Ultramarathon: Zu Fuß: 192 Kilometer in 24 Stunden

Das herrliche Wetter am ersten Maiwochenende lud regelrecht für viele Aktivitäten im Freien ein, sei es Radeln, Kanu fahren, Spazierengehen oder Grillen. 40 «Laufverrückte», darunter auch 11 Läuferinnen, wollten ganz aktiv sein und nutzten das Wochenende für die Teilnahme an dem zum zweiten Mal ausgetragenen 24-Stundenlauf rund um das Lausitzbad in Hoyerswerda. Mit dabei der Eisenacher Ultraläufer Holger Sakuth, der die Erstauflage dieses Langstreckenlaufs im vergangenen Jahr mit 191,6 km gewonnen hatte.

Als sich Holger Sakuth auf den Weg nach Hoyerswerda machte, konnte und wollte er nicht an eine Wiederholung des Vorjahreserfolges denken. Es gab doch einige Läufer auf der Startliste, die bedeutend bessere Ergebnisse auf verschiedenen Ultrastrecken (das sind alle Laufstrecken oberhalb der Marathondistanz) aufzuweisen haben. Sakuth meinte dazu: «Wenn Du zu so einem Lauf fährst, und meinst Du willst gewinnen, dann hast Du schon fast verloren.» So stand erstmal der Spaß mit seinen Mitstreitern aus dem M&H Rennsteigteam Ulrich Meininger (Köln) und Olaf Sakuth (Potsdam) im Vordergrund. Gemeinsam wurde ein kleiner Pavillon als Basislager direkt an der Laufstrecke für die nächsten 24 Stunden errichtet, Tisch und Stühle aufgebaut, die Laufbekleidung für alle Temperaturbereiche bereitgelegt und mit alten und neuen Bekannten ein Schwätzchen gemacht. Als es am Samstag um 11 Uhr auf die 925 m lange Runde mit wenig Schatten rund um das Lausitzbad ging, zeigte das Thermometer bereits 23 Grad, nicht unbedingt ideal für längere Ausdauerbelastungen. Holger Sakuth drehte gleichmäßig seine Runden und ließ sich nicht beeindrucken, dass ihn andere Läufer mehrfach überrundeten. Viel wichtiger war es, jede zweite Runde die Mütze ins Wasser zu tauchen, um den Kopf zu kühlen und zu trinken. Die Vorbereitung auf diesen Lauf erfolgte meist bei moderateren Temperaturen, so zum Beispiel beim 12-Stunden-Nachtlauf in Rotenburg a.d. Fulda vor Monatsfrist, den Sakuth als Dritter mit 114 km beenden konnte.
Nach dem Gute-Nacht-Gruß nach Hause per Handy wurde sich noch bei Freunden in der Aßmann-Halle nach dem Handballergebnis des ThSV erkundigt und der eindrucksvolle Heimsieg gemeinsam bejubelt. Da lag der Eisenacher Läufer auf Platz zwei. Tja und dann nach ungefähr 12 Stunden, es war mittlerweile angenehm kühl, lag Sakuth auf einmal an der Spitze – fast genau wie im letzten Jahr. Schlafen 24-Stundenläufer auch mal? wird hier und da gefragt. Dass ist durchaus sehr unterschiedlich. Einige Läufer ziehen sich auch mal für einige Stunden zum Schlafen in ihr Zelt oder in das Lausitzbad zurück, während andere die Nacht durchlaufen und sich nur ab und an für einige Minuten hinsetzen. Holger Sakuth gehörte zu den letzteren. Selbst die Nudeln mit Tomatensoße zum Abendbrot wurden im Gehen verspeist. «So schafft man auch während der notwendigen Nahrungsaufnahme einige hundert Meter», so Holger Sakuth. War es am Tag noch extrem heiß, hieß es sich bei bis zu 3 Grad Nachttemperatur warm anziehen um dann kurze Zeit nach Sonnenaufgang auf der sonnigen Strecke wieder in einer Glutofenhitze unterwegs zu sein. Das war dann auch für den Eisenacher Läufer zu viel. Hatte er bis 5 Stunden vor dem Ziel noch mit dem Erreichen der 200 km-Marke geliebäugelt, wollte er bei der Hitze der letzten Stunden und fast feststehendem Sieg nicht unnötig etwas riskieren und absolvierte die letzten knapp anderthalb Stunden in flottem Spaziergängertempo. Es reichte mit 192,07 km immer noch zu Streckenrekord und persönlicher Bestleistung. Das wurde auf der letzten Runde mit einem Thüringenfähnchen in der Hand ausgiebig bejubelt bevor der Siegerpokal zum zweiten Mal von Sachsen nach Thüringen entführt wurde.
Wer jetzt annimmt, dass nach solch einer Belastung erst mal einige Tage Urlaub anstehen, liegt daneben; Montag früh kurz nach acht war Holger Sakuth wieder in seinem Büro anzutreffen. «Verrückt!‘ wird mancher sagen. Damit kann Sakuth aber leben und verweist auf eine noch «speziellere Art von Ultraläufern. Seit dem 19.April sind über 60 Ultraläufer auf dem Weg von Bari in Italien zum Nordkap. Beim Transeurope-Footrace wird diese Distanz in 64 Etappen mit durchschnittlich 70 Tagekilometern ohne Ruhetag zurückgelegt. Am 14. Mai sind die Europaläufer auf der 26. Etappe von Queck nach Waldkappel ganz in der Nähe von Eisenach. Wenn Holger Sakuth es beruflich einrichten kann, wird er an diesem Tag sicher mal einen Ausflug in das Nachbarland an die Strecke machen, bevor er dann am 16. Mai zum 30. Mal zu seinem Lieblingslauf, dem Rennsteiglauf, in Eisenach an den Start geht.

http://statistik.d-u-v.org/getresultevent.php?event=1954(Ergebnisse)

Anzeige