Wieder das Konzept verloren
Handball-Zweitbundesligist ThSV Eisenach unterlag personell gehandicapt – ohne Stammkeeper Radek Musil, ihrem in der Törjägerliste der Liga im Vorderfeld platzierten Rechtsaußen Nick Heinemann und dem bereits länger erkrankten Rückraum-As Hannes Jonsson – im hohen Norden, beim VfL Bad Schwartau, mit 25:28 (11:16), schloss damit eine englische Woche mit drei Niederlagen ab und rutschte auf den 8. Tabellenplatz. «Wie in den vorausgegangenen zwei Begegnungen haben wir unser Konzept verlassen, fabrizierten zu viele Fehler. In dieser ausgeglichenen Liga geht das in die Hose. Um in der Handballphilosophie zu sprechen, wir trafen zu viele unintelligente Entscheidungen. Die Mannschaft hat gekämpft und gebissen: Letztendlich war dies zu wenig, um bei einem selbstbewusst aufspielenden Gastgeber zu punkten», konstatierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.
Sein Regisseur Tomas Sklenak rackerte unermüdlich, suchte immer wieder den direkten Weg zum Tor und markierte kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit seinen 1000 Pflichtspieltreffer für den ThSV Eisenach. Die mit schnellem und kreativem Kombinationswirbel im Positionsspiel sowie bei Balleroberung schnellem Umschalten auf effizient abgeschlossene Tempogegenstöße überzeugenden Gastgeber stellten bereits vor der Halbzeit die Weichen. In der Auftaktphase bestimmten die Thüringer das Tempo und lagen nach einem Zusammenspiel zwischen Tomas Sklenak und Benjamin Trautvetter mit 5:4 vorn (12.).
Die Gastgeber erhöhten den Druck aus dem Rückraum (Jan Schult und Ex-Nationalspieler Adrian Wagner) setzten mit ballverlagernden Aktionen ihre drei Kreisspieler in Szene und vollendeten zur eigenen 16:9-Führung (28.). Missverständnisse beim Zuspiel und das Auslassen klarster Torchancen durch die Gäste kamen dem VfL Bad Schwartau entgegen, der zudem durch Tobias Mahncke ein Plus auf der Torhüterposition hatte. «Wir hatten unseren kompletten Kader zur Stelle und dadurch gute Wechselmöglichkeiten.
Die Deckung und der Torhüter standen sehr gut. Einer perfekten Woche mit 6:0 Punkten folgt nun das Bonusspiel im DHB-Pokal gegen den THW Kiel», frohlockten Trainer Torge Greve und Manager Michael Friedrichs. «Wir können und wir wollen im oberen Tabellendrittel überwintern», ergänzten die Verantwortlichen des VfL Bad Schwartau. Ein «souveränes Auftreten vor einer tollen Kulisse», bescheinigte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson dem Gastgeber, sinnierte aber noch einmal über die Schlussphase. «Hätten wir beim Stande von 23:19 das Leder nicht vertändelt, unsere Torchancen genutzt, es wäre nochmals spannend geworden.»
Die Wartburgstädter hatten durch den auf Rechtsaußen gekommenen sonstigen Kreisspieler Branimir Koloper im Doppelpack sowie durch Girts Lilienfelds nochmals verkürzt (49.). Bad Schwartaus torgefährlicher Regisseur Matthias Hinrichsen und der mit Abstand Kleinste auf dem Parkett, Linksaußen Niclas Dombrowski trafen zum 25:19 (50.). Die stimmgewaltige Kulisse in der Hansehalle Lübeck war so richtig in Feierlaune.
Toni Podpolinski ließ sich nicht zum 27:22 (58.) stoppen. Die Umstellung des ThSV Eisenach auf ein 4:2-Deckungssystem erlaubte ihnen noch Ergebniskorrektur durch Branimir Koloper, Tomas Sklenak und Kapitän Benjamin Trautvetter. «Wir können mehr», ist sich Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson sicher. Die Möglichkeiten, dies zu beweisen, stehen unmittelbar an.
