Zwei Routiniers mit den big points

Der ThSV Eisenach hat seinen Ambitionen auf den Aufstieg in die 1. Handballbundesliga bekräftigt! Die Wartburgstädter demonstrierten erneut ihre Auswärtsstärke, feierten mit einem 29:25 (13:11) beim ASV Hamm-Westfalen bereits ihren zehnten Auswärtssieg und festigten damit den so begehrten dritten Tabellenplatz, der zum Saisonende den direkten Sprung in die Beletage des deutschen Handballs bedeutet.

«Wir strahlten wieder einmal die uns in dieser Saison auswärts zumeist auszeichnende Ruhe und Abgeklärtheit aus. Ich bin stolz auf die Art und Weise dieses Auswärtsauftrittes, der zu einem völlig verdienten Sieg führte», betonte ein gelöster Eisenacher Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. Er verschloss aber nicht die Augen vor dem Schlussabschnitt der ersten Halbzeit. Nach einer ganz starken Anfangsviertelstunde und einer 9:4-Führung (14.) gingen Konsequenz und Zielstrebigkeit verloren, trafen die Gastgeber gar zum Anschlusstreffer (8:9, 22.). Deren eingewechselter Torhüter Tomas Mrkva parierte mehrere Eisenacher Bälle, darunter ein Heinemann-Siebenmeter (16.). Für den Spielausgang nicht unwichtig, unmittelbar nach Wiederanpfiff der sicher amtierenden Referees Peter Behrens/Marc Fasthoff gelang den Hausherren trotz mehrerer Anläufe nicht der Ausgleichstreffer. In Unterzahl, nach einer Musil-Parade, konnte Hannes Jon Jonsson beim Gegenzug nur regelwidrig gestoppt werden. Der Isländer verwandelte selbst zum 16:13 für die Thüringer (38.). War er am Ball, ging ein Raunen durch die knapp 1700 Zuschauer in der WESTPRESS arena.

Die Wartburgstädter, die auf Tomas Sklenak und Eryk Kaluzinski verletzungsbedingt verzichten mussten, wucherten mit dem Pfund eines ganz starken Rückraums. Hannes Jon Jonsson, Daniel Luther und Girts Lilienfelds netzten zusammen 22 Bälle ein. Die Eisenacher erlaubten den Hausherren nicht mehr den Anschlusstreffer. Einer Dublette zwischen Girts Lilienfelds und Nicolai Hansen entsprang der wichtige Treffer zum 23:19 für den ThSV Eisenach (49.). Kurz zuvor hatte Eisenachs Keeper Radek Musil per Fußabwehr geklärt. Die Hannes-Jon-Jonsson Gala konnte auch durch eine Deckungsumstellung, mit Sonderbewachungen für den Isländer und dessen Teamkollegen Girts Lilienfelds, nicht gebremst werden.

Der «ausgebuffte» Hannes Jon Jonsson netzte mit seinem zehnten Treffer zum 25:21 ein (52.). «Der ThSV Eisenach ist eine sehr präsente Mannschaft und spielt eine ganz starke Saison. Uns gelang es trotz aller Bereitschaft nicht, die schnellen Bewegungsabläufe der Eisenacher zu stoppen. Die Deckungsbereitschaft hat uns Kraft gekostet, was der Schlussabschnitt zeigte», fügte Kai Rothenpieler erklärend an. Sein Team, das im ersten Saisonabschnitt mit dem israelischen Nationalspieler Chen Pomeranz das «Herzstück» an Erstligist TV Großwallstadt verlor, muss noch um den Klassenerhalt bangen.

Vor einem Jahr überrollte der ASV Hamm-Westfalen den ThSV Eisenach noch mit 38:23; wie sich die Zeiten ändern!

Zu den Vätern des Eisenacher Erfolges am Freitagabend zählten die Routiniers Hannes Jon Jonsson (33 Jahre) und Radek Musil (39). Rückraumstratege Hannes Jon Jonsson brillierte als selbst torgefährliche Schaltzentrale (11 Treffer), Torhüter Radek Musil lief insbesondere im zweiten Abschnitt zu großer Form auf. «Einen Mann der Qualität eines Hannes Jon Jonsson haben wir nicht in unseren Reihen Er suggeriert einzuschlafen, um dann urplötzlich Alarm zu machen. Einfach Klasse», hob Kai Rothenpieler, Trainer und Manager des ASV Hamm-Westfalen, die Ausnahmestellung des Eisenacher Spielgestalters heraus.

«Hannes Jon Jonsson setzte insbesondere im zweiten Abschnitt die entscheidenden Impulse. Girts Liliefelds markierte ganz wichtige Treffer», unterstrich Adalsteinn Eyjolfsson. Der Eisenacher Trainer fügte im gleichen Atemzug hinzu, «unsere Deckung mit Radek Musil bildete den Grundstein». Die Rolle des Torwart-Veteranen würdigte auch Kai Rothenpieler: «Als es eng zuging, machte Radek Musil den Unterschied.» Eisenachs Angriffs- und Deckungswechsel erwies sich einmal mehr als äußerst effizient: Branimir Koloper und Duje Miljak lösten Hannes Jon Jonsson und Girts Lilienfelds für Abwehraufgaben ab. Der Deckungsblock mit Branimir Koloper, Duje Miljak, Nicolai Hansen und Daniel Luther wurde im Zusammenspiel mit Torhüter Radek Musil einmal mehr das Bollwerk. Der Torhüteroldie kaufte in der Schlussminute dem frei vor ihm auftauchenden Björn Wiegers im großen Stil das Leder ab, wurden von den schräg hinter seinen Kasten mitgereisten etwa vierzig ThSV-Fans lautstark gefeiert.

