Zwei Teams mit rasantem Angriffsfeuerwerk

ThSV Eisenach II knöpft beim 35:35 (16:17) Titelaspirant Sonneberger HV einen Zähler ab

Mit einem 35:35 (16:17)-Remis gegen den mit Rumänen gespickten Titelanwärter Sonneberger HV startete der ThSV Eisenach II in die neue Saison der Handball-Thüringenliga der Männer. Beide Teams boten ein rasantes Angriffsfeuerwerk mit zusammen 70 Treffern. „Abordnungen“ der Konkurrenz, wie Daniel Hellwig (Trainer der SG Suhl/Goldlauter) und Hans-Joachim Ursinus (Sportlicher Leiter der HSG Werratal), waren als „Kundschafter“ in der Werner-Aßmann-Halle.

ThSV-Coach Meinl: Wir hatten eine intakte Mannschaft!

Angesichts des Substanzverlustes gegenüber dem Vorjahr und der holprigen Saisonvorbereitung, mit Schichtarbeitern und Berufsschülern, ein Punktgewinn, konstatierte Matthias Meinl, der neue Coach des ThSV Eisenach II.

Er freute sich über „eine intakte Mannschaft“. Manuell Müller, der Spielertrainer der Südthüringer, zeigte sich unzufrieden. „Für uns ein Punktverlust“, gab er zu Protokoll. Mit ihren individuellen Qualitäten wuchernd (Regisseur Krisztian Benak, Kreisspieler Marius Constantin Ignat, Torjäger Marius Bondar) sahen sich die Gäste beim 30:33 (53.) dem angestrebten Doppelpunktgewinn ganz nahe.

Doch wir wurden nicht hektisch. Kampf und Leidenschaft zeichneten meine Mannschaft bis zur letzten Sekunde aus, betonte Matthias Meinl.

Und so wurde es ein packender Handballkrimi bis zur letzten Sekunde. Noah Streckhardt setzte im Finish mit Qendrim Alaj und Philipp Emmelmann, gestützt auf einen im gesamten Spiel starken Sebastian Brand im Tor (wehrte hinter einer nicht sattelfesten Abwehr 16 Bälle ab), die Segel auf Sturm. Sebastian Brand parierte gegen Kristian Benak und im Gegenzug wuchtete Noah Streckhardt mit seinem 7. Treffer zur 35:34-Führung ein. Die letzte Spielminute war angebrochen. Einen gegen den ThSV Eisenach II verhängten Strafwurf nutzte mit Marius Bondar der Toptorjäger der Liga zum Ausgleich. Ein Zielführender Angriffszug gelang den Gastgebern nicht mehr.

Letztendlich war der Punkt für den ThSV Eisenach II wohl nicht ganz unverdient, bekannte Manuell Müller nach einigem Nachdenken. Uns unterliefen zu viele technische Fehler, das Zusammenspiel zwischen Deckung und Torhüter hat nicht gepasst, ging der 40-Jährige, der phasenweise selbst auf dem Parkett eingriff, in die Analyse.

Südthüringer wucherten mit internationaler Qualität
Lautstark unterstützt durch Trommlergruppen beider Lager entwickelte sich von Beginn ein offener Schlagabtausch, mit leichten Vorteilen für die Gäste. Ihre mangelnde Torgefahr aus dem Fernwurfbereich (Shooter Christian Lämmerhirt fällt verletzungsbedingt wohl noch bis Januar 2018 aus) kompensierten die Eisenacher mit Angriffszügen zu allen Kreispositionen, die die Gäste zunächst nur auf Kosten von Strafwürfen zu stoppen vermochten. Sascha Kleint verwandelte seinen 3. Siebenmeter zum 4.3 (9.). Die Eisenacher, mit Maximilian Manys auf Links- und Philipp Urbach auf Rechtsaußen, Pascal Küstner, Philipp Emmelmann und Tom Kreutzer im Rückraum sowie Robby Schindler am Kreis beginnend, blieben ihrem Rezept treu. Eiskalt nutzten die Gäste Tempogegenstöße, wie beim 4:6 (12.). Beim 7:6 (14, Schindler) lagen die Hausherren wieder knapp vorn. Tom Kreutzer setzte sich erfolgreich aus dem Rückraum in Szene, versenkte zum 8:7 (16.).

Im Deckungszentrum kamen wir im gesamten Spiel oftmals zu spät, das lag aber auch an der Klasse der Gäste, betonte Matthias Meinl.

Sonnebergs Kreisläufer Marius Constantin Ignat war zweifellos der Spieler des Spiels. Wie er sich freilief, mustergültig bedient wurde und vollendete, das war schon eine Augenweide, wie beim Treffer zum 12:14 (24.). Mit der Einwechslung von Noah Streckhardt und Qendrim Alaj bekam das Eisenacher Angriffsspiel mehr Explosivität. Sascha Kleint gefiel auch als Kreisläufer. Mit einem knappen 16:17 wurden die Seiten gewechselt.

Noah Streckhardt fackelte nicht lange
Mit Philipp Emmelmann, der sich nach mehreren Fahrkarten in der Anfangsphase das Zielwasser gefunden hatte, Qendrim Alaj und Noah Streckhardt ging der THSV Eisenach II in den zweiten Abschnitt. Mit Dynamik, Laufbereitschaft und individuellen Qualitäten ihrer breit besetzten Bank lagen die Gäste nach Wiederbeginn zumeist knapp vorn. Immer wieder war Marius Constantin Ignat, der vom Kreis einnetzte, wie beim 20:22 (37.). Die Eisenacher fighteten vorbildlich, manövrierten mit Einläufern die Abwehr der Gäste aus. Keeper Sebastian Brand bediente per Steilpass den sprintenden Maximilan Manys (38.). Qendrim Alaj zog platziert ab. Beim 24:24 (40.) leuchte wieder ein Gleichstand auf der Anzeigetafel. Mit einem Torhüterwechsel bekamen die Gäste nicht mehr Stabilität in ihre Deckung. Einen 25:27-Rückstand beantworteten die Eisenacher durch Treffer des nun an die Kreismitte gerückten Pascal Küstner sowie Qendrim Alaj und Noah Streckhardt zum 28:27 (47.). Mit Spannung pur ging es in die Schlussetappe. Hier schienen die Gäste mit ihrem internationalen Ensemble beim 30:33 (53.) die besseren Argumente zu haben. Zweikampfstark nutzte Pascal Küstner eine Steilvorlage zum 33:33 (57.). In Unterzahl egalisierte Philipp Emmelmann die Gästeführung zum 34:34 (58.). Fast, ja fast, hätte es sogar zum Sieg des ThSV Eisenach II gereicht. Mit der Punkteteilung war im Eisenacher Lager jeder zufrieden, bei den Südthüringern so recht keiner…

Statistik
ThSV Eisenach: Brand, Martin; Q. Alaj (4), Emmelmann (4), Kleint (5/4), Urbach (3), Küstner (3), P. Iffert, Kreutzer (4), Streckhardt (7), Manys (4), Schindler (1), Ziehn, Brenner
Schiedsrichter: Hanse/Leinhaus
Zuschauer: 125

Th. Levknecht