Wartburgstädter unterliegen dem HSV Hamburg mit 24:30 (9:11) / Neuzugang Jannis Schneibel mit guten Noten

Stark ersatzgeschwächte Eisenacher bieten dem Tabellenführer eine Halbzeit die Stirn

Tabellenführer HSV Hamburg setzte seine Erfolgsserie auch in der Wartburgstadt fort. Der stark ersatzgeschwächte ThSV Eisenach unterlag den Hansestädtern am 2. Weihnachtsfeiertag mit 24:30 (9:11). Die Thüringer mussten nun auch noch auf Martin Potisk, einem der Matchwinner vom 28:24-Erfolg drei Tage zuvor über den TuS Ferndorf, verzichten. Der Mittelmann war in der letzten Aktion beim Abschlusstraining am Vortag umgeknickt. Alle drei im Kader stehenden Spielgestalter waren nicht einsatzfähig. Der erst 20-jährige Neuzugang Jannis Schneibel musste die so wichtige Position übernehmen. Bereits vor der Halbzeitpause sah Andrej Obranovic die rote Karte, wodurch der Kader weiter reduziert wurde. „Unter diesen Voraussetzungen, kämpferisch kein Vorwurf an die Mannschaft“, betonte Markus Murfuni, der Coach des ThSV Eisenach.

Abwehrreihen bestimmten erste Halbzeit

Im ersten Abschnitt begegneten die Eisenacher dem HSV Hamburg auf Augenhöhe. „Beide Teams haben in der Abwehr nicht viel zugelassen“, konstatierte dann auch Torsten Jansen, Trainer des HSV Hamburg. Der Pausenstand von 9:11 belegte das. Eisenachs Deckungsinnenblock mit Daniel Dicker und (bis zu seiner roten Klarte in der 27. Minute) Andrej Obranovic stoppten mit ihren Nebenleuten im Zusammenspiel mit einem gut aufgelegten Thomas Eichberger im Tor (parierte im ersten Abschnitt 8 Bälle) die Angriffsaktionen der Gäste. Zusätzliches Handicap der Gastgeber, Daniel Dicker kassierte bereits nach 19 Minuten seine zweite Zeitstrafe. Eine zu normalen Zeiten 3000-Zuschauer-Kulisse hätte die Werner-Aßmann-Halle gerade in diesen Phasen in einen Hexenkessel verwandelt, der nicht ohne Einfluss auf das Geschehen auf dem Parkett gewesen wäre.

 

Tabellenführer Hamburg übernimmt vollends die Spielkontrolle

„Im zweiten Abschnitt haben wir unser Laufspiel intensiviert, uns gelangen einfache Treffer aus dem Rückraum“, beschrieb Torsten Jansen die zweite Halbzeit. Die Eisenacher kassierten nach dem Seitenwechsel 19 Gegentore. Weder Thomas Eichberger noch der eingewechselte Blaz Voncina konnten im Eisenacher Kasten die Einschläge verhindern. „Unsere Abwehr agierte über die gesamten 60 Minuten stabil. Unsere sich durch unser schnelles Spiel ergebenden Torchancen haben wir im zweiten Abschnitt konsequent genutzt, hatten sowohl auf die 6:0- als auch die zwischenzeitliche 5:1-Abwehr der Eisenacher das richtige Konzept zur Hand, haben die Partie unter Kontrolle gebracht“, bilanzierte Hamburgs Rückraumspieler Jan Forstbauer, in der Saison 2014/2015 mit dem ThSV Eisenach in die 1. Handballbundesliga aufgestiegen.  Der inzwischen 28-Jährige traf selbst zum 9:13 (33.) und 14:19 (43.), gehörte zu den Besten in den Reihen der Hansestädter. „Wir haben dennoch die Köpfe nicht hängenlassen, haben weiter gefightet, kassierten nach dem Seitenwechsel aber zu viele Gegentore. Der Kräfteverschleiß infolge der vielen Spiele binnen weniger Tage mit kleinem Kader machte sich bemerkbar“, stellte Eisenachs Rückraumspieler Daniel Dicker fest. Durch die frühe zweite Zeitstrafe drohte dem österreichischen Auswahlspieler das vorzeitige Aus. Er konnte nur dosiert eingewechselt werden. Von Minute zu Minute stieg das Selbstbewusstsein von ThSV-Neuzugang Jannis Scheibel, der auf der zentralen Aufbauposition viel Verantwortung übernahm. Eisenach musste sich jede Torchance aufwendig erarbeiten, wovon gute dann zu allem Überfluss nicht verwertet werden konnten. Hamburg erzielte leichte Treffer aus dem Fernwurfbereich, vielfach aus der Bewegung mit viel Schmackes und Präzision. „Wenn der Tabellenführer kommt, muss alles passen“, sinnierte Eisenachs Manager Rene Witte.  Das war an diesem Tag unter diesen Voraussetzungen nicht der Fall. Der HSV Hamburg behauptete im zweiten Abschnitt sein 4- bis 5-Tore Polster, erhöhte zwischenzeitlich auf 20:28 (54.).  „Wir haben den langen Weg nach Eisenach nicht umsonst gemacht“, zeigte sich Torsten Jansen erleichtert. Dass sein Team zu den heißen Aufstiegsanwärtern zählt, diese Aussage wiegelte der Ex-Nationalspieler ab. „Wir spielen mit einer zur Vorsaison nahezu unveränderten Mannschaft, wollen diese weiterentwickeln und festigen, schauen von Spiel zu Spiel. Was Außenstehende denken, interessiert nicht. Wir verzeichnen jetzt einen Zwischenstand, mal sehen, was am Ende der Saison steht“, so Torsten Jansen. Fakt freilich, wer nach 14 Punktspielen 24:4 Punkte vorzuweisen hat, muss wohl zum engen Kreis der Aufstiegsaspiranten gezählt werden.

