Trotz Besetzungssorgen mutig aufgespielt

ThSV Eisenach und unterliegt beim Aufstiegsanwärter ASV Hamm-Westfalen mit 27:32 (13:14) • Gute Noten für den 20-jährigen Keeper Marius Noack

Wir haben, wie vorab gefordert – insbesondere im ersten Abschnitt – mutig aufgespielt, lieferten trotz unserer krankheitsbedingten Ausfälle eine ordentliche Leistung ab, bilanzierte Rene Witte, Geschäftsführer und Manager des ThSV Eisenach, nach der 27:32 (13:14) -Niederlage beim heißen Aufstiegsanwärter ASV Hamm-Westfalen.

Unter dem Strich stehen aus den letzten 9 Punktspielen 8 Niederlagen und nur ein Sieg. Die Wartburgstädter zehren von ihrem überaus erfolgreichen Saisonstart mit 19:9 Punkten. Derzeit stehen sie bei 21:25 Punkten und verfügen weiterhin über ein Pölsterchen zu dem Abstiegsplätzen. Es folgen freilich noch drei schwere Auswärtsspiele am Stück (Essen, Lübeck, Hamburg).

Bangemachen gilt nicht. Wir müssen an uns glauben. Wir haben gezeigt, wir können gegen jedes Team der Liga mithalten. Klar, auch ich weiß, letztendlich zählen Punkte. Aber ich bin sicher, wir holen bald wieder welche, erklärt Jonas Ulshöfer, einer von drei Mittelmännern im derzeitigen Eisenacher Aufgebot.

Grippevirus lichtete Eisenacher Reihen
Das erste von vier Auswärtsspielen in Folge stand für die Wartburgstädter unter keinem guten Stern. Stamm-Keeper Blaz Voncina, Rückraumspieler Alexander Saul und Kreisspieler Justin Mürköster konnten krankheitsbedingt die Fahrt nach Hamm erst gar nicht antreten. Ein grippaler Infekt hinderte sie daran. Willy Weyhrauch fehlte ohnehin verletzungsbedingt (Achillessehen-Probleme). Adrian Wöhler biss sich trotz Magen- und Darmproblemen durch. Kurzfristig rückte Torhüter Andreas Fehr aus der 2. Mannschaft in den Kader, konnte erstmals für wenige Minuten Zweitbundesliga-Luft schnuppern.

Mal wieder ohne Rückraum-Shooter

Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten das gezeigt, was möglich war. Kein Vorwurf an mein Team. Es hat alles gegeben, die vielen Ausfälle waren letztendlich nicht zu kompensieren. Mit voller Kapelle können wir mit allen Mannschaften der Liga mithalten. Oftmals entscheiden nur Feinheiten, manchmal entscheidet aber auch die Qualität des Kaders die Spiele. Heute war die bessere Mannschaft mit den besseren Spielern erfolgreich, bilanzierte Eisenachs Trainer Sead Hasanefendic nach der Partie.

Kay Rothenpieler, der Coach des ASV Hamm-Westfalen, war sichtlich erleichtert über den Doppelpunktgewinn. Die vorwöchentliche 27:31-Derbyniederlage beim abstiegsbedrohten TV Emsdetten hatte sein Team mächtig unter Erfolgszwang gesetzt.

Wir wollen uns anders als in der Vorwoche präsentieren. Eisenach hat in der ersten Halbzeit einen guten Ball gespielt. Im zweiten Abschnitt haben wir eine Schippe drauf gepackt, standen diszipliniert in der Deckung, haben nach vorn mutig gespielt und unsere Chancen genutzt. Dieser Sieg war für unser Selbstvertrauen sehr wichtig. Wir müssen weiter hoch fokussiert arbeiten, erklärte Kay Rothenpieler.

Mit den treffsichereren Fabian Huesmann und Jan Boenigk, jeweils 7 Treffer bei 9 Versuchen, hatte der ASV Hamm-Westfalen einen klaren Vorteil. Eisenachs Rückraumwerfern fehlte erneut das Zielwasser.

Wir hatten keinen Shooter, stellte Eisenachs Trainer Sead Hasanefendic nicht zum ersten Mal fest.

Besonders Linkshänder Alexander Saul wurde schmerzlich vermisst.

Über weite Strecken nur mit Rechtshändern im Rückraum
Über weite Strecken agierte der ThSV Eisenach ausschließlich mit Rechtshändern im Rückraum. Für die Schlussviertelstunde, beim Stand von 24:18 für den Favoriten, kam der junge Linkshänder Jonas Richardt im rechten Rückraum, markierte 2 Treffer. Hannes Iffert, zuvor schon für Abwehraufgaben gekommen, besetzte die Kreisposition. Jonas Ulshöfer, im ersten Abschnitt für 10 Minuten die Spielführung übernehmend, rückte an die Schalthebel, sorgte mit der für ihn typischen Spielweise für Aufregung in der Abwehr der Gastgeber.

Insbesondere zu Beginn der zweiten Halbzeit, nach einer unserseits recht passablen ersten, bestraften die Hausherren unsere Fehler mit aller Konsequenz, zeigten ihre Klasse, konstatierte Jonas Ulshöfer.

Der 26-jährige Hesse nutzt seine vermehrten Spielanteile, hofft sich für weitere längere Einsätze empfehlen zu können.

