Wir sind nicht so weit weg.

Das gibt uns Mut.

ThSV Eisenach trotze lange dem THW Kiel, unterlag am Ende dem Rekordmeister mit 32:40 (19:22)

Aufsteiger ThSV Eisenach trotzte dem mit internationalen Top-Stars gespickten THW Kiel über weite Strecken, unterlag am Ende vor mit 3.150 Zuschauern restlos ausverkaufter Werner-Aßmann-Halle dem Rekordmeister mit 32:40 (19:22).

Ein sehr lehrreicher Abend, der unseren Jungs zeigte, was fehlt. Der Abend zeigte aber auch, wir sind nicht so weit weg. Das gibt uns Mut, betonte Misha Kaufmann, der Coach des ThSV Eisenach.

Die Wartburgstädter bejubelten beim 22:22 (35.) den Ausgleichstreffer, hatten kurz darauf sogar den Führungstreffer auf der Hand, mussten nach dem 25:27 (42.) die Norddeutschen aber zum 29:38 (56.) davonziehen lassen.

Beim THW Kiel kam Weltklasse auf Weltklasse, verwies Misha Kaufmann auf die Breite des Kaders der Gäste.

Die waren mit gehörigem Respekt ins Thüringische gekommen.

Wir haben uns auf diese Partie wie auf ein Champions-League-Finale vorbereitet. Es wurde ein lange offenes Spiel. Dann fanden wir richtig gute Lösungen im Angriff, warfen gegen Eisenachs starke Abwehr insgesamt 40 Tore, konstatierte Domagoj Duvnjak, einer der Rückraum-Asse der „Zebras“.

Erleichtert über den Sieg zeigte sich Filip Jicha, der Trainer des THW Kiel.

Wir wussten, in der zweiten Halbzeit wird die Werner-Aßmann-Halle drücken. Mit unserer Erfahrung beruhigten wir die Emotionen, haben Ruhe bewahrt, unseren Pan durchgezogen, waren im Positionsangriff und im 7 gegen 6 erfolgreich, so der schon als Spieler mit dem THW Kiel große Erfolge feiernde Tscheche.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Justin Kurch versucht das Leder noch über die Linie zu drücken.

Wir spielten über 40 Minuten auf einem Top-Niveau, stellten den großen THW Kiel vor große Probleme, vermerkte Peter Walz, der Kapitän des ThSV Eisenach (4 Treffer aus 4 Versuchen).

Schade, dass wir es nicht geschafft haben, länger dranzubleiben. Uns unterliefen dann 5 technische Fehler, die der THW Kiel gnadenlos bestrafte, bilanzierte Misha Kaufmann.

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Mit einer breiten Spielanlage kreierten die Eisenacher Torchancen über beide Außen, setzten den Norddeutschen bis zur Halbzeitpause 19 Bälle ins Netz. Im ersten Abschnitt fielen insgesamt 41 Treffer!

Wir kassierten bis zum Seitenwechsel aber auch 22 Gegentore. Wir hatten Mühe im Rückzug. Im zweiten Abschnitt unterlief uns nach gutem Start eine schlechte Phase, ein 4:11-Tore-Lauf, der uns mit 8 Treffern in Rückstand brachte, vermerkte Eisenachs Linksaußen Timothy Reichmuth.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer bejubelt einen seiner 3 Treffer ins leere Gehäuse des THW Kiel.

Eine Wurfquote von 70 Prozent spricht für unsere Angriffsstärke, doch uns unterliefen wieder folgenschwere 10 Minuten, in denen wir gnadenlos ausgekontert wurden, so Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte.

Vier ThSV-Treffer ins leere Tor des THW Kiel

Das zweitälteste Team der Liga, mit 17 Spielern, die zusammen über 3.500 Bundesligaspiele absolvierten, auf die Erfahrung einer Vielzahl von Spielen auf internationalem Parkett bauen können, zuletzt 5 Siege in der Liga und in der starken Champions-League Gruppe A auf Platz 1, sah sich von Beginn einer Eisenacher Mannschaft gegenüber, die mit Herz und Leidenschaft überzeugte. Tore fielen auf beiden Seiten wie reife Früchte, nach 11 Minuten, beim 5:9, bereits 14. Die Gastgeber setzten von Beginn auf Abwehr- und Angriffswechsel. Philipp Meyer, Timothy Reichmuth und Malte Donker kamen zunächst in der offensiv ausgerichteten Eisenacher Abwehr. Angriffszüge zu den Außenpositionen schlossen die Eisenacher konsequent durch Willy Weyhrauch, Ivan Snajder und Timothy Reichmuth ab. Auch die Gäste nutzten die Breite des Spielfeldes. Zunächst netzte Rune Dahmke von Rechtsaußen ein, wie beim 6:10 (12.). Da es kein Spiel der Torhüter war, lagen die Bälle in Sekundenabständen auf beiden Seiten im Netz. Das risikovolle 7 gegen 6 des THW Kiel ermöglichte den Eisenachern in der ersten Halbzeit gleich 4 Treffer in den verwaisten Gästekasten. Manuel Zehnder traf zum 10:13 (17.), Keeper Matija Spikic versenkte das Leder aus dem eigenen Kreis zum 14:17 (23.) und Philipp Meyer netzte so binnen 40 Sekunden zum 16:19 und 17:19 (jeweils 25. Minute) ein. Die Wartburgstädter ließen sich nicht abschütteln, trotz der Treffer der Kieler Stars Steffen Weinhold, Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Domagoj Duvnjak. Eisenachs Kapitän Peter Walz traf beim 7 gegen 6 seines Teams zum 19:21 (30.). Der Wechsel zurück ins Tor klappte nicht, nun zirkelte Domagoj Duvnjak das Leder zum 19:22 in den leeren ThSV-Kasten.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Hier wird die Festigkeit des Trikots von Marco Grgic geprüft.

