Wir haben nicht unser Optimum erreicht

ThSV Eisenach unterliegt beim 25:35 (13:22) gegen den SC Magdeburg erstmals im zweistelligen Bereich, wird vom eigenen Anhang dennoch mit Ovationen verabschiedet

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Klare Worte während einer Auszeit von ThSV-Kapitän Peter Walz.

Die Weltklasse des SC Magdeburg hat sich deutlich durchgesetzt. Wir hätten eine perfekte Leistung gebraucht, um den Magdeburgern gefährlich zu werden. Der SCM beeindruckte mit Konstanz über 60 Minuten, analysierte Eisenachs Torjäger Manuel Zehnder.

Uns unterliefen zu viele technische Fehler, der SC Magdeburg zeigte dadurch seine Lieblingsdisziplin, das Tempospiel, erklärte der Ex-Magdeburg Justin Kurch in den Reihen der Gastgeber.

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Das Team des ThSV Eisenach läuft vor stimmungsvoller Kulisse ein.

Wir wussten, was uns erwartet. Mit einer der besten Halbzeiten der Saison legten wir den Grundstein zum klaren Sieg, unterstrich SCM-Coach Bennet Wiegert mit Verweis auf eine Wurfeffektivität von 82 Prozent und 12 Tempogegenstoßtreffern in der ersten Halbzeit, an deren Ende eine 22:13-Führung der Elbestädter im Mitteldeutschland-Derby beim ThSV Eisenach stand.

Ich bin von unserer ersten Halbzeit enttäuscht. Insgesamt erreichten wir nicht unser Optimum. Eigentlich hatten wir einen anderen Plan, wollten nicht so schnell zum Wurf ansetzen, wollten mehr auf Zeit spielen. Wir haben gekämpft und gefightet. Mich wurmt, dass wir die erste Niederlage mit einer zweistelligen Differenz kassiert haben, konstatierte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann.

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SCM-Coach Bennet Wiegert (re.) wird zum Ehrenmitglied des ThSV Eisenach ernannt. Links ThSV-Präsident Shpetim Alaj.

Mit einer über weite Strecken 6:0-Abwehrformation, wenn auch nicht in Vollendung, hatten die Hausherren den Positionsangriff der Magdeburger ganz gut im Griff, doch durch Fehler im Angriff wurde die Tür zu Tempogegenstößen weit geöffnet.

Unser Ziel war es, den Hausherren in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit den Glauben zu nehmen, am Spielverlauf noch was ändern zu können, erläuterte Bennet Wiegert.

Sein Team dominierte nach Wiederanpfiff weiter. Der ThSV Eisenach unterlag am Ende mit 25:35 (13:22), wurde vom eigenen Anhang mit langen Ovationen verabschiedet, sicher auch als Dank für die Leistungen der letzten Wochen und als Mutmacher für das wichtige Auswärtsspiel in Sachen Klassenerhalt am Sonntag, 07.04.2024 beim Bergischen HC. Bennet Wiegert würdigte die besondere Symbiose in Eisenach zwischen Mannschaft und Fans. Das habe bei ihm eine Gänsehaut erzeugt. Und überhaupt, er habe die Nostalgie der Werner-Aßmann-Halle gerochen und genossen.

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Die Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz nutzen den Videobeweis.

Wir hoffen, nächste Saison wieder zum Punktspiel nach Eisenach zu kommen, betonte Bennet Wiegert.

Unsere Mannschaft kämpft seit Wochen aufopferungsvoll, eroberte zuletzt aus zwei Spielen drei Punkte. Wir sind voll im Rennen. Vor uns steht ein wichtiger Monat. Unser Ziel, am 34.Spieltag der Klassenerhalt, betonte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte.

3.150 Zuschauer in der restlos ausverkauften Werner-Aßmann-Halle, darunter über 150 grün-rote Handballfans aus Sachsen-Anhalt, bildeten eine stimmungsvolle Kulisse bei der 76. Auflage des geschichtsträchtigen Derbys. So richtig gram war keiner im Eisenacher Lager.

Bennet Wiegert nun Ehrenmitglied des ThSV Eisenach

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Emotional ging es schon vor dem Anpfiff zu. Mit Beifallsstürmen aus beiden Lagern. Shpetim Alaj und Rene Witte, Präsident und Geschäftsführer des ThSV Eisenach, ernannten Bennet Wiegert zum Ehrenmitglied ihres Vereins.