 

 

Gute Noten für Eisenachs jungen Neuzugang Jannis Schneibel

Gute Noten erhielt Eisenachs Neuzugang Jannis Schneibel. Der erst 20-jährige Rückraum-Mitte-Mann, in der Vorwoche aus dem Profikader der Rhein-Neckar Löwen unter die Wartburg gekommen, stand 60 Minuten auf dem Parkett, war mit 5 Treffern sogar bester Werfer seines neuen Teams. Er überzeugte mit viel Spielverständnis, klugen Pässen und jugendlicher Unbekümmertheit. „Wir mussten ihn ins kalte Wasser werfen. Er gefiel als Ballverteiler mit viel Übersicht“, so ThSV-Coach Markus Murfuni. Auch Eisenachs Manager Rene Witte zeigte sich überaus angetan. „Jannis Schneibel hat sein Potential angedeutet. Das macht ihm und uns Mut“, erklärte Rene Witte. „Dafür, dass ich erst eine Woche bei der Mannschaft bin, war meine Leistung in Ordnung. Na klar, ich war aufgeregt, da sind mir schon ein paar technische Fehler unterlaufen. Das wird bestimmt aber besser“, sprudelte es aus dem Youngster nach dem Abpfiff heraus. „Warum der HSV Hamburg ganz oben steht, haben wir gesehen. Er spielt einen wirklich guten Ball“, vermerkte Jannis Scheibel zum Sieger des Abends.

 

Zumeist durch Zeitstrafen dezimiert bieten die Eisenacher Paroli

Der ThSV Eisenach begann beherzt gegen den Spitzenreiter mit großem Namen. Hannes Iffert traf nach 41 Sekunden vom Kreis zum 1:0. Willy Weyhrauch versenkte einen an Jannis Schneibel verwirkten Siebenmeter zum 2:1 (2.). ThSV-Keeper Thomas Eichberger parierte im großen Stil gegen Hamburgs Tobias Schimmelbauer (6.). Der Hamburger Routinier traf dann in Überzahl zum 2:2 (7.). „Wir standen während der ersten 30 Minuten ganz viel in Unterzahl auf dem Parkett. Das erschwerte unser Spiel gegen den Tabellenführer zusätzlich“, merkte Jannis Schneibel an. Der HSV Hamburg, mit einem Angriffs- und Abwehrwechsel, Lukas Ossenkopp kam in der Abwehr für Philipp Bauer, traf durch Thore Feit zum 2:3 (10.) und per Rückraum-Knaller von Leif Tissier zum 2:4 (12.).  Eine Ballgewinn in der Abwehr nutzte Eisenachs Ivan Snajder zu einem erfolgreichen Wurf in den leeren Hamburger Kasten (14.). Einen 3-Tore-Rückstand (3:6, 17.) egalisierten die Gastgeber durch einen Rückraum-Treffer von Daniel Dicker (insgesamt 3 Tore bei 4 Versuchen) uns zwei von Ivan Snajder und Willy Weyhrauch abgeschlossene Tempogegenstöße zum 6:6 (18.). Thomas Eichberger kaufte Leif Tissier das Leder ab (21.). Kurz darauf stand Eisenach erneut in Unterzahl auf vdem Parkett. Jan Forstbauer netzte zum 6:9 ein (26.). Der eingewechselte Kristian Beciri traf zum 7:9 (26.). Kurz darauf war für Andrej Obranovic die Partie vorzeitig beendet. Der nächste Nackenschlag für die Hausherren. Die Eisenacher haderten nicht nur hier mit den beiden Spielleitern. Der „Abnutzungskampf“ endete mit einem 9:11-Pausenstand.