Torhüterduell endet Remis
In Abwesenheit von Stamm-Torhüter Blaz Voncina entschied sich Eisenachs Coach für den 20-jährigen Marius Noack. „Der junge Mann hat seine Einsatzchance von Beginn gerechtfertigt“, erklärte Sead Hasanefendic. Der bei der Stadtverwaltung Eisenach einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolvierende 2,02-Meter-Keeper hatte mit 7 Paraden im ersten Abschnitt gehörigen Anteil, dass sein Team nur mit einem knappen 13:14-Rückstand in die Pause ging. Er (insgesamt 9 Paraden) und der in den drei Schlussminuten den ThSV-Kasten hütende Stanislaw Gorobtschuk (3 Paraden, darunter ein Siebenmeter) sorgten dafür, dass das Torhüterduell Remis endete. Das Duo Felix Storbeck und Oliver Krechel parierte zusammen ebenso 12 Bälle.

Fünfte rote Karte im 4. Spiel
Nach knapp 15 Minuten hatten die Eisenacher einen weiteren Ausfall zu beklagen. Für Abwehrchef und Kapitän Duje Miljak war nach einer roten Karte die Partie vorzeitig beendet.

Der Gegenspieler wurde in der Luft attackiert und landete auf dem Rücken, so die Sichtweise der jungen Unparteiischen.

Eisenachs Kapitän sah das anders. Es war die 5. rote Karte im 4. Spiel für einen Eisenacher Spieler, neben einer langen Latte von Zeitstrafen.

Wir müssen einfach sauberer decken, um die vielen Zeitstrafen und roten Karten zu vermeiden. Wir müssen in der Beinarbeit besser werden, den Gegenspieler nicht am Trikot reißen oder von der Seite attackieren, spricht Rene Witte einen wunden Punkt an. Wir müssen daran arbeiten.

Obwohl mehrfach in Unterzahl auf Augenhöhe
Von einem 1:4-Rückstand ließen sich die Eisenacher nicht beirren, Gestützt auf einen guten Marius Noack im Tor zogen sie ein wohl temperiertes Angriffsspiel auf. Yoav Lumbvroso netzte zum 5.% ein (13.). Ivan Snajder versenkte per Gegenstoß zum 5:6 (14.). Mit Blick auf die Eisenacher Mannschaftsaufstellung schienen die Gastgeber auf eine leichte Aufgabe zu setzen. Mitnichten! Nach der roten Karte für Duje Miljak, und damit in Unterzahl, wuchtete Andrej Obranovic zum 7:8 ein (16.). Die zweite Zeitstrafe gegen Eisenachs Ivan Snajder nutzte der Gastgeber zum 11:9 (21.). Ein ausgelassener Siebenmeter (Tokic, 22.) entmutigte die Wartburgstädter nicht. Die eingewechselten Adrian Wöhler und Jonas Ulshöfer sorgten für neue Akzente. Luka Kikanovic markierte das 12:13 (28.). Eine Zeitstrafe gegen Andrej Obranovic begünstigte die knappe 14:13-Pausenführung des ASV Hamm-Westfalen.

Nach dem Seitenwechsel dreht der Aufstiegsanwärter auf
In der Halbzeitpause dürften in der Kabine der Hausherren klare Worte gefallen sein. Die Eisenacher versuchten es mit Andrej Obranovic als vorgezogene Spitze einer 5:1-Abwehr. Die Gastgeber antworteten mit individuellen Qualitäten. Merten Krings narrte den ThSV-Deckungs-Innenblock zum 18:14 (34.). Nach einer Doppelstrafe gegen Adrian Wöhler (Siebenmeter und 2 Minuten) zog der Aufstiegsfavorit auf 21:17 (39.) und von einer neuerlichen Eisenacher Zeitstrafe (Racic) profitierend auf 24:18 (43.) davon. Mit einstudierten Spielzügen zum Kreis und platzierten Würfen aus allen Positionen behauptete der ASV Hamm-Westfalen gegen nie aufsteckende Eisenacher einen beruhigenden Vorsprung. Yoav Lumbroso und Jonas Richardt trafen nach dem 32:25 (56.) zum Endstand von 32:27.

Statistik
ASV Hamm-Westfalen: Storbeck (7 Paraden), Krechel (5 Paraden); Huesmann (7/3), Milde (2), Brosch (2), Fuchs, Oehler (3), Lex (2), Südmeier (3), Papadopoulus, Krings (2), Pretzewofsky (2), Kropp, Franke (2), von Boenigk (7)
ThSV Eisenach: Noack (9 Paraden), Gorobtschuk (3 Paraden), Fehr; Kikanovic (4), Wöhler (4/2), Potisk, Ulshöfer (2), Miljak, Tokic (4/1), Richardt (2), A. Alaj, Obranovic (3), Lumbroso (3), Snajder (2), Racic (3), Iffert
Siebenmeter: ASV Hamm-Westfalen: 3/4 – ThSV Eisenach; 3/4
Zeitstrafen: ASV Hamm-Westfalen: 12 Min. – ThSV Eisenach: 12 Min. Rot Miljak (15.)
Schiedsrichter: Christian Hannes/David Hannes
Zuschauer: 2.102

Th. Levknecht

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