Wir schaffen das – trotz der vielen Baustellen

Eisenachs Trainer Velimir Petkovic mit klarem Plädoyer für seinen neuen Verein / Wartburgstädter empfangen am Samstag den TV Emsdetten / Tomas Sklenak vor Comeback  

Der mit großen Ambitionen in die Saison gestartete Erstbundesligaabsteiger ThSV Eisenach rangiert nach 14 Spieltagen mit 13:15 Punkten auf dem  10. Tabellenplatz. Mitabsteiger TV Emsdetten liegt mit 12:16 Zählern nur auf Platz 12. Beide Teams stehen sich am Samstag, 29.11.2014 um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle gegenüber. Beim ThSV Eisenach wird Rückraumspieler Tomas Sklenak sein Comeback feiern. Aufgrund eines im April bei einem Einsatz für die Auswahl Tschechiens zugezogen Kreuzbandrisses musste der Blondschopf mehrere Monate pausieren. „Wir dürfen die Erwartungen an ihn aber nicht zu hoch schrauben“, betont Velimir Petkovic, seit fünf Wochen Trainer beim ThSV Eisenach. Ihn holte nach zwei Siegen zum Auftakt seiner Trainertätigkeit unter der Wartburg die harte Realität ein. Am vergangenen Wochenende bot der ThSV Eisenach bei der 29:36-Niederlage in Coburg eine überaus enttäuschende Leistung.
Velimir Petkovic ist überrascht von den vielen Baustellen bei seinem neuen Verein. Resignieren gibt es bei ihm aber nicht. Im Gegenteil! Er hält ein flammendes Plädoyer für den ThSV Eisenach:

Herr Petkovic, Hand aufs Herz, hatten Sie sich die Aufgabe beim ThSV Eisenach so schwer vorgestellt?
Eine schwere Aufgabe? Ja. Es ist nicht einfach eine Mannschaft mit Ambitionen auf dem 13. Tabellenplatz zu übernehmen. Ich wusste,  auf mich wartet viel Arbeit. Ich wusste nicht, dass ich so viele Baustellen vorfinde! Die Mannschaft hat mir von Beginn signalisiert, dass sie mit Fleiß und Herz bei der Sache ist. Ich war begeistert. Ich dachte, wir hätten einen guten weiteren Saisonverlauf vor uns. Die Heimniederlage gegen den TV Bittenfeld hat uns in der Entwicklung ein bisschen gestoppt, die unglückliche Niederlage in Leipzig noch mehr. Wer Sport, wer Handball kennt, der weiß, derartiges ist mental schwer zu verkraften, zu verarbeiten, mehr als Defizite im spielerischen Bereich oder beim Training. Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie von den beiden Spitzenmannschaften der Liga – und für mich sind Leipzig und Bittenfeld die beiden Aufsteiger – nicht weit entfernt ist. Um solche Kontrahenten zu bezwingen, muss man im Angriff und in der Abwehr über die gesamte Distanz gut spielen. Man muss auch Glück haben. Das hatten wir nicht. Glück muss man sich hart erarbeiten, Glück muss man sich verdienen.

Ist der Einbruch von Coburg überhaupt erklärbar? Was macht ein Trainer in der darauf folgenden Woche?
Mich hatte das besonders schwer getroffen, war ich ja in einer ganz besonderen Situation, bin den Tag 1.000 Kilometer gefahren, um bei meiner Mannschaft zu sein, sie bei dem schweren Spiel zu unterstützen. Enttäuschend, dass meine Mannschaft kämpferisch nicht alles gegeben hat. Wie zu lesen war, absolvierte der HSC Coburg sein bestes Spiel aller Zeiten. In Abwehr und Angriff klappte nahezu alles. Es gibt solche Tage, wo alles klappt. Es gibt ebenso Tage, wo nahezu nichts klappt. Der ThSV Eisenach hatte einen solchen Tag. Das war ein schwerer Schlag für uns alle. Den die Mannschaft eigentlich stets auszeichnenden Zusammenhalt, eine der Stärken, habe ich vermisst. Dazu müssen wir unbedingt zurück,  konservieren und immer wieder aufrufen.  Eine Mannschaft hat aber ebenso nur Erfolg, wenn sie eine stabile Deckung, eine „betonstarke Abwehr“ vorweist. Das können wir derzeit nicht. Wir arbeiten hart. Die Mannschaft ist fleißig und lernfähig. Ich glaube, es kommt auch eine gute Zeit für uns.
Ich verstehe die Ungeduld der Fans. Auch ich bin ungeduldig. Ich betreue diese Mannschaft, ich mag diese Mannschaft, ich mag diesen Verein. Ich werde alles tun, gemeinsam mit der Mannschaft und den Verantwortlichen, gemeinsam mit unseren Fans, einen erfolgreichen Weg zu beschreiten, um da anzukommen, wo wir alle hin wollen!

