Wenn wir demütig bleiben, können wir noch viel erreichen!

ThSV Eisenach bezwingt nach einer glanzvollen ersten Halbzeit den ASV Hamm-Westfalen mit 27:25 (16:10)

Der ThSV Eisenach schwimmt weiter auf der Erfolgswelle. Die Wartburgstädter bezwangen den als Tabellen-Vierten angereisten ASV Hamm-Westfalen mit 27:25 (16:10), glichen nach zuletzt 11:3 Zählern ihre Punktebilanz aus (13:13).

Es war ein Start-Ziel-Sieg. Die Gäste erreichten kein einziges Mal den Gleichstand. Ärgerlich, dass wir nicht deutlicher gewonnen haben. Wenn wir demütig bleiben, können wir noch viel erreichen, fasste Eisenachs Fynn Hangstein die 60 Minuten zusammen.

Der 21-Jährige überzeugte als Spitze einer 5:1-Abwehr und als Rückraumspieler im Spielaufbau. Die Wartburgstädter legten in einer glanzvollen ersten Halbzeit mit einer Torwurfeffektivität von 80 Prozent den Grundstein. Jannis Schneibel war von der Abwehr der Gäste nicht zu stellen. Nach dem Seitenwechsel lief es nicht mehr so rund, die Torwurfeffektivität sank auf 44 Prozent. Immer wieder parierte Felix Storbeck im Kasten des ASV Hamm-Westfalen, für den im zweiten Abschnitt 13 abgewehrte Bälle notiert wurden. Ernsthaft in Gefahr geriet der Eisenacher Sieg freilich nicht. Misha Kaufmann, seit Mitte Oktober Coach der Thüringer und Vater des Eisenacher Höhenfluges, zeigte sich trotz des Sieges sehr zerknirscht. Das Eisenacher Anspruchsdenken ist inzwischen ein anderes geworden.

Die letzten zehn Minuten gingen 5:9 aus. Uns unterliefen deutlich zu viele Fehler. Damit kann ich nicht zufrieden sein. Es geht nicht nur um Punkte, sondern auch um unsere Entwicklung, betonte der Schweizer. Auch seine Schützlinge zeigten sich durchweg selbstkritisch.

Die erste Halbzeit war überragend. Im zweiten Abschnitt haben wir zu viele hundertprozentige Wurfchancen ausgelassen, konstatierte Ante Tokic.

Die zweite Halbzeit haben wir mit minus 4 verloren. Das muss uns nachdenklich stimmen. In der Abwehr agierten wir auf der Halbposition nicht mehr aggressiv genug, erklärte Jannis Schneibel.

Teamkollege Malte Donker beleuchtete die eigene Leistung kritisch:

Mir sind in der Abwehr zu viele Fehler unterlaufen. Dass ich zwei Wochen nicht trainieren konnte, war zu merken, darf aber nicht als Ausrede herhalten. Wichtig, mit den zwei Punkten sind wir erst einmal raus aus dem Tabellenkeller. Wir bereiten uns nun intensiv auf die Partie in Dresden vor.

Willy Weyhrauch bezeichnete die weitestgehend stabile Abwehr aus Fundament.

Doch auch hier waren Baustellen zu sehen, an denen wir arbeiten müssen. Im zweiten Abschnitt haben wir ein wenig unsere Linie verloren. Wir ließen viele gut herausgespielte Chancen kläglich aus. Das müssen wir verbessern. Der Sieg über ein Liga-Spitzenteam geht freilich völlig in Ordnung, resümierte der Linkshänder.

ThSV-Manager Rene Witte dankte den knapp 400 Zuschauern, „die in schweren Zeiten das Team mit ganz viel Power unterstützt haben“. Kein Verständnis zeigte er für Personen, die Mitarbeiter und Helfer bei der Durchsetzung der Corona-Beschränkungen attackieren. Am Mittag des Spieltages war die komplette Tonanlage der Halle ausgefallen.

In einer Blitzaktion haben wir ein neues Boxensystem installiert. Der Firma DJJ Events gilt hierfür ein großer Dank, betonte Rene Witte.

ASV-Coach Michael Lerscht: Wir kamen für Punkte nicht in Frage
Der ASV Hamm-Westfalen konnte damit auch im 8. Gastspiel in Eisenach nicht gewinnen. Das schmeckte Trainer Michael Lerscht überhaupt nicht. Als Coach des Tus Ferndorf kam er einmal in den Genuss eines Sieges in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle.

Wir bekamen im ersten Abschnitt keinen Fuß auf die Erde. Der ThSV Eisenach lässt den Ball im System sehr gut laufen. Wir wussten aber, im zweiten Abschnitt bekommen wir noch eine Chance, da müssen wir hellwach sein. Doch uns unterliefen da immer wieder technische Fehler, die Eisenach zu Gegenstößen nutzten. Wir kamen für Punkte nicht in Frage, bilanzierte Michael Lerscht.

Sein Team bestreitet im alten Kalenderjahr noch zwei Liga-Heimspiele gegen den TV Emsdetten und den TV Hüttenberg.