ThSV Eisenach erwartet am Mittwoch im DHB-Pokal-Achtelfinale den HC Erlangen
Non stopp geht es für den ThSV Eisenach weiter. In der 4. DHB-Pokal-Hauptrunde, im Achtelfinale, erwarten die Wartburgstädter am Mittwoch, 12.12.12 um 19.30 Uhr Ligakonkurrent HC Erlangen. Die Franken sorgten zuletzt für Schlagzeilen, siegten beim Ligaprimus Bergischer HC mit 28:24, unterlagen allerdings am Samstag beim SV Henstedt-Ulzburg mit 24:25. Von der Papierform eine lösbare Aufgabe für den ThSV Eisenach, um in den Lostopf für das DHB-Pokal-Viertelfinale zu gelangen Eintrittskarten sind im Vorverkauf zum Preis von 10 € (ermäßigt 7,00 €), bei freier Platzwahl, ausschließlich in der ThSV-Geschäftsstelle und in der HME-Tankstelle (Langensalzaer Straße) erhältlich. Am Spieltag öffnet die Tageskasse um 18.15 Uhr im Foyer der Werner-Aßmann-Halle.
TuS Ferndorf am Samstag um Punkte zu Gast
Um Meisterschaftszähler in der 2. Handballbundesliga empfängt der ThSV Eisenach am Samstag, 15.12.12 um 19.30 Uhr Aufsteiger TuS Ferndorf, mit einem klaren Auswärtssieg beim SC DHfK Leipzig in der Vorwoche für Furore sorgend, aber dennoch das Tabellenende zierend. Die Eisenacher haben einen Doppelpunktgewinn fest im Visier. Tickets sind in allen
bekannten Vorverkaufstellen in Eisenach und Waltershausen erhältlich.
Trotz allen beidseitigen Einsatzes – überaus faire Partie
Die Unparteiischen Behrens/Fasthoff ahndeten gleich zu Beginn überhartes Einsteigen mit je einer Zeitstrafe auf beiden Seiten, hatten hernach leichtes Amtieren, befleißigten sich beide Teams trotz allen Einsatzes einer fairen Gangart. Das Spielprotokoll wies am Ende ganze drei Zeitstrafen für beide Teams auf.
Der VfL Bad Schwartau betraute nahezu über die gesamte erste Halbzeit Markus Hansen mit einer Sonderbewachung von Eisenachs Regisseur Tomas Sklenak, der sich von der Mittellinie – unterstützt durch seine Teamkollegen – aber immer wieder in das Angriffsspiel einschaltete und auch zum 0:1 einnetzte (2.). Die Hausherren operierten mit einem Angriffs- und Deckungswechsel, brachten Kreisspieler Henning Quade und Rückraumspieler Matthias Hinrichsen fast nur in der Offensive. Jan Schult, bis dato mit 78 Saisontreffern im Vorderfeld der Torjägerliste der Liga, setzte gleich Duftmarken mit Nachdruck, «dankte» für einen Ballverlust der Eisenacher mit einem Treffer zum 3:2 (5.). Die Eisenacher, auf der rechten Angriffsseite im Wechsel zwischen Girts Lilienfelds und Duje Miljak auf Außen und im Rückraum, setzten zunächst auf besonnenes Angriffsspiel. Eryk Kaluzinski bediente den auf Rechtsaußen freien Duje Miljak, der zum 4:4 versenkte (7.). Dann schmetterte Adran Wagner einen Strafwurf ein gehöriges Stück am Eisenacher Kasten vorbei (12.). Tomas Sklenak bediente Benjamin Trautvetter, der zum 4:5 einnetzte (12.). Das Signal für die Hausherren, das Geschehen mit Vehemenz an sich zu reißen. Rückraumpower und Anspiele zum Kreis gingen den Treffern zum 8:5 für den VfL Bad Schwartau voraus (17.). Matthias Hinrichsen vollendete «mit viel Dusel» zum 9:6 (19.). Eisenachs Tomas Sklenak verwandelte einen an Benjamin Trautvetter verursachten Strafwurf (9:7, 19.). Es folgte ein furioser Zwischensport der Norddeutschen. Der Ball wurde zum schnellsten Mitspieler. Alle waren in Bewegung. Die Hausherren trafen von Linksaußen zum 12:7 (24.). Eisenachs Nicolai Hansen scheiterte völlig frei nach einem Tempogegenstoß am Fuß von VfL-Schlussmann Tobias Mahnke (25.). Wenig später musste Eisenachs Adrian Wöhler verletzt vom Parkett, wurde durch Alexander Schiffner ersetzt. Die Hausherren eroberten sich gleich drei Mal das Leder und netzten binnen sechzig Sekunden genauso oft zum 16:9 (28.) ein. Das ThSV-Schiff drohte zu Kentern. Girts Lilienfelds und Nicolai Hansen trafen zum Pausenstand (30.).
