Vorerst letztmalig Erstbundesligaflair in der Wartburgstadt

Vorerst letztes Heimspiel des ThSV Eisenach in der DKB Handball-Bundesliga. Die Wartburgstädter, die nach einem Jahr Beletage zurück ins Unterhaus müssen, empfangen am Samstag, 24.05.2014 um 16.00 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle mit der SAG Flensburg-Handewitt ein internationales Topteam, aktuell im Halbfinale der Champions-League. Der personell gebeutelte ThSV Eisenach will die allerletzten Reserven mobilisieren und versuchen, dem Norddeutschen Paroli zu bieten.

Vor der Partie sprachen wir mit Adalsteinn Eyjolfsson, dem isländischen Trainer des Thüringer Traditionsvereines:

Ihre Mannschaft kriecht personell auf dem Zahnfleisch; der Hauptgrund für 77 Gegentore in den letzten beiden Begegnungen?
Die Mannschaft war nach dem Spiel gegen die Rhein-Neckar-Löwen mächtig geknickt. Das war für alle deprimierend. Uns ist es nicht gelungen, für das Spiel in Magdeburg Selbstvertrauen aufzubauen, zu normaler Form zu finden. Bereits in den ersten drei bis vier Minuten luden wir mit schlechten Würfen und technischen Fehlern Magdburg zum Kontern ein. Die Partie an der Börde war leider ein Spiegelbild der in Coburg gegen die Rhein-Neckar-Löwen. Der SC Magdeburg bestrafte jeden unserer Fehler gnadenlos

Die Leidensfähigkeit der nach Magdeburg mitgereisten Fans wurde im ersten Abschnitt in höchstem Maße strapaziert. Ihre Mannschaft war nur ein Spielball des SCM. Was war da los?
Für unsere Fans, die uns die ganze Saison so fantastisch unterstützen, tut es mir leid. Ohne etwas schön zu reden, verweise ich – neben dem Ausfall von fünf (!) Stammkräften – auch darauf, dass Hannes Jon Jonsson noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, wir auf der Rechtsaußenposition mit einem Rechtshänder agieren mussten. Wir konnten dadurch unser Spiel nicht so breit aufziehen. Es war für uns ganz schwer, Tore zu erzielen. Greift Plan A nicht, finden wir nicht zu unserer spielerischen Linie, werden wir gnadenlos ausgekontert. Das war in der ersten Halbzeit so. Unsere Mannschaft hat wenigstens in der zweiten Halbzeit Charakter gezeigt und das ganz große Debakel abgewendet. Trotz allen personellen Problemen war der Auftritt in der ersten Halbzeit unakzeptabel!

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Zum Saisonausklang gastiert mit der SG Flensburg-Handewitt ein Topteam. Wie würden Sie die Norddeutschen charakterisieren?
Die SG Flensburg-Handewitt gehört seit mehreren Jahren zu den Spitzenteams. Sie besticht mit einer der besten 6:0-Deckungen, offensiv und aggressiv, technische Fehler beim Kontrahenten provozierend. Im Tor steht mit Matthias Andersson einer der besten Keeper der Welt. Läuft der Schwede zur Hochform auf, ist an ihm kaum ein Vorbeikommen. Aus der Abwehr werden über die pfeilschnellen Außen Anders Eggert und Lasse Svan Hansen die Gegenstöße gefahren. Aus dem Rückraum sorgen die Nationalspieler Holger Glandorf und Steffen Weinhold für enorme Torgefahr. In Thomas Mogensen verfügt Flensburg über einen exzellenten Spielgestalter, in Michael Knudsen einen erstklassigen Kreisspieler. Wir treffen auf ein internationales Spitzenteam. Der Einzug ins Championsleague-Halbfinale spricht für die Klasse des Teams von Trainer Lubomir Vranjes, einer über längere Zeit eingespielten Mannschaft. Wäre das Team nicht von Verletzungen gebeutelt worden und hätte sich aus dem Titelkampf verabschieden müssen, es wäre bis zum Finish ein Dreikampf um die Meisterkrone geworden: THW Kiel, Rhein-Neckar-Löwen und SG Flensburg-Handewitt.

Was geben Sie Ihrem Team für die Partie mit auf den Weg?
Es ist das letzte Heimspiel der Saison in der DKB Handball-Bundesliga, die letzte Partie der Saison vor dem eigenen Publikum, den eigenen Fans. Wir werden alles, was noch in unseren Körpern steckt, abrufen. Das sind wir unseren Fans ganz einfach schuldig! Abgesehen vom Ergebnis, werden wir mit voller Leidenschaft versuchen, dem sportlichen Kontrahenten alles abzuverlangen, damit für typische Werner-Aßmann-Hallen-Stimmung sorgen.

Wie sieht es personell aus? Was macht die Krankenstation?
Die Personalsituation ist unverändert. Daniel Luther, Girts Lilienfelds, Dener Jaanamaa, Tomas Sklenak und Nick Heinemann stehen auf der Verletztenliste. Nicolai Hansen hat sich in Magdeburg eine Platzwunde am Kopf zugezogen. Sein Einsatz ist fraglich, wird sich wohl erst vor dem Anpfiff entscheiden.

Wie lautet ein erstes Saisonfazit aus Ihrer Sicht?
Es war eine für alle lehrreiche Saison, für Spieler, Trainer, Vorstand, für den gesamten Verein ThSV Eisenach. Wir haben Spiele knapp verloren, in denen wir bei mehr Cleverness hätten punkten können. Unser erfolgreiches Konzept der Aufstiegssaison konnte aufgrund der vielen personellen Änderungen nicht fortgeführt werden! Unsere Spielgestalter Tomas Sklenak und Hannes Jon Jonsson fielen lange Zeit aus. Unser Plan, mit zwei unterschiedlichen Typen, mit Girts Lilienfelds und Dener Jaanimaa, im rechten Rückraum zu operieren, konnte nicht in die Tat umgesetzt werden. Unser bewährter Deckungsinnenblock stand in den seltensten Fällen gemeinsam auf dem Parkett. Oftmals entschieden nur Nuancen über Sieg und Niederlage. Kleinigkeiten entscheiden in engen Spielen über die Punktvergabe. Aufgrund unserer Vielzahl von Langzeitverletzungen war es eine unglaublich schwierige Saison. Wir mussten stets ändern und improvisieren, mussten neue Spieler integrieren. Sieben Neuzugänge, das war ganz einfach zu viel! Wir alle müssen dieses Jahr analysieren und unsere Lehren ziehen. Ich verspreche unseren Fans: Wir werden uns in die Augen blicken, jeder an die eigene Nase fassen, Fehler analysieren und die Lehren daraus ziehen. Um beim nächsten Mal besser gewappnet zu sein!!

Wie geht es in den nächsten Wochen weiter? Wann startet die Vorbereitung auf die neue Saison?
Nach der Partie gegen die SG Flensburg-Handewitt erhält die Mannschaft – viele stehen ja nicht mehr zu 100 Prozent auf den Beinen – eine sechstägige Pause zum Regenerieren. Am 1. Juni beginnt bereits die erste Vorbereitungsphase mit dem sich anschließenden Jahresurlaub. Die zweite Vorbereitungsetappe auf die Spielzeit 2014/2015 startet am 13. Juli 2014.