500 Jahre Bibelübersetzung: Prof. Dr. Norbert Lammert spricht im Rahmen der Schülerakademie „Zwischen Poltern und Poesie“ auf der Wartburg

Bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 22. September 2022, nutzten junge Menschen aus Münster und Eisenach die Chance, mit Prof. Dr. Norbert Lammert ins Gespräch zu kommen.

Der Bundestagspräsident a. D. und Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung sprach im Rahmen einer Schülerakademie zum Thema „Zwischen Konflikt und Konsens. Zur Sprach- und Debattenkultur in Deutschland“ im Festsaal der Wartburg. Als Teil der Veranstaltungsreihe „Dialoge zum Frieden“ der Stadt Münster findet die Schülerakademie erstmalig auch in Eisenach statt. Die Städte Eisenach und Münster, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sowie die Akademie Franz Hitze Haus verwirklichen das Projekt anlässlich der Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther vor 500 Jahren.

Boris Lochthofen, Direktor des MDR-Landesfunkhauses Thüringen, moderierte den Austausch und befragte die jungen Menschen zu ihren Erfahrungen mit einer globalisierten Kommunikation. Die Bedeutung sozialer Medien hat rasant zugenommen – mit dem Effekt, dass Entertainer inzwischen mehr Einfluss als etablierte Medien haben.

Moderne Gesellschaften sind noch viel mehr als traditionelle Gesellschaften durch Konflikte gekennzeichnet. Es ist sogar so, dass sie ein Gradmesser für die Freiheit sind, gab Nobert Lammert den Jugendlichen mit auf den Weg.

Umso wichtiger sei der Minimalkonsens, sich also darauf zu einigen, welche Regeln in einer Demokratie gelten sollen.

Wertschätzung und Vertrauen unabdingbar für die Debattenkultur
Immer wieder zog Norbert Lammert Parallelen zur Zeit Martin Luthers. So sei die Erfindung des Buchdrucks nicht nur eine rein technische Errungenschaft gewesen. Vielmehr habe sie den Weg für einen gewaltigen Umbruch der damaligen Weltordnung bereitet. Auch heute verändert das Internet die Welt drastisch. Digitale Kommunikation bewirkt, dass eine prinzipiell verfügbare Information plötzlich überall auf der Welt gleichzeitig zur Verfügung steht. Damit geht allerdings eine Abkehr von etablierten Medien einher, die Fakten prüfen, auswählen und verständlich einordnen. Umso mehr seien Wertschätzung und Vertrauen, Empathie und Respekt gegenüber anderen Meinungen für die Debattenkultur unabdingbar, sagte der ehemalige Bundestagspräsident.

Die Schülerakademie steht unter dem Thema „Zwischen Poltern und Poesie – Über die Macht der Sprache in Bibel, Flugblatt und Twitter“. Die Schüler*innen sind bereits seit Mittwoch in der Wartburgstadt. Der Donnerstag begann für sie mit drei intensiven Workshops. Jan Ehlert und Matthias Kramer vom Debattierclub Münster thematisierten mit ihnen die Frage „Wie gute Debatten Politik lebendig werden lassen“. Evelyn Miksch, Social-Media-Expertin bei MDR Wissen, thematisierte Hate Speech und Fake News und sensibilisierte die jungen Menschen dafür, dass die veränderte Netzkultur besondere Sorgfalt und Wachsamkeit erfordert. „Was ist eine Bibliothek“, stellte hingegen der preisgekrönte Schweizer Autor und Dramaturg Lukas Bärfuss eine zunächst vermeintlich einfache Frage, bevor er die Jugendlichen aus dem Stand in eine angeregte Diskussion über Mediennutzung verwickelte.

Ich bedanke mich bei den Schülerinnen und Schülern für ihre richtig guten Fragen und bei Prof. Dr. Norbert Lammert für die druckreifen Antworten auf solche komplexen Fragestellungen, würdigte Bürgermeister Christoph Ihling abschließend in Vertretung von Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

Die Stadt Eisenach begeht bereits seit dem Frühjahr 2021 das Jubiläum „500 Jahre Bibelübersetzung“ mit einer Reihe an Veranstaltungen, Ausstellungen und Festen. Der Freistaat Thüringen stellte das Touristische Themenjahr 2022 zudem unter das Motto „Welt Übersetzen“. Einen Überblick über das Jubiläumsprogramm finden Sie hier: https://www.eisenach.de/kultur/welt-uebersetzen-2022/

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