Zum Ende der Festspielwochen kommt der HSV Hamburg

ThSV Eisenach will nicht nur den Moment genießen, sondern auch den eingeschlagenen Weg fortsetzen

In der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle steigt am Samstag, 19.10.2019 um 19.30 Uhr das Verfolgerduell der 2. Handballbundesliga der Männer, wenn der ThSV Eisenach den Handballsportverein (HSV) Hamburg empfängt. Den punktgleichen Aufsteiger aus der 3. Liga (ThSV Eisenach) und den ehemaligen Champions-League-Sieger (HSV Hamburg) trennen ein Zähler vom Spitzenduo TuSEM Essen und HSC Coburg.

Ja, das ist eine unerwartete Konstellation. Überrascht bin ich nicht, im Sport ist alles möglich. Das ist eine Situation, eine Momentaufnahme, die wir genießen. Dies motiviert uns zusätzlich, unseren guten Lauf auch in den nächsten Wochen beizubehalten, erklärt Eisenachs Trainer Sead Hasanefendic. Wir dürfen das aber alles nicht überbewerten. Ja, wir haben Potential, aber es sind erst 8 von 34 Spieltagen in einer ganz ausgeglichenen Liga mit vielen erfahrenen Mannschaften absolviert, tritt Sead Hasanefendic auf die Euphoriebremse. Die Erfolge sorgen natürlich für gute Stimmung, im Team und im Umfeld. Die Zuschauer kommen aus ganz Thüringen und dem benachbarten Hessen. Wir erwarten am Samstag erneut über 2.000 Zuschauer. Unser Ziel bleibt, fleißig punkten, um nicht um den Ligaerhalt bangen zu müssen, unterstreicht Rene Witte, Geschäftsführer und Manager der Wartburgstädter zur turnusmäßigen Pressekonferenz am Donnerstagvormittag.

HSV-Spieler Jan Forstbauer: „Handball in Eisenach ist stets ein Erlebnis.“
Wie sieht Torsten Jansen, Trainer des HSV Hamburg den Samstagabend?

In Eisenach muss man mindestens 5 Tore besser sein, um eine Chance auf den Sieg zu haben, erklärt der Weltmeister.

Welche Erinnerungen hat er an Eisenach „Es waren immer sehr viele euphorische Zuschauer, viel Druck in einer engen Halle und es gab eine Bratwurst.“ Nach einem lockeren Training in den Morgenstunden tritt der HSV Hamburg am Spieltag die Fahrt nach Eisenach an, fährt nach der Partie zurück in die Hansestadt. Zum Aufgebot der Hamburger zählt auch Jan Forstbauer, in der Saison 2014/2015 auf Leihbasis der MT Melsungen für den ThSV Eisenach am Ball.

Das war ein schönes und auch erfolgreiches Jahr in Eisenach. Ich bin nun das 4. Jahr in Hamburg, handballerisch läuft es gut, beim Studium absolviere ich gerade mein letztes Semester. Ich freue mich auf den Samstag, Handball in Eisenach ist stets ein Erlebnis, erklärte der inzwischen 27-jährige Linkshänder.

Sead Hasanefendic: „Gut zu wissen, zwei funktionierende Abwehrsysteme zu haben.“
Eisenachs Coach Sead Hasanefendic schneiderte seinen Schützlingen zuletzt maßgerechte Anzüge.

Gut zu wissen, dass wir zwei gut funktionierende Abwehrsysteme haben, freut sich die Trainerikone.

Bildete eine 5:1-Deckungsformation den Grundstein zu den Erfolgen über die als Tabellenführer angereisten Teams aus Essen und Hamm-Westfalen, war es – nach einem 5-Tore-Rückstand – die Umstellung auf einen 6:0-Abwehrblock, die zum Sieg über den ambitionierten VfL Bad Schwartau führte.

Unser Torhüter Blaz Voncina sorgt für zusätzliche Stabilität, ergänzt Sead Hasanefendic. Wir haben gute Lösungen und Alternativen, nicht nur personell, sondern auch vom System her, fügt der Eisenacher Trainer hinzu.

Für das Angriffsspiel setzt er seine drei jungen Spielgestalter ganz unterschiedlichen Typs, Martin Potisk, Yoav Lumbroyso und Jonas Ulshöfer nahezu optimal ein.

In der Vorsaison spielte ich noch bei der SG Bruchköbel, jetzt mit dem ThSV Eisenach in der 2. Handballbundesliga gegen den großen HSV Hamburg, strahlt der kürzlich seinen 26. Geburtstag feiernde Jonas Ulshöfer. Wir finden immer besser zueinander, zeichnen uns als Kollektiv aus. Jeder bringt seine Stärken ein. Unsere Fans pushen uns einfach genial nach vorn, erläutert der Hesse im Trikot der Thüringer.

Sowohl beim Tempogegenstoß als auch im Positionsangriff sorgt Ante Tokic für Furore. Der im Sommer vom HC Metalurg Skopje gekommene 25-Jährige belegt aktuell in der Feldtorschützenliste der Liga Platz 2, wurde 4-mal für die „Mannschaft der Woche“ nominiert.

Nach 8 Spieltagen 11:5 Punkte, das verdient schon ein Ausrufezeichen. Wir wollen als Mannschaft den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten. Das bedarf ganz intensiven Trainings. Das wird kein Selbstläufer! Wir fokussieren uns von Spiel zu Spiel, erklärt der Linkshänder, der gemeinsam mit Willy Weyhrauch die Rechtsaußenposition ausfüllt.

Hamburger holten im Sommer Erstbundesligaerfahrung an Bord
Turbulenzen nach dem Champions-League-Sieg führten den HSV Hamburg bis in die 3. Liga. Seit der Saison 2018/2019 befinden sich die Hansestädter zumindest wieder auf der Zweitbundesligakarte, schlossen die Vorsaison auf Platz 12 ab. Der Weg soll weiter nach oben gehen. Ein Weltmeister als Trainer, ein Meistertrainer als Vizepräsident; es verwundert nicht, dass Torsten Jansen und Martin Schwalb die Schwachstellen im Kader erkannt und zur Spielzeit 2019/2020 entsprechend gehandelt haben. Von Linksaußen und aus dem rechten Rückraum waren die Hanseaten zu ungefährlich. Mit Tobias Schimmelbauer und Jens Schöngarth, der 2015 zum WM-Kader des DHB gehörte (!), wurde Abhilfe geschaffen, geballte Erstbundesliga-Erfahrung an Bord geholt.

Toptorjäger Niklas Weller kommt mit dem HSV Hamburg
In aller Zweitbundesliga-Munde ist Hamburgs Kapitän Niklas Weller, als Pfeiler in der Abwehr, als Wühler am gegnerischen Kreis, als Vollstrecker von der Siebenmeterlinie und auch beim Tempogegenstoß. Exakt die Hälfte seiner 62 Treffer erzielte er von der Siebenmeterlinie. Dass der HSV Hamburg mit 12:5 Punkten auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze ist, macht den früheren Meistertrainer froh.

Das ist der Hammer, da kann man nur den Hut ziehen, wird Martin Schwalb zitiert.

Einst mit der SG Wallau-Massenheim auf den ThSV Eisenach treffend, erklärt der 193-fache Nationalspieler weiter, „ich freue mich jeden Tag, wie sich unser kleiner Verein entwickelt“. Na, wenn das kein Understatement ist?! Der „Provinzverein“ ThSV Eisenach freut sich jedenfalls auf den „großen“ HSV Hamburg, das Team und die mitgereisten Fans! Und eine Thüringer Bratwurst gibt es natürlich auch…

Th. Levknecht

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