Unwiderstehlicher Schlussspurt mit Daniel Luther als Leader

Die Vision 1. Handballbundesliga nimmt beim ThSV Eisenach zunehmend realistische Züge an! Die Wartburgstädter, weiterhin ohne ihre langzeitverletztes Rückraum-As Tomas Sklenak, bezwangen am Samstagabend in einem packenden Punktspiel der 2. Handballbundesliga der Männer den TV Hüttenberg mit 27:24 (12:12). Die HSG Nordhorn, ärgster Mitkonkurrent auf Tabellenplatz 3, unterlag hingegen beim HC Erlangen mit 28:30. Der ThSV Eisenach hat somit fünf Punkte Vorsprung auf die Verfolger. Tabellenplatz 3 berechtigt am Saisonende zum direkten Aufstieg in das Handballoberhaus, dem der ThSV Eisenach zuletzt von 1997 bis 2004 angehörte.

Eingangs der Zielgerade sah es allerdings nicht nach einem Sieg der Wartburgstädter aus. Diese hatte nach gutem Start (10:6, 22./ 12:9, 21.) den Spielfaden verloren, produzierten zu viele Fehler im Angriff und lagen in der 48. Minute mit 18:22 hinten. Daniel Luther, über die gesamten sechzig Minuten in Angriff und Abwehr auf dem Parkett, mit Beginn der zweiten Halbzeit ganz viel Verantwortung in der Offensive übernehmend, wurde der Leader eines unwiderstehlichem Schlussspurtes des ThSV Eisenach, leidenschaftlich angefeuert durch über 2150 Zuschauer. Personelle Wechsel, Kämpferherz und Stabilität in der Abwehr, Power und Präzision im Angriff sowie eine ohrenbetäubende Kulisse waren die Eisenacher Tugenden im Schlussgang. Daniel Luther, dessen Wurfschärfe Hüttenbergs starker Torhüter Matthias Ritschel schmerzhaft zur Kenntnis nehmen musste, startete immer wieder energisch durch, traf zum 22:23-Anschlußtreffer (52.). Hannes Jon Jonsson, nach einer Verschnaufpause von der Wechselbank zurück, lieferte die Vorlage für Benjamin Trautvetter, die der Eisenacher Kapitän zum 24:24-Ausgleich versenkte (56.). «Die letzten zehn Minuten sind die des Hannes Jonsson», erklärte ein schmunzelnder Eisenacher Trainer Adalsteinn Eyjolfsson, der mit Etappen der Spielsteuerung seines Strategen, der während der Woche aufgrund medizinischer Behandlungen kaum trainieren konnte, allerdings nicht zufrieden war. «Phasenweise agierte Hannes übermotiviert.» In den letzten Minuten verzückte der Rückraum-Stratege mit seinen Qualitäten. Ein anderer «alter Fuchs» verwandelte die Werner-Aßmann-Halle in ein Tollhaus. Beim Stand von 24:24 blieb ThSV-Keeper Radek Musil (39 Jahre) im Siebenmeterduell Sieger gegen Hüttenbergs Daniel Wernig, der zuvor vier Strafwürfe sicher verwandelt hatte. Im Gegenzug wuchtete Daniel Luther, ein «Eisenacher Junge», seit 1998 (!!) im Verein, mit seinem siebenten Treffer zum 25:24 ein (57.).

