Zum Junggesellenabschied einen Derbysieg

Peter Walz führt den ThSV Eisenach vor über 2.000 Zuschauern zum 27:24 (17:12)-Sieg über den Dessau-Roßlauer HV und am nächsten Tag seine langjährige Freundin Fabienne zum Standesamt

Am Samstag gaben sich Peter Walz und seine langjährige Freundin Fabienne im einzigartigen Ambiente der über 950-jährigen Wartburg das Ja-Wort. Zum Junggesellenabschied feierte der Kapitän des ThSV Eisenach mit seinem Team vor der Saisonrekordkulisse von über 2.000 Zuschauern zum Junggesellenabschied am Vorabend einen 27:24 (17:12) -Erfolg im Mitteldeutschlandderby und Spitzenspiel der 2. Handballbundesliga über den Dessau-Roßlauer HV. Der Polizeikommissar überzeugte einmal mehr als großer Kämpfer im Angriff und in der Abwehr. Die Wartburgstädter eroberten sich damit vom Team aus Sachsen-Anhalt den 2. Tabellenplatz zurück. Mit 9 Treffern aus 9 Versuchen trug Rückraumspieler Fynn Hangstein maßgeblich zum Eisenacher Sieg in der 58. Auflage dieses Klassikers bei.

Trotz des 9. Saisonsieges, alle im Eisenacher Lager betrachteten die 60 Minuten kritisch.

Wir boten 46 Minuten gegen den Tabellen-Zweiten guten Handball, führten 24:16 und 25:18. Dann zog Unsicherheit ein, wir verzettelten uns in Zweikämpfe, die Gäste brachten den 7. Feldspieler, wir verloren den Faden. Das stinkt mir, war Eisenachs Coach Misha Kaufmann um klare Worte nicht verlegen. Bis zur 46. Minute haben wir den in der Woche erarbeiteten Plan gut umgesetzt, konsequent im Angriff, kompakt und leidenschaftlich in der Abwehr. In den letzten 14 Minuten brachen wir regelrecht ein, uns gelangen nur noch 2 Treffer, konstatierte Peter Walz.

Für die Qualität und Moral des Dessau-Roßlauer HV sprachen die letzten 14 Minuten. Mit dem 7. Feldspieler griff Trainerfuchs Uwe Jungandreas erfolgreich in die Taktikkiste.

Wir verkürzten bis auf zwei Treffer, haben beim 26:24 gleich 4-mal den Ball und die Chance zum Anschlusstreffer oder gar zum Ausgleich, ärgerte sich Uwe Jungandreas. Wir zeigten Charakter. Anfangs stand unsere Abwehr nicht, in der Schlussviertelstunde war sie deutlich kompakter. Unsere Aufholjagd war aber nicht von Erfolg gekrönt. Doch ich sage: In Eisenach kann man verlieren, erklärte Vincent Sohmann, Kapitän und Regisseur des Dessau-Roßlauer HV, dessen Team von über 150 mitgereisten Fans lautstark unterstützt wurde.

Eisenach contra Dessau, das sind stets enge und heiße Duelle. Mit beiden stehen zwei Mannschaften aus Mitteldeutschland mit oben, verwies Eisenachs Manager Rene Witte auf die Situation in der Tabelle: ThSV Eisenach mit 19:5 Punkten Platz 2, Dessau-Roßlauer HV mit 18:6 Zählern Rang 3.

Kein überhartes Spiel
Einig waren sich beide Trainer, ein rassiges und umkämpftes Derby vor stimmungsvoller Kulisse gesehen zu haben. Keineswegs überhart, trotz zwei roter Karten.

Eine Linie war bei den Schiedsrichtern nicht zu erkennen, befand Misha Kaufmann.

Im Versuch das Spiel zu beruhigen, gossen die Referees Lucas Hellbusch und Darnel Jansen unnötig Öl ins Feuer. Sie schickten Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer noch vor der Pause mit glatt Rot vom Parkett, brachten nicht nur hier die Volksseele zum Kochen.

Eisenacher Tempospiel zu 17 Vorpausen-Treffern

Wir spielten diszipliniert im Angriff, standen gut in der Deckung, zogen insbesondere in der ersten Halbzeit unser Tempospiel auf. Wie man so schön sagt, ein Rädchen griff in das andere, so Eisenachs Fynn Hangstein.

Mit Ivan Snajder auf Links- und Willy Weyhrauch auf Rechtsaußen, Fynn Hangstein, Jannis Schneibel und Alexander Saul im Rückraum, Peter Walz am Kreis und Erik Töpfer beginnend, wobei Timothy Reichmuth und Philipp Meyer für Abwehraufgaben Jannis Schneibel und Alexander Saul ablösten, gaben die Wartburgstädter von Beginn die Richtung vor. Aus der Bewegung zog Alexander Saul zum 4:1 ab (6.). Bei den Gästen zerrte Timo Löser, der beste Werfer der Liga aus dem Feld, an den Ketten, wurde aber immer wieder erfolgreich von Peter Walz gestellt. Die Gäste nutzten Überzahlsituationen effizient. Daniel Schmidt zirkelte das Leder zum 5:5 in den verwaisten Eisenacher Kasten (10.). Beim 8:8 durch ihren starken Kreisspieler Patrick Gemp glich der Dessau-Roßlauer HV letztmalig aus (20.).