Der haushohe Favorit zieht Mitte der zweiten Halbzeit davon

Zwei Paraden von Torhüter Mateusz Kornecki bildeten die Grundlage zum 21:22-Anschlußtreffer per kraftvollem Unterarmwurf von Peter Walz (33.). Zunächst scheiterte noch Marko Grgic an THW-Schlussmann Tomas Mrkva (34.), doch wenig später traf Manuel Zehnder zum umjubelten 22:22-Ausgleich. Fast wäre Marko Grgic sogar der Führungstreffer gelungen, doch der THW-Keeper lenkte das Leder über den Kasten. Die Eisenacher witterten plötzlich eine Chance gegen den großen THW Kiel, spielten mutig im 7 gegen 6 auf, auch wenn nun Hendrik Pekeler für die Gäste in den leeren ThSV-Kasten zum 22:24 traf (36.). Malte Donker (23:24, 36.) und Mait Patrail (25:26, 40.) netzten nochmals zum Anschlusstreffer für den Aufsteiger ein. Kurz darauf initiierten vornehmlich Eric Johansson und Elias Ellefsen a Skipagotu, die besten Gästespieler des Abends, die Spielentscheidung.

Wir haben dann unseren Plan vollendet, stellte Filip Jicha fest.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Eisenachs Coach Misha Kaufmann leidenschaftlich an der Seitenlinie.

Wir gaben die Bälle zu leicht weg, gestand Timothy Reichmuth.

Von einigen wenigen aber letztendlich spielentscheidenden Minuten sprach Peter Walz. Mit einer nun praktizierten 5:1-Deckung gelangen den Gästen Ballgewinne zum 25:29 (43.) und 26:33 (48.). Magnus Landin Jacobsen lochte gar zum 26:35 ein (50.). Die endgültige Entscheidung. Die Wartburgstädter fighteten mit ganz viel Herz weiter, bis zur letzten Sekunde vom blau-weißen Anhang unaufhörlich angefeuert. Peter Walz (per Dreher) und Philipp Meyer (nochmals mit einem Wurf ins leere Tor) markierten die ThSV-Treffer Nummer 31 und 32. Damagoj Duvnjak beendete das muntere Torwerfen zum 32:40-Endstand.

Ein richtig geiles Spiel, die Zuschauer dürften es genossen haben, fasste Domagoj Duvnjak die 60 Minuten zusammen.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Ein Weltstar bejubelt den Sieg in Eisenach: Domagoj Duvnjak (Mitte).

ThSV Eisenach noch zwei Punktspiele bis zum Weihnachtsfest

Während der THW Kiel nur ein Punktspiel, am Mittwoch, 20.12.2023 in heimischer Halle gegen den TSV Hannover-Burgdorf, zu bestreiten hat, stehen für den ThSV Eisenach noch zwei Punktspiele bis zu den Festtagen an. Die Wartburgstädter gastieren am Mittwoch bei den Rhein-Neckar Löwen und empfangen am Samstag, 23.12.2023 um 19.00 Uhr den HC Erlangen.

Statistik
ThSV Eisenach: Spikic (1 Tor), Kornecki; Reichmuth (2), Zehnder (5), Patrail (1), Walz (4). Grgic (2), Ende, Meyer (3), Donker (1), Kraus, Kurch (1), Schneibel, Snajder (4), Weyhrauch (6), Saul (2)
THW Kiel: Mrkva, Bellahcene; Duvnjak (4), Reinkind, Jacobsen (3), Överby, Weinhold (5), Wiencek (2), Ekberg (7/3), Johansson (3), Dahmke (4), Gurbindo, Wallinius, Bilyk (4), Pekeler (6), Ellefsen a Skipagotu (2)
Siebenmeter: ThSV Eisenach 0 – THW Kiel 3/3
Zeitstrafen: THSV Eisenach 2 x 2 Min. – THW Kiel 2 x 2 Min.
Schiedsrichter: Hurst/Krag
Zuschauer: 3.150

Th. Levknecht

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