Zwölf Just-Tore und bessere Torhüter- dennoch Niederlage

Auswärts nichts Neues beim ThSV Eisenach! Das Flaggschiff des Thüringer Handballs versäumte es wieder einmal, sich im Abstiegskampf etwas Luft zu verschaffen. Beim 3. Auswärtsspiel bei einem Aufsteiger setzte es die 3. Niederlage. Gastgeber TuS Nettelstedt-Lübbecke schöpfte nach dem 32:31 (14:13) Erfolg über den ThSV Eisenach neue Hoffnung in Richtung Klassenerhalt. Die Wartburgstädter setzten sich damit selbst unter Zugzwang, am kommenden Samstag, 8. März, vor heimischer Kulisse den HSV Hamburg bezwingen zu müssen.

WIEDER STARK BEGONNEN
Wie ein Ei dem anderen gleichen die letzten Auswärtsauftritte. Die Eisenacher begannen auch in der Kreissporthalle Lübbecke souverän und abgeklärt. Stephan Just ließ sich am Kreis von den «alten Recken» Robert Hedin und dem Ex-Eisenacher Zdenek Vanek nicht stoppen, traf zum 2:3 (4.). Zwei blitzsaubere Ballstafetten auf Rechtsaußen schloss Stephane Joulin zum 3:5 (6.) ab. Eine Fackel von Martin Reuter zappelte zum 3:6 (8.) im Kasten von Oldie Andrej Lavrov. Beim Eisenacher Kapitän fand das jedoch keine Fortsetzung. Guten Anspielen zum Kreis folgten Alibiabspiele und der Platz auf der Bank. Sein Pedant im rechten Rückraum, Elmar Romanesen, traute sich gar erst in der 49., also 11 Minuten vor dem Abpfiff, zum ersten eigenen Torwurf. Eisenachs Hauptmanko dieser Tage, mangelnde Torgefahr aus dem Rückraum, wurde wieder einmal gnadenlos offenbart. Nach dem 5:7 (13.) hauchten die Eisenacher mit technischen Fehlern und ausgelassenen Tormöglichkeiten den Hausherren neuen Mut ein. Nobody Sebastian Seifert (8 Treffer) zeigte, wie Tore aus der 2. Reihe markiert werden. Logische Folge: Nettelstedt hatte beim 9:7 (21.) Oberwasser.

ABGEZOCKT VOM PUNKT: OLIVER BEHLING
ThSV-Cheftrainer Peter Rost beorderte Stephan Just in den Rückraum. Till Bitterlich rückte an den Kreis. «Power-Man» Stephan Just sorgte bei den Gastgebern für Verunsicherung pur. Mit seiner Dynamik und Explosivität, seinem knallharten Torwurf, hielt er seine Farben auf Tuchfühlung. Positiv auch: Cool verwandelte Oliver Behling alle 4 Strafwürfe, wie zum 9:10 (aus Eisenacher Sicht, 23.). Technisch brillant «vernaschte» Stephane Joulin Weltmeister Andrej Lavorov zum 10:10 (25.). Karsten Lehmann, für den leicht angeschlagenen Dragan Jerkovic über den Großteil der Partie im ThSV-Kasten, für ein klares Torwart-Plus für die Gäste aus Thüringen sorgend, wehrte einen Lakenmacher-Ball im großen Stil ab. Stephan Just traf für das 10:11 (26.). Doch wieder verhalfen Eisenacher Stockfehler den Gastgebern zum 14:12 (29., Sven Lakenmacher mit seinem 85. Saisontreffer). Trotz Fouls von Nettelstedts-Spielertrainer Robert Hedin zappelte ein Stephan-Just-Ball zum 14:13 Halbzeitstand im Netz.

POWER-MAN JUST KANN ES ALLEIN NICHT RICHTEN
Doch ein Stephan Just allein kann es nicht richten. Einer, dessen Leistungskurve zuletzt deutlich nach oben zeigte, und Garant eines Erfolges in Nettelstedt sein sollte, manövrierte sich selbst ins Aus, Stephane Joulin, 35. Minute: Der Franzose wird beim Torwurf behindert. Die Pfeife der Unparteiischen bleibt stumm. Beim Gegenzug stoppt Stephane Joulin sein Gegenüber unsanft und muss für 2 Minuten auf die Bank. Karsten Wöhler gerät mit seinem Gegenspieler aneinander. Beide bekommen 2 Minuten zum «Abkühlen». Der sich bereits im Wechselraum aufhaltende Stephane Joulin hat seine Zunge nicht im Zaum. Die Schiedsrichter Dang/Zacharias aus der Karnevalshochburg Mainz fanden das nicht komisch. «Zugabe» für Stephane Joulin, damit 3. Zeitstrafe, Rot und vorzeitiges Spielende. Nettelstedt «bedankt» sich durch den 1. Treffer des ehemaligen Eisenachers Edgar Schwank zum 17:14 (36.). Doch der ThSV «Stephan Just» hält dagegen. Das Eisenacher Eigengewächs ballert, was das Zeug hält. Beim 18:17 (Just, 38.) ist der Anschluss wieder hergestellt. Preben Vildalen handelt sich eine Zeitstrafe ein. Elmar Romanesen unterläuft ein Zuspielfehler. Nettelstedts Spielertrainer Robert Hedin und der auftauende Edgar Schwank sorgen für das 21:18 (41.). Ein Doppelschlag des nun die Rechtsaußenposition einnehmenden Ronny Göhl nach Tempogegenstößen sorgt für den neuerlichen Anschluss (21:20, 42.). Mit seinem 11. Treffer powerte Stephan Just zum 22:22 Ausgleich ein (46.). Selbst durch eine Sonderbewachung lässt er sich nicht stoppen. Doch die Effektivität seiner Nebenleute ist zu gering. Die Last des Torewerfens ist bei den Hausherren auf mehr Schultern verteilt. Als Stephan Just für 2 Minuten auf die Bank musste, nutzten dies die Gastgeber zum 27:23 (51.). Die Eisenacher fighteten. In 4:6 Unterzahl (Bitterlich und Göhl saßen draußen) markierten sie zwei Treffer (Romanesen, Jensen). Der eingewechselte Dragan Jerkovic kaufte Nettelstedts Harald Johnsen beim Stand von 28:25 einen Strafwurf ab (53.). Eine spannende Schlussphase wurde eingeläutet.

