mann in der Deckung. Essen antwortete zwar zwischenzeitlich mit dem 18:14 (46.), doch die Gäste fighteten und spielten vorbildlich. Die Abwehr stand kompakt. Dragan Jerkovic ließ in den verbleibenden 14 Minuten nur noch fünf Bälle an sich vorbei. Vilaniskis, Augensen und Wöhler sorgten für den neuerlichen Anschlusstreffer (18:17, 49.). TUSEM wirkte verunsichert, teilweise konfus. Beim Stand von 20:19 meisterte Dragan Jerkovic zunächst einen Strafwurf von Marc Schmetz, leitete Sekunden später mit einer Glanztat einen Tempogegenstoß ein, den Danijel Grgic mit dem Ausgleichstreffer zum 20:20 (54.) abschloss. Der hohe Favorit wankte und strauchelte. Selbst international erfahrene Akteure produzierten Anfängerfehler. Dragan Jerkovic war mit seinem 15. gehaltenen Ball Initiator der Eisenacher Führung. Seine präzise Vorlage versenkte Konterspezialist Moustapha Taj zum 21:22 (58.). Die 15 mitgereisten Eisenacher Fans hatten das weite Rund der Gruga akustisch klar im Griff. Doch die Eisenacher auf dem Parkett packten die dicke Chance nicht beim Schopfe. Nach dem Ausgleichstreffer (22:22, Schmetz, 59.) suchte Danijel Grgic zu früh den Abschluss. Sein Wurf wurde abgeblockt. Oleg Velyky zeigte seine Klasse mit dem Treffer zum 23:22 (60.). Doch noch war genügend Zeit. ThSV-Kapitän Karsten Wöhler fackelte plötzlich nicht lange, zog zu früh und aus ungünstiger Position ab. Sein Wurf landete im Gesicht eines Essener Spielers. Eisenach blieb in Ballbesitz. Essens Christian Caillat handelte sich von den vorzüglich amtierenden Unparteiischen Biaesch/Sattler (Frankfurt/Oberursel) eine Zeitstrafe ein. 14 Sekunden in Überzahl für Eisenach. Alle Zeit der Welt, um den Ausgleich zu markieren. Aber nein! Kein Wurf, statt dessen Ballverlust zwei Sekunden vor der Sirene.

STATISTIK
TUSEM Essen: Hannawald, Larsson (bei 2 Strafwürfen); Tesch, Velyky (5), Roggisch, Caillat (2), Schmetz (7/4), Lauritzen (3), Sigurdsson (3), Torgowanov (1), Czok, Haaß, Krebietke (1), Cazal (1);
ThSV Eisenach: Jerkovic , Lehmann (bei 1 Strafwurf); Wöhler (4/1), Augensen (2), Vilaniskis (3), Bitterlich, Klesniks (3), Grgic (7), Göhl (n.e.), Sehovic, Taj (3/1)
Siebenmeter: TUSEM 4/3 – ThSV 4/2
Zeitstrafen: TUSEM 4×2 Min. – ThSV 5×2 Min.
Schiedsrichter: Biaesch/Sattler (Frankfurt/ Oberursel)
Zuschauer: 1200 in der Grugahalle

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