Thüringisch-fränkisches Derby als Geisterspiel

ThSV Eisenach empfängt einen Tag vor Weihnachten den HSC Coburg

Unter normalen Umständen wäre die Werner-Aßmann-Halle in Eisenach am Donnerstag, 23.12.2021 mit weit über 2.000 Zuschauern gefüllt. Das thüringisch-fränkische Derby zwischen dem ThSV Eisenach und dem HSC 2000 Coburg ist stets ein Zuschauermagnet. Doch die 15. Auflage muss ohne Zuschauer stattfinden. Im Rahmen der Bekämpfung der gefährlichen Corona-Viren wird dieses Derby auf behördliche Anordnung ein Geisterspiel.

Das ist unfassbar bitter, hatten wir zumindest – wie zuletzt – auf die Genehmigung von 500 Zuschauern gehofft. Die Fans aus beiden Lagern müssen diesen Handballhit nun bei sportdeutschland.tv verfolgen. Das alles wirft generell Fragen für die Zukunft auf. Wir hoffen auf Lösungen, erklärt Eisenachs Manager Rene Witte.

Sportlich hofft er auf einen erfolgreichen Jahresabschluss seines Teams. Am zweiten Weihnachtsfeiertag (26.12.2021 um 17.00 Uhr) gastieren die Wartburgstädter noch bei den Rimpar Wölfen, die in der Vorwoche mit einem 28:25-Sieg über Ligaprimus VfL Gummersbach ein dickes Ausrufezeichen setzten.

ThSV-Manager Witte: Wir wollen noch einmal alles raushauen!

Wir wollen noch einmal alles raushauen, aus den Fehlern der Niederlage in Dresden lernen. Um erfolgreich zu sein, gilt es unsere Abschlussschwäche abzulegen, wir dürfen zugleich nicht so viele unnötige Zeitstrafen kassieren, blickt Rene Witte auf die Partie gegen den HSC Coburg.

Sowohl der HSC Coburg als auch der ThSV Eisenach nahmen im Oktober einen Trainerwechsel vor. Unter der Wartburg folgte auf Markus Murfuni der Schweizer Misha Kaufmann, in der Vestestadt der Däne Brian Ankersen auf Alois Mraz. In beiden Lagern wird die danach einsetzende Entwicklung als positiv eingeschätzt. Beim HSC Coburg, der im Sommer die 1. Bundesliga verlassen musste, war ein Personalwechsel im Kader angesagt, das Team wurde neu aufgestellt. Neben den Routiniers Jan Kulhanek (Tor) und Florian Billek (Rechtsaußen) tauchen viele neue Namen junger Spieler auf. Zuletzt hatten die Franken mit argen Verletzungsproblemen zu kämpfen, unterlagen am vergangenen Spieltag in der heimischen HUC-Coburg arena dem starken Aufsteiger (und jetzt auf Tabellenpatz 2 rangierenden) VfL Eintracht Hagen mit 22:29. Der HSC Coburg belegt aktuell mit 14:16 Punkten Tabellenplatz 10, der ThSV Eisenach mit 13:15 Punkten Rang 14. Aufgrund der unterschiedlichen Anzahl absolvierter Spiele ergibt die Tabelle ohnehin ein schiefes Bild. Der ThSV Eisenach hat beispielsweise noch drei Partien nachzuholen. Am Sonntag riss durch eine 22:26-Niederlage beim HC Elbflorenz Eisenachs Erfolgsserie.

In den vergangenen 8 Spielen haben wir zumeist sehr gute Leistungen geboten. Die Niederlage in Dresden war vielleicht ein Schubs in die richtige Richtung. Unsere Mannschaft muss von Beginn bereit sein, um alles zu kämpfen, sich nicht satt zeigen oder blauäugig. Die Partie in Dresden haben einige wohl zu leichtgenommen. Bei jungen Mannschaften, und das sind wir, ist es nicht ungewöhnlich, wenn nach fünf positiven Erlebnissen ein kleiner Nackenschlag folgt. Jetzt wird sich die Mentalität zeigen. Ich erwarte gegen Coburg eine Reaktion. Ich bin gespannt. In solchen Momenten zeigt sich, welchen Charakter die Mannschaft hat. Ich denke, die Mannschaft hat verstanden, konstatierte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann im Rückblick auf den Trip an die Elbe.