In der Phase bis zur Halbzeit haben wir dann das Spiel verloren, bilanzierte DRHV-Coach Uwe Jungandreas.

Jannis Schneibel schloss per Gegenstoß zum 11:8 ab. Timothy Reichmuth legte noch in der gleichen Minute zum 12:8 nach. Ein Torwartwechsel bei den Gästen vermochte Eisenachs Angriffsflut nicht zu stoppen. Jannis Schneibel bediente Peter Walz zum 15:11 (29.). Ivan Snajder (29.) und Fynn Hangstein (30.) erhöhten gar auf 17:12. Dazwischen lag die heiß umstrittene rote Karte für Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer.

Mit dem zusätzlichen Feldspieler bringt Dessau die Hausherren arg in Bredouille
Daniel Hideg übernahm nach dem Ausscheiden von Philipp Meyer dessen Position im Deckungsinnenblock.

Ich war ja darauf vorbereit einzuspringen, erklärte Daniel Hideg.

Von der 35. bis zur 45. Minuten waren wir völlig von der Rolle, resümierte DRHV-Trainer Uwe Jungandreas.

Die Hausherren zogen vom 19:15 auf 24:18 davon. Daniel Grgic und Fynn Hangstein lösten sich auf der Spitze der 5:1-Abwehr ab.

Wir haben zu viel gehadert. Durch Undiszipliniertheiten handelten wir uns drei unnötige Zeitstrafen ein, merkte Uwe Jungandreas an.

Wegen Meckerns landete beispielsweise Jakub Hrustka auf der Bank (40.). Ivan Snajder netzte per Tempogegenstoß zum 24:16 ein (43.).

Auf das von den Gästen nun praktizierte 7 gegen 6 fanden wir nicht viele Lösungen. Wir verloren die Leichtigkeit der ersten Halbzeit, bekamen in der Abwehr nur noch wenig Zugriff, analysierte Daniel Hideg. Uns gingen Struktur und Präzision verloren. Die Gäste kamen zu einfachen Toren. Ich hatte dennoch nicht das Gefühl, dass wir nicht als Sieger die Ziellinie überqueren, erläuterte Fynn Hangstein.

Nach dem Treffer von Alexander Saul zum 25:18 (47.) kamen die Wartburgstädter noch in Bredouille. DRHV-Kapitän Vincent Sohmann blies zur Schlussoffensive, netzte selbst doppelt ein, vom 25:18 (47.) zum 25:23 (54.).

Kämpfen und siegen, skandierten die Fans aus Sachsen-Anhalt.

Nach dem 26:24 (55.) hätte die Partie noch kippen können, zumal Gäste- Keeper Philip Ambrosius plötzlich zur Stelle war. Doch die Gäste verhaspelten sich gleich vierfach. Die Eisenacher eroberten sich das Leder, vermochten aber auch nicht einzunetzen. Die letzten knapp 6 Minuten lebten von der Spannung. Nach einem Ballgewinn von Timothy Reichmuth machte Fynn Hangstein mit seinem 9. Treffer 22 Sekunden vor Ultimo zum 27:24 den Eisenacher Sieg perfekt.

Ich freue mich, der Mannschaft geholfen zu haben. So kann es bei mir weitergehen, vermerkte Fynn Hangstein.

Die ThSV-Fans sangen längst Thüringens Nationalhymne, das „Rennsteiglied“

Statistik
ThSV Eisenach: Töpfer (1.-29. u. 51.-55./ 4 Paraden), Jepsen (5 Paraden); Reichmuth (2), Hangstein (9/4), Ulshöfer, Walz (2), Grgic (1), Hideg, Tokic (2), Sousa, Meyer, Donker, Schneibel (4), Snajder (2), Weyhrauch (1), Saul (4)
Dessau-Roßlauer HV: Ambrosius (8 Paraden), Patzwald (21.-30./ 0 Paraden); Löser (2), Hrstka (5/1), Haake (2), Gempp (4), Sohmann (3), Baumgart (1), Misovych (4), Schmidt (1), Haeske (1), Gliese (1), Emanuel, Pust, Leu
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 6 x 2 Min. (Reichmuth, Hangstein, Walz, Donker, Weyhrauch, Trainer Kaufmann), Rot gegen Meyer nach grobem Foulspiel (29.) – Dessau-Roßlauer HV: 7 x 2 Min. (Hrstka 2 x 2 Min., Sohmann, Misovych je 2 Min., Leu 3 x 2 Min. und Rot, 37.).
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 4/5 (Hangstein verwandelt 3 x gegen Ambrosius u. 1 x gegen Patzwaldt, Snajder scheitert 1 x an Ambrosius) – Dessau-Roßlauer HV: 1/1 (Hrstka verwandelt 1 x gegen Jepsen)
Schiedsrichter: Hellbusch/Jansen
Zuschauer: 2.026

Th. Levknecht

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