Überraschung: ThSV siegt in Friesenheim

Jede Serie geht bekanntlich einmal zu Ende. Der ThSV Eisenach kehrte bisher von Pflichtspielauftritten in Friesenheim stets mit leeren Händen zurück. Im Nachholespiel aus der Hinrunde gelang am Mittwochabend eine faustdicke Überraschung, endete eine «schwarze Serie». Die Wartburgstädter entführten beim 25:26 (15:13) in der Friedrich-Ebert-Halle völlig verdient beide Punkte. Die gastgebenden «Eulen» der TSG Friesenheim wollten nach 17:1 Punkten in Folge ihre Ambitionen auf Platz 2 und damit die Teilnahme an der Relegation zum Aufstieg in die 1. Bundesliga mit einem weiteren Doppelpunktgewinn untermauern. Doch sie hatten die Rechnung ohne die Gäste aus Thüringen gemacht, die erneut auf ihren verletzten Kapitän und Regisseur Danjiel Grgic verzichten mussten. Auch Linksaußen Maik Ehrhardt musste verletzungsbedingt zuschauen. Spielertrainer Runar Sigtryggsson schlüpfte wie beim 36:32 über Leutershausen auch in die Rolle des Regisseurs. Nach dem Motto «Klein, aber fein», schafften sieben Feldspieler und, in seinem letzten Punktspiel für den ThSV Eisenach, Torhüter Dragan Jerkovic die Überraschung.

Die Eisenacher wirkten in Friesenheim zunächst nicht richtig unter Dampf. Gefahr drohte den Gastgebern eigentlich nur, wenn Havard Augensen am Kreis in Szene gesetzt wurde oder Stefan Kneer dynamisch den gegnerischen Kasten ansteuerte. Ohne Überraschungseffekte und miserable Wurfleistungen, mit einer porös wirkenden Abwehr, gerieten die Thüringer nach dem anfangs 4:4 (9.Min.) deutlich in Rückstand. Friesenheim um den konterstarken Lew Woronin enteilte auf 12:7 (22.). Nach einer Auszeit und mit dem inzwischen die Rechtsaußenpositionen einnehmenden Ronny Göhl blies der ThSV Eisenach zur Aufholjagd. Andrej Kastelic verkürzte unmittelbar vor der Halbzeitpause nach Regelwidrigkeit an ihm selbst per Strafwurf auf zwei Treffer (15:13).
Spätestens in der Kabine dürfte bei den Eisenachern der Wecker mächtig laut geklingelt haben. Mit neuem Schwung, viel Esprit und Zielstrebigkeit hatten die Gäste nun klar das Sagen. Ronny Göhl markierte nach einem Tempogegenstoß den 15:15-Ausgleich (32.) und wenig später die 15:17-Führung (35.). Die Eisenacher Abwehr um Runar Sigtryggsson rührte Beton an. Dahinter steigerte sich Dragan Jerkovic zum großen Rückhalt. Er ließ 19 Minuten nur ganze zwei Bälle passieren. Havard Augensen ließ sich trotz «Festigkeits-Proben» an seinem Trikot und mancher blauer Flecke nicht stellen. Krisztian Szep-Kis hatte zudem endlich das Zielwasser gefunden, versenkte per Doppelschlag zum 17:20 (41.). Mit schlitzohrigem Wurf (Kastelic) und energischem Einsatz am Kreis (Augensen) erhöhte der ThSV Eisenach gar auf 17:23. Die 15 mitgereisten ThSV-Anhänger hatten die Halle akustisch klar im Griff. Stefan Kneer schmetterte unter den Augen seiner Eltern zum 18:24 (50.) ein. Das «Ei-Ei-Eisenach» erfüllte aus 15 Kehlen die Halle. Doch der Angriffspower hatte Kraft gekostet. Mit einer offensiv ausgerichteten Abwehr versuchte Friesenheims Coach Alexandr Rymanow, die drohende Niederlage abzuwenden. Der Eisenacher Vorsprung schmolz dahin. Schwere Füße statt leichter Schritte. Nach dem 22:24 (57.) verschaffte Andre Kastelic den Eisenachern zunächst etwas Luft – 22:25 (57.). Doch als Krisztiasn Szep-Kis ein Fehler unterlief, Ronny Göhl das Leder nicht am Friesenheimer Keeper vorbei brachte, stand durch den 24:25-Anschlusstreffer (Baus, 59.) der Eisenacher Sieg auf wackligen Füßen. Im Gegenzug war der einsatzstarke Havard Augensen nur durch ein Foul am Torwurf zu hindern. Andre Kastelic verwandelte nervenstark mit seinem 9. Treffer zum 24:26 (60.). Der erste Auswärtssieg in Friesenheim war perfekt! Total geschlaucht, aber überglücklich bedankten sich alle ThSV-Spieler bei den mitgereisten Anhängern – und klatschten ein letztes Mal Dragan Jerkovic ab.
Mit gestärktem Selbstbewusstsein stiegen die Eisenacher in den Mannschaftsbus gen Heimat. Der Sieg in Friesenheim hat Appetit auf mehr gemacht. Bei der HSG Gensungen/Felsberg soll am Samstag (Anwurf 19.30 Uhr) daran angeknüpft werden. Den Hessen steht das (Abstiegs-) Wasser bis zum Hals. Sie werden in sicherlich heißblütiger Atmosphäre alles versuchen, um gegen die Wartburgstädter zu punkten.

TRAINERSTIMMEN:
Runar Sigtryggsson (Eisenach):
Friesenheim war in der ersten Halbzeit klar besser. Mit der Stabilisierung der Abwehr, dahinter einen «heißen» Dragan Jerkovic, kippte die Partie nach dem Wechsel klar. Dennoch wurde es zum Ende nochmals spannend, weil Friesenheims offensive Abwehr uns im Schlussgang Probleme bereitete. Der Sieg ist natürlich völlig verdient.

Alexandr Rymanow (Friesenheim):
Unsere 5-Tore-Führung durch Torgefahr von allen Positionen konnten wir nicht bis zur Pause behaupten. Das war schon der erste Knackpunkt gegen uns. In Überzahl kassierten wir zwei Treffer durch die cleveren Eisenacher. In der zweiten Halbzeit schoben wir uns durch Standspiel, ohne Explosivität, auf die Verliererstraße. Eisenachs Abwehr um Runar Sigtryggsson machte dicht. Die Gäste, allen voran ihr Kreisläufer Havard Augensen, verunsicherte meine Mannschaft von Minute zu Minute. Eine gründliche Auswertung vor den zwei Auswärtsspielen in Balingen und Hüttenberg ist vonnöten..

STATISTIK
ThSV Eisenach: Jerkovic, Lehmann (n.e.); Kneer (4), Sigtryggsson (1), Augensen (4), Szep-Kis (3), Latchimy (1), Kastelic (9/5), Göhl (4), Emmelmann (n.e.), Riehn (n.e.), Weiß (n.e.)
Zeitstrafen: Friesenheim 3 x 2 Min. – Eisenach 4 x 2 Min.
Siebenmeter: Friesenheim 1/1 – Eisenach 5/5
Schiedsrichter: Schembs/Weyell (Nackenheim/Nieder-Olm)
Zuschauer: 700