ThSV: Zum Sieg gekämpft!

Der erste Doppelpunktgewinn der Saison ist unter Dach und Fach. Doch es war eine ganz schwere Geburt, der 28:26-Erfolg des ThSV Eisenach über den HSC Coburg. Die Franken, mit dem Ex-Eisenacher Ronny Göhl als Kapitän und ohne drei verletzte Stammkräfte, stellten das die erste Halbzeit klar dominierende Team, strotzten vor Selbstbewusstsein, setzten mit einer offensiv ausgerichteten Abwehr Eisenachs Angriff nahezu matt, schlossen die eigenen Angriffshandlungen zielstrebig ab und gingen folgerichtig mit einer 4-Tore-Führung in die Halbzeitpause.
Kaum zu glauben, zwei Eisenacher Überzahlphasen gingen jeweils mit 2:0-Toren an Coburg. «Ein Unding, das darf nicht passieren», unterstrich Eisenachs Rückraumspieler Alexander Koke. «Wir zeigten eine Trotzreaktion. Mit großem Kampfgeist, Leidenschaft und Emotionen, fantastisch unterstützt durch unsere Fans, gaben wir der Partie im zweiten Abschnitt eine andere Richtung», freute sich Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach der Wartburgstädter. Die Abwehr mit dem Innenblick Kaluzinski/Luther stabilisierte sich, im Angriff waren eine deutlich verbesserte Struktur (mit Alexander Koke auf Linksaußen) und erhöhte Torgefährlichkeit (vor allem durch Eryk Kaluzinski aus dem Rückraum) angesagt.
Die Franken verloren hingegen ihre Linie, chauffierten sich mit einem Fehlerfestival auf die Verliererstraße, wobei besonders die «Stars» Johan Andersson und Jonathan Rivera enttäuschten. Eine der nun mehrfach gelungenen Balleroberungen war Ausgangspunkt für die 18:17-Führung der Eisenacher (Kaluzinski, 41.) – nach einem 10:15 Rückstand (30.)!
«Wir haben das Spiel verloren, nicht Eisenach gewonnen», erklärte ein merklich gefrusteter Coburger Trainer Raimo Wilde nach dem Abpfiff, fügte jedoch hinzu, «Eisenach erhöhte im zweiten Abschnitt mit dem Publikum im Rücken deutlich den Druck.» Nach der erstmaligen Führung übernahmen die Eisenacher auch die Chefrolle auf heimischem Parkett. Neuzugang Eryk Kaluzinski unterstrich eindrucksvoll, wie wertvoll er für den ThSV Eisenach ist, in der Abwehr und im Angriff. Der Routinier peitschte seine Teamkollegen immer wieder akustisch auf, lief sogar fleißig Tempogegenstöße, traf im Doppelpack vom 22:22 (51.) zum 24:22 (55.). Die Gastgeber behielten auch nach dem Anschlusstreffer der Franken (25:24, Göhl von Rechtsaußen) den Durchblick. Coburgs Sebastian Munzert wusste sich gegen Eisenachs Kapitän Benjamin Trautvetter nur mit Foulspiel zu helfen, kassierte dafür eine Zeitstrafe. Alexander Koke behielt vom Siebenmeterpunkt die Nerven zum 26:24 (57.). Die Gäste produzierten ein Stürmerfoul. Daniel Luther, überwiegend nur zu Abwehraufgaben auf dem Parkett, stiefelte los und wuchtete zum 27:24 (58.) ein. Die Entscheidung! Da half auch die Manndeckung der Coburger in der Schlussminute nichts mehr. Als Girts Lilienfelds zum 28:26-Endstand einnetzte, feierte die 1400köpfige Kulisse bereits stehend ihre Mannschaft, die ein nach den ersten 30 Minuten verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer riss.
Trotz der Freude über den Sieg, die Defizite waren nicht zu übersehen. «Wir sind höchst zufrieden über ein gutes Ende, müssen aber weiter intensiv an der Beseitigung unserer Schwächen arbeiten» betonte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Bereits am kommenden Freitag, 17.09.2010 steht die nächste Aufgabe an, das Auswärtsspiel bei der HSG FrankfurtRheinMain.