Branimir Koloper als tatendurstiger «Ersatz-Rechtsaußen»
Nach dem Seitenwechsel versuchte es Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson mit einigen personellen und taktischen Wechseln. Nicolai Hansen besetzte die Kreismitte, Daniel Luther löste Tomas Sklenak für Abwehrtaufgaben ab. Tomas Sklenak markierte seinen 1000. Pflichtspieltreffer für den ThSV Eisenach (16:12), die Dominanz der Marmeladenstädter blieb. Diese spulten mit sichtbarer Spielfreude und Selbstbewusstsein auf, sehr zur Freude der knapp 1800 Zuschauer. Die Eisenacher Nicolai Hansen und Alexander Schiffner scheiterten aussichtsreich am VfL-Keeper (35./36.). Jan Schult brachte die Hausherren mit 19:13 (38.) in Führung. Der sichtlich auftauende Girts Lilienfelds sorgte aus dem rechten Rückraum für Belebung, bekam im auf Rechtsaußen eingewechselten Branimir Koloper einen drangvollen und torgefährlichen Nebenmann. Pech für die Gäste, Würfe von Eryk Kaluzinski, Daniel Luther und Alexander Schiffner landeten am Holz. Nun startete der VfL-Express. Henning Quade und Jan Schult erhöhten für ihre Farben auf 22:15 (43.). Dann scheiterte auch Eisenachs Kapitän Benjamin Trautevetter an der Nummer 1 der Gastgeber (44.). Doch insbesondere die rechte Eisenacher Angriffsseite mit Girts Lilienfelds und Branimir Koloper sorgte für neuen Schwung. Beim 23:19 (49.) keimte nochmals kurzzeitig Hoffnung, beim Eisenacher Team und den etwa dreißig ThSV-Anhängern in der Hansehalle Lübeck, teilweise studien- oder arbeitsbedingt im nicht weit entfernten Hamburg wohnend oder direkt aus Eisenach die etwa 850-Kilometer Fahrtstrecke auf sich nehmend. Die Eisenacher auf dem Parkett nutzte die Chance nicht resolut und kaltblütig genug, ihre Gegenüber behoben alle Zweifel an der Punktvergabe, mit ihren Treffern zum 25:20 (51.) und «schaukelten» den Doppelpunktgewinn souverän in den Hafen.
Statistik
VfL Bad Schwartau: Mahncke, Panzer; Hansen (1), Podpolinski (3), Thümmler, Wagner (2), Hinrichsen (6/2), Waschul (1), Schult (5), Tretow (5), Kretschmer, Dombrowski (2), Schiedermann , Quade (3)
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Winkler; Trautvetter (4/1), Sklenak (6/1), Wöhler (1), Luther,
Miljak (2), Kaluzinski (1), Hansen (1), Singwald, Schiffner (1), Lilienfelds (5), Koloper (4)
Siebenmeter: Bad Schwartau 3/2 – ThSV Eisenach 2/2
Zeitstrafen: VfL Bad Schwartau 2 x 2 Min. – ThSV Eisenach 1 x 2 Min.