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«Hänger» nach komfortabler Führung
In der Angriffsstammformation, mit Alexander Schiffner auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Daniel Luther im linken und Girts Lilienfeld im rechten Rückraum, Hannes Jon Jonsson auf der mittleren Aufbauposition und Nicolai Hansen am Kreis, drehten die Eisenacher nach einer kurzen Warmlaufphase schnell auf. Alexander Schiffner und Nick Heinemann schlossen Tempogegenstöße zum 3:1 für die Wartburgstädter ab (6.). Eisenachs Abwehrbollwerk zeigte frühzeitig Wirkung, Nervosität und Ballverluste bei den Hausherren. Daniel Luther schmetterte zum 6:2 ein (10.), Girts Lilienfelds zog das Leder am Gegenspieler vorbei zum 7:2 in die Maschen (11.). Bei Ballbesitz ging es schnurstracks in Richtung Kasten des ASV Hamm. Nicolai Hansen bediente den lauernden Alexander Schiffner, der zum 9:4 für den ThSV Eisenach einnetzte (14.). Der kurz zuvor beim Gastgeber vollzogene Personalwechsel, u.a. auf der Torhüterposition (Tomas Mrkva für Felix Storbeck) und im Rückraum (Sebastian Paul übernahm die wichtige Rolle des Spielgestalters), schlug sich für ihn vorteilhaft zu Buche. Die Eisenacher agierten nicht mehr so konzentriert. Zuspiele zum Kreis misslingen, Chancen werden ausgelassen und Torhüter Tomas Mrkva weckt mit seinen Paraden Mannschaft und Zuschauer gleichermaßen. Der komfortable Vorsprung der Eisenacher schmilzt (9:8, 22.). Der ThSV Eisenach stellt kurzzeitig auf eine offensiver ausgerichtete Abwehr um, wird dafür mit Ballgewinnen belohnt. Daniel Luther stiefelt los, kann nur regelwidrig gestoppt werden, Jonsson verwandelt den fälligen Strafwurf (22.), oder wuchtet selbst zum 11:9 für seine Farben ein (24.). Beim ASV Hamm taut Rückraumspieler Sebastian Schneider (einst beim TBV Lemgo) auf, markiert Anschlusstreffer (28./30.). Kurz vor der Halbzeitsirene ist der ASV Hamm per Konter auf dem Weg zum Ausgleichstreffer; doch Hannes Jon Jonsson, der «alte Fuchs», angelt sich das Leder und passt zu Daniel Luther, der für die 13:11-Halbzeitführung des ThSV Eisenach sorgt.

Hannes-Jon-Jonsson-Gala klärt die Punktevergabe
Die Gastgeber drängten zu Beginn der zweiten Halbzeit auf den Ausgleichstreffer. Doch er gelang nicht. Eisenachs torgefährlicher Rückraum, wenn auch nicht fehlerfrei, sorgte stets für passende Antworten. Elegant behauptete sich Linkshänder Girts Lilienfelds und hob das Leder zum 15:13 für den ThSV Eisenach ins Netz (37.). Hannes Jon Jonsson verwandelte an ihm selbst verursachte Siebenmeter zum 16:13 (38.) und 18:15 (42.), verblüffte mit urplötzlichen Würfen zum 19:16 (43.), 20:17 (45.) und 22:19 (47.). Eisenachs Deckung stand kompakt, wusste zudem einen sicheren Rückhalt hinter sich. Die Waage hatte sich längst zugunsten der Schützlinge von Adalsteinn Eyjolfsson geneigt. Deren Dominanz war unverkennbar, so sehr sich die Gastgeber mühten. «Unsere jungen Spieler brauchen einfach Zeit zur Stabilisierung. Sie haben alles gegeben. Wir sind noch nicht so abgezockt. Dennoch lässt sich auf die Leistung gegen ein Spitzenteam aufbauen. Ich bin mir sicher, wir holen die für den Klassenerhalt nötigen Zähler», erklärte Kai Rothenpieler zur Pressekonferenz. Der ThSV Eisenach, im Schlussgang mit Benjamin Trautvetter und auch Youngster Christopher Stölzner, ließ nichts anbrennen. In Unterzahl wuchtete Daniel Luther zum 26:22 (53.) ein, traf per Konter zum 28:23 (57.). Da feierten die in blau-weiß gekleideten Zuschauer bereits lautstark «Auswärtssieg» Auswärtssieg»!

Handballkracher am Himmelfahrtsvorabend in Eisenach
Der 33. Spieltag der 2. Handballbundesliga der Männer wird bereits am Mittwoch, 08.05.2013 ausgetragen. Am Himmelfahrtvorabend empfängt der ThSV Eisenach um 19.30 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle mit der HSG Nordorn-Lingen einen direkten Mitbewerber um den so begehrten dritten Tabellenplatz. Der ThSV Eisenach rechnet mit einer großen Kulisse und empfiehlt, ganz rasch den Ticketvorverkauf zu nutzen, um diesem Handballkracher live zu erleben.

Statistik

ASV Hamm-Westfalen: Storbeck, Mrkva; Struck (1), Huesmann, Simon (5/1), Wiegers (2), Schneider (4), Macke, Auerbach, Gudat (3), Hartmann (1), Paul (1), Orlowski (3), Dahlhaus (5)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter, Wöhler, Jonsoon (11/5), Luther (6), Miljak, Stölzner, Hansen (1), Schiffner (3), Heinemann (3), Lilienfelds (5), Koloper

Siebenmeter: ASV Hamm 1/1 – ThSV Eisenach 7/5

Zeitstrafen: ASV Hamm 2 x 2 Min. – ThSV Eisenach 2 x 2 Min.

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