ThSV: Wieder Halbzeitführung aus der Hand gegeben

Handball-Zweitbundesligist ThSV Eisenach hat sich mit einer hauchdünnen 24:25-Niederlage beim HC Erlangen aus der Saison 09/10 verabschiedet, überquerte die Ziellinie auf Tabellenrang 10. Eine Platzierung, die nach der nächsten Saison nicht für die Qualifikation zur eingleisigen zweiten Bundesliga reichen würde!
Wie schon im Heimspiel gegen den EHV Aue vermochten die Wartburgstädter, ohne den erkrankten Kreisspieler Benjamin Trautvetter, eine Halbzeitführung nicht zu behaupten. Basierend auf einer guten Defensivleistung, die den schwer ins Spiel findenden Gastgebern in den ersten dreißig Minuten nur acht Treffer gestattete, fortgesetzt mit geradlinigem Angriffsspiel, führte der ThSV Eisenach beim Pausenpfiff mit 12:8.
«Uns gelang es nicht, die Aggressivität in der Abwehr und die Konzentration im Angriff bis zur Schlusssirene hochzuhalten», räumte Eisenachs Rückraumspieler Tomas Sklenak ein. «Wir ließen im zweiten Abschnitt eine Vielzahl klarer Chancen aus», merkte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach der Eisenacher, an. Der HC Erlangen profitierte von den Patzern der Eisenacher im Vorwärtsgang. Bis zum 18:17 (48.) nach einem Treffer von Alexander Koke lagen die Thüringer dennoch vorn. Die Franken bliesen zur Schlussoffensive. «Wir legten nun mit unserem variablen und druckvollem Angriffsspiel die Eisenacher Abwehrschwächen offen», bilanzierte Erlangens Trainer Frank Bergemann. Seinen Schützlingen gelangen die big points. Linkshänder Guillaume traf in seinem Abschiedsspiel (wechselt zu TUSEM Essen) nach einem Zuspielfehler von Eisenachs Alexander Koke zum 22:20 (54.) für den HC Erlangen.
Bei sommerlichen Temperaturen vor und in der Halle begann ein dramatisches Finish, sehr zur Freude der stimmungsvollen Kulisse. Die Wartburgstädter fighteten, trafen mehrfach zum Anschlusstreffer. Wenige Sekunden vor Ultimo hatte Tomas Sklenak beim Stand von 25:24 für den HC Erlangen den Ausgleichstreffer auf der Hand. ThSV-Keeper Radek Musil bediente den auf der linken Angriffsseite durchstartenden Blondschopf, der in Richtung Erlanger Gehäuse marschierte. Torwart-Hüne Andreas Bayerschmidt parierte jedoch die Sklenak-Fackel und wurde zum gefeierten Helden seines Teams und der eigenen Anhänger. «Ich bekenne, der Wurf ist mir nicht gut gelungen, habe eher schlecht geworfen. Das ist schon sehr ärgerlich, weil keine Zeit zum Reparieren blieb», bekannte Tomas Sklenak, für den nun zwei WM-Qualifikationspiele mit der Auswahl Tschechiens gegen Serbien in den Fokus rücken (13./19.06.).
«Eine Punkteteilung hätte dem Spielverlauf entsprochen», sinnierte Eisenachs Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Einig waren sich beide Trainer, die Fangruppen beider Teams (aus Eisenach waren achtzig Anhänger nach Franken gepilgert) sorgten für ein tolle Handballatmosphäre in der Karl-Heinz-Hiersemann-Halle. Eisenachs junger Adrian Wöhler wird die Partie in schmerzhafter Erinnerung behalten. Beim Versuch einen abprallenden Ball zu ergattern, zog er sich bei einer Karambolage mit Erlangens Torhüter Andreas Bayerschmidt eine Ellenbogenverletzung zu. Er musste während der Partie ins örtliche Klinikum eingeliefert werden, konnte am Abend jedoch im Mannschaftsbus die Heimfahrt gen Thüringen mit antreten. Spezielle medizinische Behandlung ist in den nächsten Tagen und Wochen erforderlich.

