«Wir hätten uns gern der Herausforderung 1. Bundesliga gestellt.»

In der neuen eingleisigen 2. Handballbundesliga der Männer absolviert der ThSV Eisenach am Samstag, 26.05.2012 sein letztes Heimspiel der Saison. Die Wartburgstädter, aktuell auf Tabellenplatz 6, empfangen den bereits als Aufsteiger feststehenden TuSEM Essen. Anwurf in der Werner-Aßmann-Halle ist um 19.30 Uhr.

Wir sprachen mit Gero Schäfer, dem Präsidenten des ThSV Eisenach:

Der ThSV Eisenach erhielt die Lizenz für die neue Saison in der 2. Handballbundesliga ohne Auflagen. Das stellt Ihrem Führungsteam ein ausgezeichnetes Zeugnis aus…?

Gero Schäfer: Seit Beginn meiner Amtszeit im November 2009 haben wir, trotz verschärfter Kriterien der HBL (durch Wirtschaftsprüfer geprüfte Planungs- und Liquiditätsrechnungen), zum dritten Mal in Folge die Lizenz ohne Auflagen bekommen. Das macht uns schon ein bisschen stolz, da dies in der Vergangenheit nicht immer der Fall war.

Nach einem doch sehr durchwachsenen Saisonauftakt rückte der ThSV Eisenach durch eine starke Rückrunde noch in den Kreis der Aufstiegsanwärter. Wie bewerten Sie die sportliche Entwicklung Ihres Zweitbundesligateams?

Gero Schäfer: Es war geplant, in die Saison 2011/2012 ohne Abgänge zu gehen. Doch der junge Linkshänder Gabor Langhans wollte im Sommer unbedingt zu einem anderen Verein an die Ostsee wechseln. Aus beruflichen Gründen beendete Till Bitterlich seine leistungssportliche Handball-Kariere. Wir reagierten, verpflichteten mit Duje Miljak und Branimir Koloper zwei neue Spieler, die während der Vorbereitung allerdings noch nicht zur Verfügung standen. Sie für einen erfolgreichen Handball mit dem Team zu integrieren, brauchte einige Zeit. In der Rückrunde, vor allem in den Heimspielen, ich erinnere an die famosen Auftritte gegen Minden, DHfK Leipzig und Bietigheim, ebenso an die Erfolge über Erlangen und Hamm, obwohl uns da drei Leistungsträger verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen, hat die Mannschaft gezeigt, wozu sie in der Lage ist. Wir sind mit der sportlichen Entwicklung zufrieden. Wir hatten für die Premierensaison der eingleisigen 2. Liga einen Mittelfeldplatz ausgegeben, werden in dieser ausgeglichenen Spielklasse im Vorderfeld die Ziellinie überqueren. (Noch stehen ja zwei Spieltage aus.) Vor der Saison hatte GWD Minden als einziger Club den Aufstieg als Ziel ausgegeben. Über die Hälfte der Liga nannte Etablieren und Nichtabstieg als Zielstellung. Dazu gehörten viele namhafte Vereine.

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Wäre der ThSV Eisenach aktuell für einen Aufstieg in die Beletage des deutschen Handballs überhaupt gerüstet, kursiert doch das Gerücht, das sei finanziell nicht zu stemmen?

Gero Schäfer: Jawohl, wir haben an den Aufstiegsplätzen angeklopft. Hätten wir die gesamte Saison Daniel Luther in gewohnter Verfassung zur Verfügung gehabt, hätten sich Tomas Sklenak und Girts Lilienfelds für den Schlussabschnitt nicht schwer verletzt, wir hätten, da bin ich mir sicher, bis zum letzten Pfiff der Saison um den dritten Aufstiegsplatz mitgemischt. Ich sage es ganz klar: Wir, Spieler und Offizielle, hätten uns gern der Herausforderung 1. Bundesliga gestellt. Natürlich hätten wir in die Infrastruktur sowie den einen oder anderen neuen Spieler investieren müssen. Natürlich wäre es ein gewaltiger Kraftakt gewesen, den wir mit kaufmännischer Vorsicht (wie der TV Hüttenberg) angegangen wären. Ein Aufstieg hätte auch neue Einnahmequellen erschlossen. Wenn man eine solche Riesenchance bekommt, sollte man sie auch nutzen.

Es gab Kritik wegen einer «lauen Saisonzielstellung», die mit Platz 8 bis 12 ausgegeben war. Was schreibt sich der ThSV Eisenach für die Saison 2012/2013 auf die Farben?

Gero Schäfer: Unser Saisonziel im Findungsjahr der neuen Liga war realistisch und richtig. Der von außen herangetragenen Kritik, wir hätten einen höheren Tabellenplatz ausgeben müssen, stellen wir uns. Für konstruktive Kritik sind wir offen. Handball-Eisenach darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Bei meinem Amtsantritt im November 2009 rangierte unsere erste Mannschaft auf Tabellenplatz 17 der 2. Liga Süd! Die damals Verantwortlichen hatten eine Platzierung zwischen drei und sechs ausgegeben. Auf Platz 10 (mit 32 Pluspunkten) wurde die Saison beendet. Nach zwei Jahren belegen wir aktuell in einer viel schwereren Liga mit 41 Punkten Tabellenplatz 6. Wir haben die Lehren aus der Vergangenheit gezogen, wirtschaftlich und auch sportlich!
Was die nächste Saison angeht, wir peilen eine Platzierung zwischen den Rängen 4 und 6 an. Bleiben wir von Verletzungen verschont, kann unsere Neuzugang Hannes Jonsson schnell integriert werden und die ihm zugedachte Rolle übernehmen, wollen wir an die Tür zu den Aufstiegsplätzen klopfen.

Zu Beginn des nächsten Monats stehen im Verein Vorstandswahlen an. Sie stellen sich mit der aktuellen Führungsmannschaft zur Wiederwahl. Was motiviert Sie dazu, was wollen Sie in den nächsten zwei Jahren bewegen?

Gero Schäfer: In den letzten 2 ½ Jahren haben wir als Vorstandsteam viel erreicht. Im Bundesligabereich haben wir uns mit der Hilfe des großen Einsatzes von Marketing-Geschäftsführer Karsten Wöhler und der Gesellschafter finanziell konsolidiert und werden diese Konsolidierung weiter fortsetzen.
Im Nachwuchsbereich haben wir sehr viel in den Trainerstab investiert. In der neuen Mitteldeutschen Oberliga der B-Jugend kamen wir auf Anhieb auf Platz 4 ein, wobei sogar eine Medaille möglich war. Unsere große Hoffnung für das erste Wochenende im Juni, die erfolgreiche Qualifikation unserer 17/18-jährigen Talente für die Nachwuchs-Bundesliga! Die A- und C-Jugend-Mannschaften eroberten in ihrer Altersklasse den Landesmeistertitel.
Was mich persönlich motiviert, ich habe in den letzten 2 ½ Jahren viel Zeit und Kraft in das Ehrenamt des Präsidenten investiert. Obwohl ich geschäftlich vor einer großen Investition stehe, die ein großes Zeitpensum erfordern wird, stelle ich mich erneut der Aufgabe an der Spitze des ThSV Eisenach. Wir sind auf einem guten Weg, ich will mit meinen Vorstandskollegen und den Gesellschaftern der ThSV-Marketing GmbH gemeinsam die Früchte ernten. Jeder im Vorstand weiß um seine Aufgaben, jeder hat nur das Wohl unseres Vereins im Auge. Ich bin der festen Überzeugung, wir werden in den nächsten Jahren noch einiges bewegen, zum Wohle unseres ThSV Eisenach und der gesamten Region.

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