Alexander Schiffner und Hannes Jonsson sorgen für perfekte Eisenacher Glückseeligkeit
Längst hielt es keinen der begeisterten Zuschauer mehr auf den Plätzen. Die Mittelhessen waren sichtlich beeindruckt. Obwohl in Überzahl, Duje Miljak musste eine Zeitstrafe absitzen, unterlief ihnen ein Zuspielfehler. Girts Lilienfelds bediente Alexander Schiffner, der technisch elegant das Leder zum 26:24 in den Hüttenberger Kasten hob (59.). Die Begeisterung erreichte Orkanstärken! ThSV-Schlussmann Radek Musil wehrte einen Ball von Michael Stock ab (59.). Kurz darauf angelte sich Hannes Jon Jonsson einen Ball aus den konsternierten Reihen der Gäste und netzte mit seinem siebenten Treffer zum 27:24-Endstand ein (60.). Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson sprach von einem «Charaktersieg», hob die Leistung von Daniel Luther heraus. «Alle anderen Spieler waren unkonstant, setzten die Vorgaben nicht um», merkte Adalsteinn Eyjolfsson an und kritisierte zugleich die Wurfeffektivität, auch wenn mit Matthias Ritschel der Beste der Gäste in deren Tor gestanden habe. Beim Stand von 15:17 (40.) hatte sich der Eisenacher Trainer zu einem mehrfachen Personalwechsel entschlossen. Ein Schachzug, der in der Vorwoche beim Derbysieg in Aue durchschlagenden Erfolg hatte. Beim ThSV Eisenach lag danach dennoch ganz viel auf den Schultern von Daniel Luther, auf die mittlere Aufbauposition gerückt war, zum 17:18 einpowerte (43.). Jetzt bekamen wir in der Abwehr Probleme mit Hüttenbergs Rückraumspieler Stefan Lex», konstatierte Adalsteinn Eyjolfsson. Aber auch Hüttenbergs Kreisläufer Sebastian Weber setzte sich durch, traf im Doppelpack zum 17:21 (47.). Hüttenbergs Eigengewächs und Jugend-Nationalspieler Dominik Mappes, den sein Trainer Heiko Karrer phasenweise mit der Rolle des Spielgestalters betraute, der Stamm-Regisseur Florian Laudt saß langzeitverletzt zur moralischen Unterstützung auf der Bank, fand die Lücke zum 18:22 (48.). Da schwante manchem im weiten Rund nichts Gutes für die Gastgeber.
«Wir haben 40 Minuten richtig gut Handball gespielt, aggressiv und kompakt in der Abwehr, die Kreise der Eisenacher Offensive einengend, schlossen im zweiten Abschnitt überlegt unsere Angriffe ab», bilanzierte Heiko Karrer. «Wir hätten zumindest einen Zähler verdient, stand es doch in der 56. Minute noch 24:24», , fügte der Hüttenberger Coach hinzu. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison, auch in der Vorwoche bei der 28:32-Heimniederlage gegen den HC Empor Rostock, ließen sich die Hessen nach eigener 23:20-Führung im Schlussgang noch abhängen. Ganz anders der ThSV Eisenach, der in ganz kritischer Situation seine neue Stärke demonstrierte. «Eine Initialzündung war sicherlich der von Radek Musil parierte Siebenmeter», betonter ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Seine Mannschaft habe dann «clever und selbstbewusst aufgespielt». Der Isländer schwärmte von der Atmosphäre der letzten acht Minuten. «Einfach unglaublich, wie da die Halle hinter uns gestanden hat. Gemeinsam mit unseren Fans können wir ganz viel bewegen.» Von diesem einzigartigen Fluidum konnten sich auch siebzehn junge Handballtalente mit ihren Eltern und Geschwistern aus ganz Deutschland überzeugen, die zu einer mehrtägigen Sichtung für das ThSV-Nachwuchsprojekt in der Wartburgstadt weilten.

Unzureichende Angriffseffektivität
Der ThSV Eisenach startete mit dem zuletzt so erfolgreichen Konzept: Girts Lilienfelds und Hannes Jon Jonsson konzentrierten sich auf ihre Offensivaufgaben, wurden in der Abwehr von Duje Miljak und Branimir Koloper abgelöst. Eisenach Abwehrbollwerk im Zusammenspiel mit Torhüter Stanislaw Gorobtschuk sollte erneut der Grundstein des Erfolges werden. Nach 26 Sekunden netzte der vor Spielfreude und Tatendrang sprühende Hannes Jon Jonsson bereits zum 1:0 ein. Er kommunizierte und dirigierte ganz viel mit seinem Teamkollegen, versenkte selbst zum 3:1 (6.), 4:2 (7.), fand sich mit Nicolai Hansen beim 5:3 zum Duett (10.). Doch die von Trainer Adalsteinn Eyjolfsson geforderte verbesserte Angriffseffektivität wurde nicht umgesetzt. Nicolai Hansen und Nick Heinemann (beim Strafwurf) schmetterten das Leder nur ans Holz, Zuspiele fanden nicht den gewünschten Empfänger. Die Gastgeber hätten weitaus deutlicher, als auf 10:6 (22., Adrian Wöhler auf Zuspiel von Girts Lilienfelds) davonziehen können. Die Gäste veränderten die Besetzung der mittleren Aufbauposition, betrauten in der Abwehr Michael Stock mit der Aufgabe, die Kreise von Eisenachs Hannes Jon Jonsson einzuengen. Daniel Luther wuchtete für den ThSV Eisenach zum 11:7 (25.) ein. Adrian Wöhler und Hannes Jon Jonsson scheiterten am Gästeschlussmann Matthias Ritschel (26.). Schlitzohrig versenkte dann Hannes Jon Jonsson doch seinen fünften Ball zu m 12:9 (28.). «Urplötzlich verloren wir unseren Rhythmus», ärgerte sich Eisenachs Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Die Gäste kamen durch Daniel Wernig (2) und Mario Fernandes noch zum 12:12-Ausgleichstreffer.