Vor Selbstbewusstsein strotzende Franken
Die Franken, die Vorsaison auf Platz 17 abschließend und eigentlich sportlich abgestiegen, starteten ausgesprochen selbstbewusst. Ronny Göhl traf nach dem zweiten technischen Fehler der Eisenacher zum 0:2 (3.). Adalsteinn Eyjolfsson reagierte auf die offensive 3:3 Deckung der Gäste, brachte für Daniel Luther mit Alexander Koke neben Tomas Sklenak seinen zweiten Spielmacher. «Nichts gegen Daniel Luther oder Eryk Kaluzinski, gegen die offensive Deckung setzte ich auf Spieler mit ruhiger Hand», argumentierte Adalsteinn Eyjolfsson. Doch Eisenaschs Angriffsspiel war nur Stückwerk. «Wir liefen uns immer wieder in der Abwehr fest, stellten uns in Überhast mit technischen Patzern immer wieder selbst ein Bein», bilanzierte Eisenachs Trainer. In Überzahl patzte der ThSV Eisenach, Johan Andersson dankte mit zwei Treffern zum 3:7 (11.). Mit durchdachtem flüssigem Angriffsspiel, mit ballverlagernden Aktionen über die Außen, von Alexander Auerbach auf der zentralen Aufbauposition eingeleitet, bestimmten die Gäste das Spiel. In Unterzahl traf der junge Hajck Karapetjan zum 6:8 (15.). Zeit für die grüne Karte und personelle Veränderungen. Die linke Angriffsseite wurde mit Adrian Wöhler und Eryk Kaluzinski neu besetzt. Adrian Wöhler versenkte zum 8:9-Anschlußtreffer (18.). ThSV-Keeper Radek Musil meisterte einen Auerbach-Siebenmeter (19.). Das Signal zur Wende? Mitnichten! Benjamin Trautvetter bekam ein ungenaues Zuspiel nicht unter Kontrolle, Eryk Kaluzinski, Girts Lilienfelds und Daniel Luther brachten aus aussichtsreichen Positionen das Leder nicht im Coburger Gehäuse unter. Dann mussten kurz hintereinander Nick Heinemann und Tomas Sklenak eine Zwei-Minute-Strafe absitzen. In doppelter Überzahl spielten die Coburger Dominic Kerlm am Kreis frei, der Radek Musil mühelos zum 9:13 überwand (26.). Dann scheiterten Adrian Wöhler und Eryk Kaluzinski binnen weniger Augenblicke am blitzschnell reagierenden Havard Martinsen im Coburger Kasten (29.). Wie es geht, zeigte Hajck Karapetjan, der von Linksaußen zum 10:15 für die Gäste traf (30.).

Nach dem Seitenwechsel dreht Eisenach auf
Mit Wiederanpfiff loderte das Feuer – auf dem Parkett und den Zuschauerrängen. Adrian Wöhler hob das Leder v on Linksaußen in die Maschen. Eryk Kaluzinski stibitzte sich gleich zweifach das Leder und vollendete im ICE-Tempo. Mit Alexander Koke auf Linksaußen wurde der Angriffsdruck weiter erhöht. Benjamin Trautvetter ließ sich auch durch ein Foul nicht stoppen, lochte zum 15:16 (37.) ein. Der ThSV Eisenach war auf Tuchfühlung heran! Die Coburger vermochten nicht an die erste Halbzeit anzuknüpfen. Nach einem rüden Foul an Eisenachs Nick Heinemann verwandelte Alexander Koke den fälligen Siebenmeter zum 17:17-Ausgleichstreffer (40.). Die Eisenacher eroberten sich erneut das Leder aus den Gästereihen, Der 33-jährige Eryk Kaluzinski glänzte als Tempogegenstoßspezialist und vollendete zum 18:17 (41.). «Jetzt gehen die Uhren wieder richtig», jubelte ThSV-Hallensprecher Jürgen Hausburg. Zu einer Vorentscheidung hätte es mehr Kaltblütigkeit beim Torwurf bedurft. So war eine spannungsgeladene Schlussviertelstunde eingeläutet, in der sich die Waage langsam, aber spürbar in Richtung des ThSV Eisenach neigte.
Vorbildlicher Kampfgeist und ausgeprägter Siegeswillen waren spürbar. Auch, wenn einiges misslang. Alexander Koke bediente den Rechtsaußen lauernden Nick Heinemann, der zum 21:20 einlochte (49.). Ein von Alexander Auerbach gegen den eingewechselten Stanislaw Gorobtschuk verwandelter Siebenmeter brachte den letztmaligen Ausgleichstreffer der Gäste (22:22, 51.). Dann stellte Eryk Kaluzinski im Doppelpack überaus deutlich die Weichen!

Statistik

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ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (4), Sklenak (1), Wöhler (4), Koke (5/2), Luther (1), Bitterlich, Kaluzinski (7), Hruby, Schiffner, Langhans (1), Heinemann (1), Lilienfelds (4)

HSC Coburg: Martinsen, Urbach; Werner (1), Göhl (4), Andersson (3), Wessig (1), Kelm (3), Karapetjan (5), F. Kirchner, Auerbach (7/5), S. Kirchner, Munzert (1), Rivera (1)

Siebenmeter: Eisenach 2/2 – Coburg 6/5

Zeitstrafen: Eisenach 4 x 2 Min. – Coburg 6 x 2 Min.

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