Wir sind keine Maschinen, die alles so einfach abschütteln können!

Auszeit mit Stanislaw Gorobtschuk, Torhüter des ThSV Eisenach
Der ThSV Eisenach empfängt am Samstag, 13.05.2017 um 19.30 Uhr mit der SG BBM Bietigheim den Tabellen-Zweiten. Die von Langzeitverletzungen gebeutelten Wartburgstädter befinden sich in einem Tal. Wir sprachen mit Torhüter Stanislaw Gorobtschuk, in der Vorsaison im Kasten der SG BBM Bietigheim.

Gemeinsam mit Willy Weyhrauch nahmen Sie in der Vorwoche am Internationalen Friedenslauf teil. Was waren Ihre Beweggründe?
Unser Trainer hat gefragt, ob jemand Interesse hat, an dem Lauf teil zu nehmen und die „Friedensläufer“ zu unterstützen. Willy und ich fanden die Idee super und haben uns dafür gemeldet. Ein schönes Erlebnis, da auch die Strecke mich als „fast“ Eisenacher an neue Stellen Rund um die Wartburg gebracht hat.

Am Samstag trifft der ThSV Eisenach um Zweitliga-Zähler auf den Tabellen-Zweiten, die SG BBM Bietigheim, bei der Sie im Vorjahr zum Torhüteteam zählten. Hätten Sie als Kenner der Gegebenheiten der SG Bietigheim diesen Höhenflug zugetraut?
Ich konnte mir schon denken, dass die SG BBM Bietigheim eine gute Rolle in dieser Saison spielen wird, das hat sich auch schon letzte Saison in der Rückrunde abgezeichnet. Von einem Höhenflug will ich deshalb nicht sprechen. Wie wir dieses Jahr, hat die SG BBM letztes Jahr nach dem Abstieg einen Umbruch eingeleitet und vermehrt auf junge Spieler gesetzt. Diese Spieler haben sich super entwickelt und die Mannschaft hat sich noch mehr einspielen können. Eine ähnliche Entwicklung können die Fans des ThSV Eisenach im nächsten Jahr erwarten.

Verkraften der Verein und die Region zwei Teams in den 1. Handball-Ligen? Die Frauen haben gerade dem Serienmeister Thüringer HC den Titel weggeschnappt und demnächst scheinen auch die Männer im Oberhaus zu spielen…?
An dieser Stelle,  meine Glückwünsche zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft an die Frauen der SG BBM Bietigheim. Man darf nicht vergessen, dass es noch die Bietigheimer Steelers gibt, die in der 2. Eishockey-Liga jährlich um die Meisterschaft mitspielen. Das sind alleine drei Vereine in der Stadt Bietigheim-Bissingen,  die sehr erfolgreich ihren Sport ausüben. In der Region rund um Stuttgart sind es noch viele, viele mehr. Es herrscht also eine starke Konkurrenz um Zuschauer und Sponsoren. Dass es jedoch funktioniert, hat man vor 2 Jahren gesehen, da haben ja schon die Frauen und die Männer gemeinsam 1. Liga gespielt.