Ob in der 3. oder in der 2. Liga, der SC Magdeburg, unser großer Bruder, hat uns durch Bennet Wiegert und auch Manager Marc-Henrik Schmedt stets geholfen. Dafür sind wir außerordentlich dankbar, wollen dem weltbesten Trainer mit dieser Ehrenmitgliedschaft danken, betonte Rene Witte.

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ThSV-Keeper Mateusz Kornecki pariert einen Siebenmeter von Omar Magnusson.

Bennet Wiegert war überrascht und sichtlich berührt, „nun stolzes Ehrenmitglied dieses tollen Vereins zu sein“.

Trauer um langjährigen Mannschaftsarzt Johannes Muthen

Über 25 Jahre amtierte MR Johannes Muthen als Mannschaftsarzt des ThSV Eisenach. Generationen Eisenacher Erst- und Zweitligaspieler wurden von ihm medizinisch betreut und beraten, erst bei Motor und dann beim ThSV Eisenach. Er stand vielen Trainern, von Hans-Joachim Ursinus über Rainer Osmann bis zu Peter Rost zur Seite. Er behandelte Edmund Nositschka, Lutz Sinke, Jürgen Beck, ebenso wie Titel Raduta, Matthias Allonge, Jörn Schläger, Stephan Just, Bernd Fichtner, Stephane Joulin und Till Bitterlich. Erst vor wenigen Monaten gratulierte der ThSV Eisenach einem vitalen Johannes Muthen zum 80. Geburtstag. Auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben hielt Johannes Muthen engen Kontakt zum ThSV Eisenach, wollte das Derby gegen den SC Magdeburg von der Haupttribüne der Werner-Aßmann-Halle verfolgen. Urplötzlich riss ihn der Tod aus dem Leben. Mit einer Trauerminute gedachte der ThSV Eisenach seines verstorben „Doc“.

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ThSV-Fans zum Ostersonntag im Osterhasen-Look.

Tempogegenstoß auf Tempogegenstoß in Richtung ThSV-Kasten

In der 1. Spielminute scheiterte Magdeburgs Omar Magnusson vom Siebenmeter-Strich an Eisenachs Keeper Mateusz Kornecki, doch das irritierte weder den Isländer noch seine Teamkollegen. Diese nutzten überhastete und erfolglose Torwürfe der Hausherren zu von Matthias Musche und Omar Magnusson abgeschlossenen Gegenstößen zum 0:4 (5.). Eisenachs Coach Misha Kaufmann versuchte mit personellen Wechseln im Rückraum einzuwirken. Marko Grgic, Yoav Lumbroso und Alexander Saul besetzten nun den Rückraum. Zu mehr Sicherheit verhalf das nicht. Der aufgerückte Magdeburger Abwehrchef Christian O`Sullivan konnte nur regelwidrig gestoppt werden, Omar Magnusson verwandelte den fälligen Siebenmter (zum 3:7, 11.) und bis zum Abpfiff vier weitere Strafwürfe. Ernsthaft Gefahr drohte dem von Nikola Partner gehüteten SCM-Kasten bei Würfen von Marko Grgic.

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Marko Grgic mit Power unterwegs.

Nach dem 6:11 (17.) versuchten sich kurzzeitig Simone Mengon, Manuel Zehnder und Malte Donker im Eisenacher Rückraum. Instruktionen von Misha Kaufmann während einer Auszeit führten zumindest dazu, dass der Club-Weltmeister zunächst nicht weiter enteilte. Justin Kurch netzte für die Hausherren vom Kreis zum 9:13 ein (20.). Die Gäste beantworteten Ballverluste und Fehlwürfe mit Treffern zum 9:16 (23.). SCM-Keeper Nikola Partner traf sogar aus der eigenen Hälfte in das verwaiste ThSV-Gehäuse. Daniel Grgic unterbrach die Magdeburger Toreflut mit seinem Treffer zum 10:16 (24.). Die rote Karte für Oscar Bergendahl nach Videobeweis (24.) blieb für die Magdeburger nur eine Notiz im Spielprotokoll. Die Elbestädter fütterten ihren Außen Matthias Musche, der zum 11:19 abschloss (26.). Die Unsicherheit im Eisenacher Angriffsspiel blieb. Der heiße Titelanwärter setzte auf Tempo, Kreativität und konsequentem Abschluss. Eisenacher Treffer von Malte Donker, Ivan Snajder und Manuel Zehnder verhinderten den klaren 13:22-Halbzeitstand nicht.