Die Gastgeber verabschiedeten vor dem Anpfiff «kurz und schmerzlos» Sebastian Kirchner (künftig in Coburg), Guillaume Laout (Essen) und Michael Heimansfeld (Leichlingen). Beide Abwehrreihen bestimmten den Auftakt. Nach zehn Minuten waren gerade einmal vier Treffer gefallen (Spielstand 2:2). Eisenachs Rückraum mit Alexander Koke, Tomas Sklenak und Girts Lilienfelds übernahm die Initiative zu Angriffszügen über beide Außen, doch zunächst brachten Alexander Schiffner (von Linksaußen) und Nick Heinemann (von Rechtsaußen) das Leder nicht unter. Der zweite Versuch von Nick Heinemann saß zum 2:4 (14.). Der agile Daniel Stumpf lochte im Dreierpack für die Hausherren zum 5:5 (16.) ein. Adalsteinn Eyjolfsson, der Eisenacher Trainer, wechselte kräftig durch. Der junge Philipp Lindner löste Routinier Till Bitterlich als Trautvetter-Ersatz am gegnerischen Kreis ab. Pavel Prokopec kam in seinem Abschiedsspiel, bildete mit Daniel Luther den Deckungsinnenblock. Alexander Schiffner traf von Linksaußen zum 5:6 (18.). Die Eisenacher behaupteten fortan eine Führung. In Überzahl lochte Martin Hoffmann, auch letztmalig im ThSV-Trikot, zum 5:7 ein (21.). Den Hausherren gelang nicht viel. Benedikt Schwandner fabrizierte ein Stürmerfoul. Tomas Sklenak drückte im Nachsetzten den Ball zum 5:8 (21.) in die Maschen. Wieder ein Technik- und Regelfehler der Hausherren, Till Bitterlich trifft im Gegenzug zum 8:12 (28.). Erlangens Guillaume Laout zirkelte indes das Leder weit über das Eisenacher Gehäuse.
«Wir wollen uns natürlich nicht mit einer Heimniederlage verabschieden», betonte Frank Bergemann, der Coach des HC Erlangen. Sein Team erhöhte deutlich die Aktivitäten nach Wiederbeginn. Die Effizienz beim ThSV Eisenach ließ indes nach: Till Bitrerlich scheitert vom Kreis an Torhüterroutinier Andreas Bayerschmidt, ebenso wie wenig später der zum Kreis eingelaufene Pavel Prokopec. Tomas Sklenak donnert das Leder ans Holz. Doch Alexander Koke und Alexander Schiffner (mit listigem Heber) treffen für den ThSV Eisenach zum 12:15 (40.). Dann verliert Girts Lilienfelds im Vorwärtsgang das Leder, landet ein Sklenak-Ball erneut am Gebälck. Pavel Prokopec gleicht das zunächst mit seinen Treffen zum 13:16 (42.) und 15:17 (45.) aus. Die Gastgeber packen noch eine Schippe drauf. Sebastian Kirchner «dankte» für einen Lilienfelds-Lapsus mit dem Erlanger Anschlusstreffer zum 16:17 (47.). Mit verwandeltem Siebenmeter im Duell mit ThSV-Keeper Andreas Nositschka (war für Radek Musil gekommen) besorgte Daniel Stumpf die 19:18-Führung für den HC Erlangen (50.). Einsatzstark und mit viel Cleverness hob Youngster Philipp Lindner den Ball von der Kreismitte über Torhüter Andreas Bayerschmidt zum 20:20 (52.), dem letztmaligen Gleichstand.
Nach einem Angriffszug zum Kreis vollendete Bastian Krämer zum 21:20 (53.). Guillaume Laout erhöhte nach einem Tempogegenstoß auf 22:20 (54.). Tomas Sklenak (22:21, 56.), Girts Lilienfelds (23:22, 58.) und Alexander Koke (24:23, 58.) per Strafwurf nach Regelwidrigkeit an Nick Heinemann und Alexander Schiffner (25:24, 60.) markierten für den ThSV Eisenach den Anschlusstreffer. Bei Ballbesitz für den HC Erlangen waren nur noch 42 Sekunden zu absolvieren; dennoch bot sich Tomas Sklenak die dicke Chance zum Ausgleich, die er nicht nutzte. «Wir wollten uns von unseren in so großer Anzahl mitgereisten Fans, die uns wieder fantastisch angefeuert haben, nicht mit einer Niederlage in die Sommerpause verabschieden. Das ist nicht gelungen und wurmt mich sehr», erklärte der tschechische Nationalspieler, seit 2005 in Diensten des ThSV Eisenach.

Statistik
HG Erlangen: Bayerschmidt, Zapf; Müller, Schwandner (2), G. Münch (2), H. Münch, Krämer (6), Wannemacher (2), Kirchner (1), Nienhaus, Schneck, Stumpf (8/4), Laout (4), Heimansfeld
ThSV Eisenach: Musil, Nositschka; Hofmann (1), Lipsky, Sklenak (3), A. Wöhler, Luther (1), Bitterlich (1), Schiffner (3), Lindner (1), Heinemann (2), Lilienfelds (3), Koke (6/3), Prokopec (3)
Siebenmeter: Erlangen 4/4 – Eisenach 3/3
Zeitstrafen: Erlangen 5 x 2 Min. – Eisenach 4 x 2 Min.

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