 

 

Hansestädter übernehmen mit erhöhtem Tempo die Spielkontrolle

Mit Beginn der zweiten Spielhälfte erhöhten die Norddeutschen das Tempo. Philipp Bauer (5 Treffer aus 8 Versuchen) lochte aus dem Fernwurfbereich, wie beim 10:15 (36.).  ein. Insgesamt 7 zugesprochene Siebenmeter nutzten die Gäste, vornehmlich durch Lukas Ossenkopp, zu 6 Treffern. Nur einmal blieb ThSV-Schlussmann Blaz Voncina gegen Lukas Ossenkopp Sieger (35.).  Hamburgs Keeper Jonas Maier kaufte Eisenachs Kristin Beciri das Leder vom Kreis ab (36.). Eisenachs Abwehr, sicherlich auch durch gegen sie vor der Pause verhängte 10 Strafminuten belastet, bekam keinen Zugriff mehr. „Mit unserem hohen Tempospiel brachten wir die großen Jungs in Eisenachs Abwehr in Schwierigkeiten, zudem schlossen wir konsequent ab“, bilanzierte Torsten Jansen. Sein Torhüter Jonas Maier blieb bei Eisenacher Würfen nun mehrfach Sieger. Er wurde nach dem Seitenwechsel mit 7 erfolgreichen Paraden notiert. Auf mehr als 4 Treffer vermochten die Eisenacher nicht zu verkürzen. Ante Tokic, mehrfach auf Rechtsaußen gut in Szene gesetzt, traf zum 13:17 (40.), Adrian Wöhler per Strafwurf zum 15:19 (43.), Jannis Schneibel zum 17:21 (46.), Hannes Iffert zum 19:23 (49.), bevor die Hansestädter auf 20:28 (54.) davonzogen. Nach einer Auszeit sammelten sich die Eisenacher noch einmal, zeigten gut strukturierten Handball mit entschlossenem Torwurf. Ante Tokic schloss im Doppelpack zum 24:30-Endstand ab (60.).

 

HSV Hamburg und ThSV Eisenach vor dem Jahreswechsel noch einmal gefordert

Für den HSV Hamburg und den ThSV Eisenach stehen noch zwei Punktspiele im alten Jahr an. Der HSV Hamburg empfängt die DJK Rimpar Wölfe, der ThSV Eisenach gastiert am Mittwoch, 30.12.2020 beim HC Elbflorenz Dresden.

 

Statistik

ThSV Eisenach: Eichberger (1.-41./ 9 Paraden), Voncina (bei 3 Siebenmetern u. ab 41.); Volar, Iffert (2), Wöhler (2/1), Schnaibel (5), Hideg, Tokic (4), A. Alaj, Dicker (3), Obranovic, Beciri (2), Snajder (3), Weyhrauch (2/1), Saul (1)

 

HSV Hamburg: Maier (10 Paraden), Kokoszka; Schimmelbauer (1), Fick, Tissier (3), Feit (1), Hausmann (3), Ossenkopp (5/5), Axmann (2/1), Gertges, Bauer (5), Forstbauer (4), Wollenweber (1), Bergemann (3)

 

Zeitstrafen

ThSV Eisenach: 8 Min. (Dicker 4 Min., Wöhler, Obranovic je 2 Min.), Rot für Obranovic (27.)

HSV Hamburg: 6 Min. (Forstbauer 4 Min., Osenkopp 2 Min.)

 

Siebenmeter:

ThSV Eisenach:  2/3 (Weyhrauch u. Wöhler verwandeln je 1 x gegen Maier, Weyhrauch wirft gegen Maier über das Tor)

HSV Hamburg: 6/7 (Ochsenkopp verwandelt 3 x gegen Eichberger und 2 x gegen Voncina sowie scheitert 1 x an Vocina, Axmann verwandelt 1x gegen Eichberger)

 

Schiedsrichter: Patrick Arndt/ Matthes Westphal

Zuschauer: keine in der Werner-Aßmann-Halle

 

Beste Spieler

ThSV Eisenach: Schneibel, Tokic

HSV Hamburg: Forstbauer, Bauer, Maier

 

Th. Levknecht