ThSV Eisenach kann Niederlage nicht im einstelligen Bereich halten

Beim 15:25 durch Gisli Kristjansson (35.) leuchte erstmals eine 10-Tore-Differenz n der Anzeigetafel. Mit Simone Mengon kam für die Hausherren mehr Power auf das Parkett.

Vielleicht habe ich ihn zu spät gebracht, sinnierte sein Trainer Misha Kaufmann.

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ThSV-Coach Misha Kaufmann und SCM-Keeper Nikola Portner beim freundschaftlichen Plausch.

Wir haben zu wenig als Kollektiv gespielt, bemängelte Simone Mengon, der erste Italiener beim ThSV Eisenach.

Wie es gehen kann, zeigte Malte Donker beim 17:27 (42., nach eigenem Ballgewinn), Timothy Reichmuth beim 18:27 (43., beim einem der wenigen Eisenacher Konter) und Marko Grgic mit seinem 5. Treffer, einem platzierten Wurf zum 19:28 (46.). Manuel Zehnder traf per Strafwurf (nach Foul an Malte Donker) zum 20:29 (48.). Der beim SCM eingewechselte Rückraumspieler Philipp Weber sorgte noch einmal für frischen Schwung. Ein ansatzloser Wurf des Nationalspielers zappelte zum 22:32 im Eisenacher Kasten (54.). Dann zauberte der Titelanwärter noch für die Galerie. Matthias Musche und Tim Hornke fanden sich per Kempa zum 23:34 (56.) und auch Philipp Weber vollendete auf diese Weise zum 24:35 (58.). Nach dem Treffer von Simone Mengon (58.) bot sich in den letzten Sekunden für die Gastgeber noch die Wurfchance, die Niederlage in den einstelligen Bereich abzusenken, doch SCM-Keeper Nikola Portner hatte mit seiner 10. Parade was dagegen.

Der SC Magdeburg untermauerte seine Titelambition. Die Ausgangsposition des ThSV Eisenach blieb unverändert. Der Vorsprung auf den Abstiegsplatz 17 belegenden Bergischen HC beträgt weiterhin drei Punkte. Nächste Woche geht es für die Wartburgstädter zu jenem Bergischen HC…

© Frank Arnold • sportfotoseisenach / ThSV Eisenach
Manuel Zehnder gegen Michael Saugstrup.

Statistik
ThSV Eisenach: Spikic (15.-25. / 1 Parade – 10 Gegentore), Kornecki (1.-15., 25.-60.) / 7 Paraden – 25 Gegentore); Reichmuth (2), Zehnder (5/4), Patrail (1), Walz (1), Mengon (1), Grgic (5), Ende (2), Meyer, Lumbroso, Donker (4), Kurch (1), Snajder (3), Weyhrauch, Saul
SC Magdeburg: Hernandez (bei drei 7-Metern, 36., 45., 48. / 0 Paraden – 2 Gegentore), Portner (1.-60. / 1 Tor, 10 Paraden, 23 Gegentore), Meister (1), Musche (5), Claar (2), Kristjansson (3), Smarason (4), Magnusson (7/5), Hornke (5), Weber (2), Lagergren (3), Mertens, Saugstrup (2), O’Sullivan, Damgaard, Bergendahl
Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/5 (Zehnder verwandelt 2 x gegen Portner und verwandelt 2 x gegen Hernandez und wirft beim 18:28 gegen Hernandez über das Tor, 45.) – SC Magdeburg 5/6 (Magnusson verwandelt 2 x gegen Kornecki und scheitert beim Stand von 0:0 1x an Kornecki, 1. und verwandelt 3 x gegen Spikic)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 5 x 2 Min. (Snajder 1.u. 56., Donker 21., Ende 33., Meyer 50.) – SC Magdeburg 3 x 2 Min. (Magnusson 14., Claar 36., Lagergren 45.), Rot Bergendahl, 24.
Schiedsrichter: Merz/Kuttler
Zuschauer: 3.150 (ausverkauft)
Spielfilm: 0:4 (5.), 3:5 (9.), 5:10 (16.), 10:18 (24.), 13:22 (30.), 17:27 (42.), 22:33 (55.), 25:35 (60.)

Th. Levknecht