SCHLUSSOFFENSIVE OHNE GLÜCK
Mit Jonny Jensen am Kreis blies der ThSV Eisenach zur Schlussoffensive. Im Duett mit Landsmann Preben Vildalen narrte er Nettelstedts Abwehr und schaffte mit dem 30. Eisenacher Treffer zum 31:30 (58.) den erneuten Anschluss. Nach Stürmerfoul an ihm kam der ThSV Eisenach in Ballbesitz und Ronny Göhl in Wurfposition. Doch sein Ball landete am Pfosten und tänzelte dann vor der Linie entlang. Edgar Schwank hob auf der Gegenseite das Leder über Karsten Lehmann zum 32:30 ins Netz (59.). Jonny Jensen lochte zum 32:31 ein. Neue Hoffnung im Lager des ThSV Eisenach. Der Torschütze luchste Nettelstedt das Leder ab und bediente den sprintenden Ronny Göhl. Ein Punkt war greifbar nahe. Doch der 20-jährige brachte 7 Sekunden vor Ultimo das Leder nicht am 40-jährigen Andrej Lavrov vorbei.

STATISTIK
TuS Nettelstedt-Lübbecke:
Lavrov (1.-36., 48.-60.), Cazal (36.-48.); Fölser (4), Lakenmacher (8), Schwank (5), Winnen, Hammarstrand, Seifert (8/2), Andersson (3), Willgerodt, Vanek, Bertow, Johnson, Skercevic, Hedin (3)

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ThSV Eisenach:
Lehmann (1.-50., 57.-60.), Jerkovic (50.-57.); Romanesen (2), Wöhler, Joulin (3), Vildalen (2), Reuter (1), Urban (n.e.), Bitterlich (1), Behling (4/4), Jensen (4), Just (12), Göhl (2), Auer (n.e.).

Zeitstrafen: Nettelstedt 8 x 2 Min.; Eisenach 11 x 2 Min. (Rot für Joulin nach 3. ZS., 35. Min.)

Siebenmeter: Nettelstedt 3/2; Eisenach 4/4

Schiedsrichter: Dang/Zacharias (Mainz)

Zuschauer: 2000 in der Kreissporthalle Lübbecke

TRAINERSTIMMEN
Robert Hedin (TuS Nettelstedt-Lübbecke):
Jedes unserer Spiele ist angesichts der Tabellensituation ungemein wichtig. Daher bin ich sehr froh, beide Punkte mit meiner Mannschaft gewonnen zu haben. Wir haben uns phasenweise gute Chancen herausgespielt. Eisenachs Stephan Just bekamen wir einfach nicht in den Griff. Er allein löste eine totale Verunsicherung in unserer Abwehr aus. Das war ein deutliches Plus für die Gäste. Aber auch auf der Torhüterposition war der ThSV Eisenach an diesem Tag deutlich besser besetzt. In der Endabrechnung blieben jedoch die Punkte beim TuS Nettelstedt. Wir werden weiter mit aller Kraft um den Klassenerhalt kämpfen.

Peter Rost (ThSV Eisenach):
Zum wiederholten Male haben wir auswärts die Punkte verschenkt. Wir haben wieder sehr gut begonnen, guten Handball gespielt und folgerichtig mit 3 Toren geführt. Wir verließen erneut unsere spielerische Linie, stellten uns durch 4 Technik- und Regelfehler sowie ausgelassene Torchancen danach selbst ein Bein, bauten den Kontrahenten wieder auf. Durch Undiszipliniertheiten schädigten wir uns in der 2. Halbzeit selbst. Wir fanden keine Ruhe, konzentrierten uns nicht auf das wichtigste, das Spiel. Die Schlussphase gestaltete sich bitter für uns. Mit dieser Niederlage steht der ThSV Eisenach wieder mächtig unter Zugzwang, muss die Heimaufgabe Hamburg unbedingt erfolgreich lösen.

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