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Der ThSV Eisenach ist erfolgreich, wenn er zu Treffern über den Gegenstoß kommt, wie über weite Strecken erfolgreich in Leipzig demonstriert. Sehen Sie eine Problematik im Positionsspiel?
Meine Philosophie basiert auf einer starken und stabilen Abwehr, aus der wir zu leichten Gegenstoßtoren kommen. Das ist zusätzliche Motivation für jeden Spieler und nimmt den großen Druck vom Positionsspiel. Dieses ist derzeit zu abhängig von guten Wurfleistungen von Aivis Jurdzs und Bjarki Elisson. Ich will da auch andere sehen, beweglich und mutig, mit viel Selbstvertrauen im  Angriff. Dann wird auch unser Positionsspiel effektiver.

Viele Ihrer Spieler plagen sich mit längerfristigen Verletzungen, stehen möglicherweise vor Operationen. Wie ist die konkrete Situation? Wie sollen die Ausfälle kompensiert werden?
Den ThSV Eisenach suchte in der Vorsaison eine nicht endenwollende Verletzungsmisere heim, die sich bis in diese Saison zieht. Ich wusste vor meinem Amtsantritt nicht, in welchem gesundheitlichen Zustand sich die Spieler befinden. Das hat mich schon überrascht. Wir müssen gemeinsam alles tun, um verletzte oder angeschlagene Spieler gesund wieder einbauen zu können. Wir brauchen jeden gesunden Spieler. Uns fehlen derzeit ganz wichtige Spieler, Garanten für eine gute Abwehr, Garanten für einen guten und erfolgreichen Positionsangriff.

Mit dem ThSV Eisenach und dem TV Emsdetten treffen zwei Erstligaabsteiger der Vorsaison aufeinander. Der TV Emsdetten hat einen rigorosen personellen Schnitt vollzogen, vermeldete 11 (!) Abgänge, darunter viele bekannte Namen, verzeichnete 7  Neuzugänge. Der ThSV Eisenach konnte seinen Kader der Vorsaison größtenteils zusammenhalten. Beide Teams rangieren nach 14 Spieltagen mit 13:15 (ThSV Eisenach) und 12:16 Punkten (TV Emsdetten) im Tabellen-Mittelfeld (Plätze 10 und 12). Was spricht für oder gegen die eine oder andere Variante? Wie stufen Sie die Platzierungen beider Mannschaften ein?
Beide sind Erstligaabsteiger. Ich will nicht reden über Entscheidungen, in die ich nicht involviert war. Diese Entscheidungen sind in Emsdetten und in Eisenach inzwischen Vergangenheit. Emsdetten entschied sich für viele Neuzugänge, kann eine gute Mannschaft mit guten Spielern vorweisen, die sicherlich noch nicht ganz harmoniert, in der Rückrunde sicherlich auftrumpfen und wohl einen Platz im oberen Tabellenfeld erreichen wird. Wer mit seiner Personalpolitik richtig lag, können wir erst nach dem letzten Spieltag der Saison sagen.

Was dürfen die in der Vorwoche so enttäuschten ThSV-Fans im Heimspiel gegen den TV Emsdetten erwarten?
Die Enttäuschung der über 300 mitgereisten Fans kann ich verstehen. Aber die Mannschaft war auch selbst von sich enttäuscht. Wir haben darüber gesprochen und analysiert. Aber nicht ich habe das Spiel zunächst analysiert, sondern die Spieler selbst haben kritisch, selbstkritisch gesprochen. Ich habe Spieler leidenschaftlich diskutieren sehen, die sonst eher ruhig sind. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Entsprechende Trainingsarbeit  inklusive mentaler Vorbereitung stand auf dem wöchentlichen Programm.
Die Mannschaft wird am Samstag alles geben! Meine eindringliche Bitte an unsere Fans, an unsere Zuschauer: Läuft es in der ersten Viertelstunde – oder auch später – nicht, ist die Unterstützung von den Rängen ganz, ganz wichtig! Sie sorgt für mentale Stärke, mehr als für spielerische Klasse. Mein Appell an unsere Anhänger: Kommt in die Halle und steht zu unserer Mannschaft!

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