80 Jahre Bombardierung Eisenachs
Im Jahr 2024 jährt sich der Beginn der schweren Bombenangriffe auf Eisenach zum 80. Mal. Die Angriffe im Zweiten Weltkrieg hinterließen tiefe Spuren in der Stadt und forderten zahlreiche Menschenleben. Mit einer Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am 17. November wird an die Ereignisse erinnert und die Bedeutung von Frieden und Versöhnung hervorgehoben.
Die Bombenangriffe auf Eisenach im Zweiten Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs war Eisenach mehrfach Ziel alliierter Luftangriffe, die die Stadt schwer trafen und nachhaltige Zerstörung sowie hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung zur Folge hatten. Die Angriffe konzentrierten sich vor allem auf militärisch und wirtschaftlich bedeutende Ziele wie das BMW-Werk in der Stadt und die Flugmotorenfabrik beim Dürrerhof.
24. Februar 1944:
Am 24. Februar 1944, im Rahmen der sogenannten „Big Week“ der Alliierten, traf der erste Luftangriff auf Eisenach die Stadt in erheblichem Ausmaß. Es gab Todesopfer zu beklagen und zahlreiche Gebäude wurden beschädigt. Rund 60 amerikanische Bomber, die ursprünglich das Montage-Werk für Jagdflugzeuge im nahegelegenen Gotha anvisiert hatten, warfen unbeabsichtigt ihre explosive Fracht über Eisenach ab. Die Bomben gingen nördlich und westlich der Stadt nieder und verursachten erhebliche Schäden – insbesondere in der Nähe der BMW-Flugmotorenfabrik Eisenach.
Obwohl eine große Anzahl von Bomben auf offenes Feld und in Randgebiete fielen, wurden auch innerhalb der Stadt zwölf schwere Sprengbomben und über 300 Splitter- und Flüssigkeitsbrandbomben abgeworfen. Betroffen waren insbesondere die Gebäude entlang der Friedhofsstraße, der Mühlhäuser Straße und im Bereich der Ziegelei. Das Polizeirevier in der Friedhofstraße wurde beschädigt, Wohnhäuser standen in Flammen und zahlreiche Betriebe erlitten schwere Verluste, darunter die Eisenacher Ziegelei AG, die Firma Max Müller, das Gemeinschaftswerk Versorgungsring sowie ein Lager der Zigarrenfabrik G.H. Bruns.
Um 13.16 Uhr begann der heftige Luftangriff durch etwa 60 Bomber der US-Luftwaffe, der etwa 30 Minuten dauerte. In Höhen von 4000 bis 5000 Metern warfen die Flugzeuge 1200 bis 1500 Kleinsplitterbomben, rund 60 große Sprengbomben und etwa 1000 Flüssigkeitsbrandbomben auf die Stadt. Zahlreiche Blindgänger und die verheerende Wirkung der Bomben machten viele Gebäude unbewohnbar. Bei dem Angriff starben 29 Menschen, davon waren 23 Kriegsgefangene.
22. Juli 1944:
Dieser Angriff, der zwischen 11.30 und 11.35 Uhr stattfand, wurde durch zwölf bis 20 Bomber ausgeführt, die etwa 150 große Sprengbomben und 600 Flüssigkeitsbrandbomben über dem Stadtteil Wartenberg abwarfen. Die Zerstörung traf Wohnhäuser und das Krankenhaus schwer. Insgesamt wurden 16 Gebäude total zerstört und 183 Gebäude leicht beschädigt. 27 Menschen starben und rund 600 Personen verloren ihr Zuhause.
11. und 13. September 1944:
Zwei massive Angriffe zielten auf das BMW-Werk und das Areal nördlich und südlich davon ab. Die Angriffe, bei denen Bomberverbände in mehreren Wellen die Stadt anflogen, hinterließen immense Zerstörung. Besonders betroffen waren Wohn- und Industriegebiete, darunter die Nordstraße (heutige Stresemannstraße) und der Kupferhammer. Insgesamt starben 209 Menschen bei den Angriffen am 11. September und 13 weitere beim nachfolgenden Angriff am 13. September. Die Schäden an Gebäuden waren schwerwiegend: 88 Gebäude wurden völlig zerstört und hunderte weitere beschädigt.
20. November 1944:
Bei einem nächtlichen Angriff detonierten vier Luftminen über Eisenach, die in der Stadt besonders die Ölmühle in der Fischerstadt schwer beschädigten.
23. November 1944:
Ein weiterer verheerender Angriff am 23. November 1944 traf gegen 19 Uhr das Stadtzentrum und beschädigte historische Bauwerke wie den Lutherplatz, das Lutherhaus und das Bachhaus. Der Angriff führte zum Totalverlust von 47 Gebäuden, 999 Gebäude wurden leicht beschädigt. 17 Menschen, darunter vier ausländische Arbeiter, kamen ums Leben.
9. Februar 1945:
Der letzte dokumentierte Angriff ereignete sich am 9. Februar 1945 zur Mittagszeit und zielte auf zentrale Gebäude wie das Rathaus und die Sparkasse. Dabei wurden 20 Gebäude völlig zerstört und weitere 183 Gebäude beschädigt. 14 Menschen kamen ums Leben, darunter Kriegsgefangene, zudem gab es zahlreiche Verletzte.
Zeitzeugenbericht: Augenblick des Entsetzens
Ein Augenzeugenbericht beschreibt eindringlich die Ereignisse jenes Februartags 1944: „Nachdem um 12.30 Uhr Alarm gegeben worden war, überflogen bei klarem, windstillem Wetter etwa 60 amerikanische Flugzeuge in drei Wellen Eisenach und ließen zwischen 13.16 Uhr und 13.35 Uhr rund 100 schwere Sprengbomben, 1200 Kleinsplitterbomben und 1000 Flüssigkeitsbrandbomben auf die Stadt nieder“, erinnerte sich Alfred Markwitz. Dieser Angriff hinterließ 170 Menschen obdachlos, viele Betriebe waren unbrauchbar und 53 Wohnhäuser standen in Flammen. An Gebäuden wie der Hans-Schemm-Schule und der Prittwitz-Kaserne entstanden schwere Schäden. Die Einträge im Sterbebuch des Friedhofs geben die Zahl der Toten mit 35 an, von denen viele sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus dem Lager Wartburgblick waren.
Markwitz befand sich während des Angriffs in seiner Arbeitsstelle in der Amrastraße. Von dort beobachtete er, wie die Bomberstaffeln zunächst in östlicher Richtung über die Stadt flogen. Zu diesem Zeitpunkt dachte man bereits, die Gefahr sei vorüber – doch dann wendeten die Flugzeuge plötzlich. Er erinnerte sich an das aufheulende Sirenengeheul und die einschlagenden Bomben in nächster Nähe, als die Flugzeuge ihre tödliche Ladung abwarfen.
Alfred Markwitz, der seit 1941 in Eisenach lebte, war antifaschistischer Widerstandskämpfer in Berlin. Nach dem Krieg war er einige Jahre Bürgermeister und Stadtrat in Eisenach. Für seine Verdienste um die Entwicklung der Arbeitgeberbewegung erhielt er 1963 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Eisenach.