Er hofft, alle Mann an Deck zu haben. Nun wartet für sein Team und den HSC Coburg schon die nächste Aufgabe. Leider ohne das besondere Fluidum des Thüringer Handballtempels.

Coburgs Geschäftsführer Gorr: Beide brauchen und beide wollen die Punkte
„Na klar, wir wollen gewinnen! Nach dem Trainerwechsel befindet sich der ThSV Eisenach deutlich im Aufwind, ist gut in der Spur. Solch eine starke Abwehr findet man nicht so oft in der 2. Liga. Für uns gilt es, die technischen Fehler zu minimieren, um wenige Gegentreffer durch Tempogegenstöße hinnehmen zu müssen. Wer bei uns einsatzbereit ist, wird sich wohl erst am Spieltag entscheiden“, informiert Brian Ankersen, der Coach des HSC Coburg.

Mit dem HSC 2000 Coburg kommt ein Erstliga-Absteiger, also eine harte Nuss schon einen Tag vor Heiligabend. Es liegt an uns, wie das Spiel aus geht. Wir spielen in unserer Halle und wollen natürlich gewinnen! Was ist dafür nötig? Wir müssen im Angriff mit mehr Überzeugung spielen, mit dem richtigen Blick auf das Tor. Kurzum, einfachen Handball mit Mut und Überzeugung. Das hat mir in Dresden ein bisschen gefehlt, äußert sich Eisenachs Trainer Misha Kaufmann zum Derby.

Jan Gorr, lange Jahre selbst auf der Trainerbank des HSC Coburg, inzwischen auf dem Stuhl des Geschäftsführers, meint:

Diese Spiele, ob in Eisenach oder Coburg, das waren stets rassige Duelle Die Stimmung aus beiden Fanlagern prägten diese Partien. Schade, dass es am Donnerstag ein Geisterspiel wird. Beide Teams brauchen die Punkte und wollen die Punkte, also eine sehr spannende Ausgangslage.

Jeder Spieltag mit Überraschungen/ Stephan Swat mit einem eindringlichen Appell
Die qualitativ sehr hoch angesiedelte 2. Handballbundesliga ist diese Saison so ausgeglichen wie selten. Jeden Spieltag gibt es Überraschungen. Auch am vergangenen. Der Tabellen-Letzte TuS Ferndorf siegt bei der SG BBM Bietigheim mit 34:22, die Rimpar Wölfe (am Sonntag Gastgeber für unser Team) bezwingen Ligaprimus VfL Gummersbach mit 28:25, der starke Aufsteiger Eintracht Hagen kocht unsere heutigen Gäste beim 29:22 in der HUK-Coburg arena ab und rangiert nun auf dem 2. Tabellenplatz, der HC Empor Rostock nimmt die Auswärtshürde Hüttenberg souverän mit 34:27. Der EHV Aue gibt gegen Bayer Dormagen eine 22:16-Führung aus der Hand, liegt kurz vor Schluss gar 26:28 hinten und freut sich durch ein 28:28 zumindest einen Zähler in der Erzgebirgshalle zu behalten. Stephan Swat, der Coach des EHV Aue, vor zwölf Monaten nach einer Infektion mit dem Corona-Virus auf die Intensivstation eingeliefert, im Koma liegend und um sein Leben bangend, schilderte gerade erneut in emotionalen Darlegungen seinen Kampf zurück, die ihn begleitenden Langzeitfolgen und seinen Respekt vor den Pflegekräften. Der 44-Jährige bezieht auch klar Stellung: „Das Impfen schützt! Es macht mich traurig, wenn ich mit meinen ehemaligen Pflegern spreche und sehe, dass sie am Ende ihrer Kräfte sind. Sie kämpfen um jeden Menschen, aber verstehen nicht, dass sie größtenteils Ungeimpfte behandeln müssen und sind ein stückweit verärgert darüber.“ Das Team des ThSV Eisenach hat in der Vorwoche mit der 3. Impfung begonnen. Die klare Botschaft des ThSV Eisenach: Lassen Sie sich gegen Corona impfen! Das verhindert nicht vollständig das Infizieren, führt aber zumeist zu einem milderen Verlauf.

Th. Levknecht

Anzeige