Wer hätte das gedacht?

Zum Spitzenspiel des 34. Spieltages der 2. Handballbundesliga der Männer empfängt der ThSV Eisenach am Samstag die HSG Nordhorn-Lingen • Trainer Misha Kaufmann hofft auf eine Top-Kulisse

Wer hätte das gedacht. Das Spitzenspiel des 34. Spieltages der 2. Handballbundesliga der Männer steigt in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle! Der Tabellen-Vierte, der ThSV Eisenach, 11 Siege aus den vergangenen 13 Spielen, empfängt am Samstag, 14.05.2022 um 19.30 Uhr den Tabellen-Dritten, die HSG Nordhorn-Lingen. Wenn das kein Grund ist, in den Thüringer Handballtempel zu pilgern?! Eintrittskarten sind vorab online unter www.thsv-eisenach.de und in der ThSV-Geschäftsstelle sowie am Samstag ab 18.15 Uhr an der Tageskasse erhältlich.

Auch das ist die neue Eisenacher Qualität: In der Euphorie spricht der Coach von Demuth
Mitte Oktober standen die Wartburgstädter mit 2:10 Punkten im Tabellenkeller. Die Verantwortlichen reagierten, holten aus der Schweiz den 36-jährigen Misha Kaufmann als Trainer. In den Wochen und Monaten danach ging es darum, Punkte zu sammeln, um sich aus dem Abstiegskampf herauszuhalten. Die mit dem Trainerwechsel eingeleitete Entwicklung führte zu diesem Höhenflug. Von einer „tollen Geschichte, die wir schreiben“, spricht Misha Kaufmann. Er fordert zugleich Demuth, jeder möge sich erinnern, woher wir kommen. Die Lernwilligkeit der Mannschaft streicht er immer wieder heraus.

Lernen kann jeder. Entscheidend ist die Geschwindigkeit. Wie lange brauche ich? Das hat was damit zu tun, was investiere ich, erläutert Misha Kaufmann sein Credo.

Mentalität und Charakter stehen bei ihm ganz oben. Er will auf dem Weg nicht stehen bleiben, will diesen hin zum Optimum weiter beschreiten. Und: Er geht mit gutem Beispiel voran!

Wir richten den Fokus auf unsere Entwicklung, alles andere sollten wir ausblenden, erläutert der Schweizer.

Das Klima in der jungen Mannschaft und die Erfolge geben ihm Recht! Er hofft am Samstag auf eine Top-Kulisse, das habe sich die Mannschaft verdient. Misha Kaufmann wird in der Partie gegen die HSG Nordhorn-Lingen wahrscheinlich mit der Formation vom 23:22-Derbysieg über den Dessau-Roßlauer HV auflaufen. Das Hinspiel in der Emsland Arena Anfang Dezember sah den ThSV Eisenach als glücklichen 27:26-Sieger. In Kempa-Manier traf seinerzeit Jannis Schneibel mit der Sirene zum Sieg.

In dieser Partie merkte meine Mannschaft erstmals, dass sie in der Lage ist, jedes Team der Liga zu schlagen. Ein Schlüsselmoment in der Entwicklung der Mannschaft! Die Jungs glauben inzwischen an sich.

Wir könnten ein weiteres Ausrufezeichen setzen.

Die Neuauflage wird jedoch ein ganz anderes Spiel, erklärt Misha Kaufmann mit Blick auf den Samstagabend. Wir könnten, mit unseren Fans gemeinsam, ein weiteres Ausrufezeichen setzen! Wir wollen bis zum Saisonende kein Heimspiel mehr verlieren. Mit der HSG Nordhorn-Lingen erwarten wir einen sehr starken Gegner mit vielen erstligaerfahrenen Spielern: guter Rückraum, guter Kreis, guter Flügel, gute Torhüter. Wir müssen vor allem auf das Umschaltspiel achten. Was sollten wir dem entgegensetzen? Eine breite Spielanlage, mit weiten Wegen, aber dennoch in die Tiefe, ein Innenblock, der das Spiel auseinanderzieht, gutes Rückzugsverhalten. Stellen wir wieder eine gute Abwehr, haben wir die Chance, auch diese Partie siegreich zu beenden, so der Schweizer in Diensten der Thüringer.