Luther, immer wieder Daniel Luther
Mit Wiederanpfiff explodierte Daniel Luther. Er bereitete zunächst für Girts Lilienfelds vor (13:12, 35.), behauptete sich im Zweikampf und zog platziert zum 14:13 (36.) und 15:14 (37.) ab. Doch die Gäste ließen sich nicht abschütteln, merkten, dass sie nicht chancenlos sind. Bälle auf Rechtsaußen Daniel Wernig hieß ein Erfolgsrezept der Gäste. Dann scheiterte auch Daniel Luther am sich furchtlos entgegenstellenden TVH-Keeper Matthias Ritschel (39.), verloren die Eisenacher im Vorwärtsgang das Leder. Nicolai Hansen wusste sich nur auf Kosten eines Siebenmeters zu helfen, den Daniel Wernig zum 15:16 verwandelte (39.). Jonas Faulenbach ließ das 15:17 folgen (40.). Auszeit und Personalwechsel beim ThSV Eisenach: Radek Musil löste Stanislaw Gorobtschuk im Tor ab, Benjamin Trautvetter besetzte im Angriff die Kreismitteposition, Eryk Kaluzinski kam im linken Rückraum, Daniel Luther rückte auf die mittlere Aufbauposition, Duje Miljak blieb im Angriff auf dem Parkett (Rückraum rechts), Alexander Schiffner kam bereits kurz zuvor für Adrian Wöhler auf Linksaußen. Aber auch die Mittelhessen stellten um. Marco Pechstein kam im Rückraum. Der von Seiten des ThSV Eisenach erhoffte Effekt blieb aus.
Die Gastgeber bissen sich an Hüttenbergs Schlussmann Matthias Ritschel die Zähne aus, dieser machte bei Würfen von Rechtaußen (Nick Heinemann, 44.) und Linksaußen (Alexander Schiffner, 46.) dicht. Doch Alexander Schiffner verzagte nicht! Er fand sich nun mehrfach mit Daniel Luther zum erfolgreichen Duett. Doch die Effizienz sprach zunächst für den vorjährigen Erstbundesligaabsteiger aus dem benachbarten Hessen, der zum 18:22 (48.) einlochte. Das Signal für einen atemberaubenden Schlussspurt des ThSV Eisenach! Daniel Luther konnte nur auf Kosten einer Zeitstrafe und eines Strafwurfes gestoppt werden. Nervenstark lupfte Nick Heinemann das Leder von der ominösen Linie ins Gehäuse (20:22, 50.). Dann «ganz großes Kino»: Per Rückhandball bediente Daniel Luther den am Kreis anspielbereiten Alexander Schiffner, der per Heber Torhüter Matthias Ritschel überwand (21:22, 51.). Die Gäste antworten über die rechte Seite durch Stefan Lex (21:23, 52.). Anschlusstreffer durch Daniel Luther (52.), ThSV-Zuspielfehler, doch Keeper Radek Musil bügelt aus. Michael Stock stoppt Daniel Luther ausgesprochen rustikal. Die überzeugend amtierenden Referees Martin Harms/Jörg Mahlich verhängen gegen den Hessen eine Zeitstrafe. Hannes Jon Jonsson gleicht zum 23:23 aus (55.). Es bleibt hochdramatisch. Stefan Lex behauptet sich zum 23:24 (55.). Das soll allerdings der letzte Hüttenberger Treffer bleiben! Es folgt der Ausgleichstreffer durch Benjamin Trautvetter und das spektakuläre Siebenmeterduell zwischen Daniel Wernig und Eisenachs Radek Musil, das der Altmeister, enthusiastisch umjubelt, für sich entscheidet (56.). Der ThSV Eisenach war nun vollends auf die Überholspur gewechselt und düste davon!

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Zum Osterfest reist der ThSV Eisenach zur SG Bietigheim
Am Ostersamstag, 30.03.2013, gastiert der ThSV Eisenach zum Punktspiel des 28. Spieltages bei der SG Bietigheim (Anwurf um 20.00 Uhr in der Sporthalle am Viadukt in Bietigheim).

Statistik

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Musil ( ab 40.); Trautvetter (2), Wöhler (1), Jonsson (7), Luther (7), Miljak, Stölzner, Kaluzinski, Hansen (1), Schiffner (3), Heinemann (5/4), Lilienfelds (1), Koloper

TV Hüttenberg: Ritschel, Redwitz (bei einem Siebenmeter); Pechstein (2), A, Lex (1), Faulenbach (1), Wernig (9/4), Jezewski, Weber (3), S. Lex (4), Fernandes (1), Mappes (1), Pausch (2), Stock

Siebenmeter: ThSV Eisenach 5/4 – TV Hüttenberg 5/4

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 3 x 2 Min. – TV Hüttenberg 2 x 2 Min.

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