Anzeige

Kommen wir zum ThSV Eisenach, der sich in einem Tal befindet. Warum? Es gibt Kritik an allen Mannschaftsteilen, auch an der  Abwehr. Zu dieser gehören die Torhüter…?
Dass wir als Mannschaft momentan selber sehr unzufrieden sind und ich mit meinen gezeigten Leistungen nicht glücklich bin, versteht sich von selbst. Ich bin kein Freund von Ausreden und die Gründe für den Negativ- Lauf sind zu vielschichtig. Doch wenn man den Saisonverlauf so betrachtet fällt einem etwas auf: Immer wenn wir ins Laufen gekommen sind und eine Serie von mehreren gewonnen Spielen hatten, mussten wir eine schwere Verletzung verkraften, die uns in unserer Entwicklung als Team zurück geworfen hat. Oli Ragnarsson, Dirk Holzner  und Willy Weyhrauch haben direkt zu Anfang der Saison gefehlt. Das haben wir verkraften können, auch das Nicolai Hansen  und Duje Miljak jeweils drei Spiele gefehlt haben. Dann kamen die großen Sachen, wieder Willy Weyhrauch, der uns 6 Monate fehlte, dann Jonas Richardt, der uns auch 6 Monate fehlte, als nächstes hat es Matthias Gerlich erwischt, der uns 8 Wochen fehlte. Sogar das konnten wir halbwegs auffangen, da Oli Ragnarsson wieder kam und Daniel Luther in der Offensive zu alter Stärke fand. Nach 10 Toren von Daniel Luther in Bietigheim passierte der nächste Schicksalsschlag. Achillessehnenriss und damit das verbundene Saison-Aus für unseren Kapitän. In der Winterpause konnten wir dann Kräfte sammeln und neue Spielzüge einstudieren und Abläufe verfeinern – um dann die Schock-Nachricht zu erhalten –   von Marcel Schliedermann seinem Autounfall Und das eine Woche vor dem Start in die zweite Punktspieletappe!  Wir schafften es trotzdem,  8:2 Punkte zu holen. Die ganze Last im Rückraum lag nun bei Duje Miljak,  Oli Ragnarsson und Matthias Gerlich.  Toms Lielais, im Februar gekommen, musste sich erstmal akklimatisieren. Matthias durfte noch keine Abwehr spielen, da das Risiko bestand, dass die Verletzung wieder aufbricht. Willy Weyhrauch,  Dirk Holzner und Jonas Richardt kommen jetzt zwar wieder,  aber nach solchen Verletzungen braucht man Zeit,  um das alte Leistungsniveau zu erreichen. Den „Rest“ hat uns nun die Verletzung vor drei  Spieltagen von Oli Ragnarsson gegeben. Uns fehlt momentan der Lenker und Denker.
Es herrscht jetzt ein enormer Druck in der Abwehr und bei mir im Tor. Wir müssen jetzt hinten die Bälle holen. Da uns vorne einfache Tore fehlen, gewohnte Spielzüge nicht mehr flüssig ablaufen.  Wie auch, wenn man nur paar Trainingseinheiten hat, um diese einzustudieren. Der Vorteil vieler Mannschaften,  die oben stehen,  ist die Eingespieltheit. Es ist eine einfache Wechselwirkung, spielt man vorne gut,  steht man hinten nicht so sehr unter druck. Steht man hinten gut, kann man bis zu einen gewissen Grad auch eine schwache Offensive auffangen.
Das sollte auch unser Ziel sein für die letzten Spiele.
Durch die Verletzungsproblematik ist auch ein hochwertiger Trainingsbetrieb nicht immer möglich. An ein 6 gegen 6 mit 2 Mannschaften, die sich die Wettkampfhärte holen können, ist nicht zu denken. Kein Vorwurf an die Leute,  die uns im Training aushelfen, jedoch ist es was anderes, ob Zweitliga-Spieler verteidigen oder angreifen oder ob es ein A-Jugendlicher oder der „berühmte Fußballtrainer“ ist. Trotzdem sind wir dankbar, dass sie dabei sind. Ansonsten wären wir manchmal 10 Feldspieler, wovon 7 Kreisspieler und Außen wären.
Außerdem spielt auch die psychologische Komponente eine Rolle, wenn man fast jeden Monat einen Mitspieler wegen einer Verletzung verliert, setzt es auch der Mannschaft zu. Wir sind keine Maschinen,  die das jedes Mal so einfach abschütteln können!
Es ist eine Erklärung für unsere momentane Situation und keine Entschuldigung! Wir hatten nämlich dennoch genügend Möglichkeiten, mehr Punkte auf den Konto zu haben. Eigenes Unvermögen und Pech hält sich in meinen Augen die Waage. Deshalb gilt es in den kommenden Spielen,  das Maximale rauszuholen,  um einen versöhnlichen Saisonabschluss zu schaffen.

Noch stehen 5 Punktspiele bis zum Saisonende an. Der ThSV Eisenach hat aktuell 34:32 Zähler aufzuweisen. Wären da 40 Punkte als Zielvorgabe zu hoch angesetzt?
40 Punkte sind auch die interne Zielstellung von uns als Mannschaft. Ich hoffe, wir erreichen diese auch um auch einfach einen positiven Abschluss für eine Saison zu schaffen, die so hoffentlich nie wieder von Verletzungen heimgesucht wird.

Was erwarten Sie von der Partie am Samstag gegen ihren Ex-Verein?
Ich erwarte,  dass beide Mannschaften alles geben werden. Für die SG BBM geht es um den Aufstieg und für uns geht es darum nicht unten reinzurutschen und auch ein Stück weit um die Ehre. Wir brauchen und wollen diesen Sieg! Egal wie!

Welchen Appell möchten Sie an die eigene Fangemeinde richten?
Kommt zu den restlichen Spielen und unterstützt uns. Wahre Fans gehen mit dem Verein auch durch schwierige Zeiten! Wir als Mannschaften werden es unseren Fans mit Kampf und Einsatz zurück zahlen. Wenn es zu Siegen reicht, feiern wir diese gemeinsam….

Anzeige