Sein Kollege Daniel Kubes von den Gästen versucht Druck von seiner Mannschaft zu nehmen.

Ich verspüre keinen Aufstiegsdruck. Einen Wiederaufstieg haben wir vor der Saison nicht als das Ziel kommuniziert. Wir wussten, wir haben einen Kader, der es von der Qualität zulässt, um die vorderen Plätze mitzuspielen. In den Monaten März und April absolvierten wir kaum Spiele, verloren unseren Rhythmus. Hinzu kamen Verletzungen. Das hat uns ein wenig aus der Bahn geworfen. Ich verschwende aber derzeit keinen Gedanken um diesen 2. Tabellenplatz. Mittelfristig wollen wir wieder in die 1. Bundesliga. Daran arbeiten wir. Wenn wir das nicht nach dieser Spielzeit schaffen, dann in einer der nächsten. Geduld ist nach Abstiegen erforderlich.

Handball-Ikone Robert Weber kommt mit dem Zwei-Städte-Team
Mit der HSG Nordhorn-Lingen empfangen die Wartburgstädter das an Lebensjahren zweitälteste Team der Liga. Das Durchschnittsalter liegt bei 29,3 Jahren. Nur der Kader des TV Emsdetten ist noch um einen Tick älter (29,6 Jahre). Erfahrung steht beim Zwei-Städte-Team ganz oben. Nach dem Erstliga-Abstieg im Vorjahr blieb die Mannschaft weitestgehend zusammen, wurde punktuell mit drei Rückraumspielern verstärkt. Zwei davon, die Rückraum-Rechten Johannes Wasielewski (kam aus Emsdetten) und Jonas Patzel (kam von Dukla Prag) fehlen derzeit verletzungsbedingt. Durchweg Spieler mit bekannten Namen schickt Trainer Daniel Kubes auf das Parkett. Angefangen von Torwart Björn Buhrmeister über Spielgestalter Georg Pöhle (mit 176 Toren zugleich bester Werfer), Kreisspieler Luca de Boer bis zu den Außen Lasse Seidel (links) und Robert Weber (rechts). Torjäger Robert Weber schrieb über 10 Jahre Handballgeschichte beim SC Magdeburg mit. Er gehört mit nahezu 2.500 Treffern zu den Top-Torjägern der Bundesligageschichte. Inzwischen avancierte er auch zum Rekordspieler der Nationalmannschaft Österreichs. Der inzwischen 36-jährige sympathische Sportsmann, seit 2019 im Trikot der HSG Nordhorn-Lingen, markierte auch in dieser Saison bereits 154 Treffer. Nur ein Treffer gelang ihm am 5. Dezember des Vorjahres, als der ThSV Eisenach in der Emsland Arena mit einem 27:26-Sieg für eine faustdicke Überraschung sorgte. Die HSG Nordhorn-Lingen setzte sich im Liga-Spitzenfeld fest, galt über weite Strecken als Aufstiegskandidat Nummer 2 hinter dem VfL Gummersbach. Doch zuletzt schwächelte das Team, unterlag in Rimpar 21:22, kassierte Heimniederlagen gegen Ferndorf (20:25) und Eintracht Hagen (30:31). Da war der 28:23 (11:10) -Erfolg am Dienstag über die Eulen Ludwigshafen geradezu Balsam auf die Seele. Die Entscheidung fiel erst in der Schlussphase, nach der 52. Minute. Nach einer roten Karte für Marc-Robin Eisel (Eulen Ludwigshafen) setzten sich unsere heutigen Gäste vom 22:21 auf 24:21 und 25:22 (nach einem Doppelpack von Georg Pöhle) ab. Daniel Kubes spricht mit Hochachtung von den Wartburgstädtern:

Der ThSV Eisenach präsentiert sich in einer Super-Verfassung, hat 11 der letzten 13 Punktspiele gewonnen. Sensationell! Wie die Thüringer bei den Eulen dominiert haben, Kompliment! Disziplin und Intensität sprechen für den ThSV Eisenach. Wir haben unseren samstäglichen Gastgeber natürlich analysiert. Wie unser Konzept aussieht, das werde ich natürlich nicht offenlegen. Wir müssen kämpferisch alles geben, um uns eine Chance zu erspielen. Und das ist möglich. Wie sind bereit.

Th. Levknecht

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