Erneut sehenswerter Kempa-Treffer
Die Eisenacher demonstrierten von Beginn ihr gestiegenes Selbstbewusstsein, in Angriff und Abwehr. Jannis Schneibel, Fynn Hangstein und Alexander Saul initiierten ein kreatives und passgenaues Angriffsspiel, abgeschlossenen mit konsequentem Torwurf. Die Gäste waren beeindruckt. Ihr Kapitän Fabian Huesmann scheiterte gleich mit einem Siebenmeter an ThSV-Schlussmann Johannes Jepsen (4.). Technisch gekonnt und leichtfüßig spazierten die Hausherren durch die Abwehr der Westfalen. Jannis Schneibel netzte zum 5:2 (11.) und 7:2 (15.) ein. Johannes Jepsen parierte gegen Jan Pretzewofsky (14.), verfehlte aber mit einem Wurf aus dem eigenen Kreis den leeren Kasten auf der Gegenseite. Angriffszüge über den Kreis wurden erfolgreich abgeschlossen, durch Hannes Iffert zum 9:4 (17.) und Ruben Sousa zum 10:5 (19.). Sehenswert der Kempa-Treffer zum 12:7 zwischen Ante Tokic und Fynn Hangstein (22.). Kurz darauf traf Daniel Dicker aus der eigenen Hälfte in den leeren Gästekasten zum 13:7 (23.). ASV-Coach Michael Lerscht versuchte es mit dem 7. Feldspieler, brachte Dani Baijens auf der Regieposition. Die Dominanz der Hausherren blieb. Jannis Schneibel narrte zum 4. Mal die Abwehr zum 15:9 (28.) und Fynn Hangstein erhöhte gar auf 16:9 (30.).

ASV-Keeper Felix Storbeck im Brennpunkt
Die Gästeabwehr, voran der Innenblock mit Jan Brosch und Markus Fuchs, versuchte Eisenachs Angriffsspiel nach Wiederanpfiff der sicher amtierenden Unparteiischen Maximilian Engeln und Felix Schmitz zu bremsen. Zunächst traf Jonas Ulshöfer per Schlagwurf zum 18:11 (34.). Das große Feuer war aber raus aus dem Eisenacher Spiel. Dafür rückte Felix Storbeck, der Schlussmann des ASV Hamm-Westfalen immer mehr in den Brennpunkt. Einen Hangstein-Siebenmeter pflückte er locker herunter. Doch seine Vorderleute patzten immer wieder. Fynn Hangstein ließ sich von dem Fehlwurf nicht beirren, versenkte den nächsten Strafwurf zum 20:14 (41.). Jan Brosch netzte für die Gäste zwei Bälle vom Kreis ein. Alexander Saul traf zum 22:16 (47.). Kurz darauf kassierte Ante Tokic nach einer Abwehraktion den roten Karton.

Völlig berechtigt, so darf ich nicht in den Zweikampf gehen, gab der Linkshänder nach dem Abpfiff zu.

Binnen weniger Sekunden scheiterten Ivan Snajder und Peter Walz an Felix Storbeck. Eisenachs Linkshänder Alexander Saul und Willy Weyhrauch trafen über die rechte Seite zum 24:18 (51.). Felix Storbeck vernagelte nun förmlich seinen Kasten. Mit einer 4:2-Deckung versuchten die Gäste Bälle zu gewinnen. Eisenachs Deckungs-Innenblock mit Daniel Dicker und Ruben Sousa verrichtete Schwerstarbeit. Adrian Wöhler versenkte von Linksaußen zum 25:21 (55.), doch bei den Gästen keimte ein Hoffnungsschimmer, als Gerrit Genz aus dem rechten Rückraum doppelt traf und bis auf zwei Treffer verkürzte (25:23, 56.). Alexander Saul übernahm Verantwortung, netzte zum 26:23 ein (57.). Roman Wielang verwandelte seinen 5. Siebenmeter für die Gäste (26:24, 59.). Ivan Snajder (Eisenach) und Markus Fuchs (Hamm) kassierten eine Zeitstrafe. Eisenachs Abwehr ließ sich nicht ausmanövrieren. Willy Weyhrauch versenkte per Gegenstoß zum 27:24 (60.). Dani Baijens blieb nur noch Ergebniskosmetik.

Statistik:
ThSV Eisenach: Eichberger (bei 1 Siebenmeter/ 0 Paraden), Jepsen (9 Paraden; Iffert (1), Wöhler (1), Hangstein (4/2), Ulshöfer (1), Walz (1), Hideg, Tokic (3), Sousa (1), Dicker (2), Donker, Schneibel (5), Snajder (2), Weyhrauch (2), Saul (5)
ASV Hamm-Westfalen: Storbeck (16 Paraden) Wesemann (24.-30./ 0 Paraden); Genz (4), Huesmann, Brosch (4), Fuchs (1), Reimann, Engelhardt (1), Südmeier (1), Pretzewofsky, Orlowski, Baijens (4), Mikita (1), von Boenigk (1), Wieling (8/5)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 3 x 2 Min. (Snajder 4 Min., Donker 2 Min.), Rot für Tokic nach grobem Foulspiel (47.) – ASV Hamm-Westfalen: 5 x 2 Min. (Brosch und Fuchs je 4 Min., Wieling 2 Min.)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 2/3 (Hangstein verwandelt 2 x gegen Storbeck u. scheitert 1 x an Storbeck) – ASV Hamm-Westfalen: 5/6 (Wieling verwandelt 4 x gegen Jepsen u. 1 x gegen Eichberger), Huesmann scheitert 1 x am Jepsen)
Schiedsrichter: Maximilian Engeln/ Felix Schmitz
Zuschauer: 378
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Schneibel, Hangstein, Saul – ASV Hamm-Westfalen: Storbeck, Wieling

Th. Levknecht

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