Aktuelle Erntesituation im Wartburgkreis

Brot, Frieden und Freiheit wachsen auf dem gleichen Halm, zitierte Landrat Reinhard Krebs ein altes Sprichwort im Rahmen des Pressegespräches und dankte den Bauern im Landkreis für ihre Arbeit in besonders schwierigen Zeiten: Ich bin beeindruckt von dem, was unsere Landwirte leisten. Sie fangen viel ab und wir müssen ihnen daher den Rücken stärken. Das Jahr 2022 fordert uns in einer Weise, die die letzten Jahrzehnte nicht gekannt haben. Es ist eine Zeit, in der wir den Wert einer Getreideähre wieder anders schätzen lernen.

Im Wartburgkreis werden durch 434 Betriebe (Antragsteller des Invekos-Programm), (Neben- und Haupterwerb, GbR, Agrargenossenschaften, GmbH und GmbH & Co. KG) ca. 63.634 ha Landwirtschaftsfläche bewirtschaftet. Davon sind 35.505 ha Ackerland, 28.129 ha Grünland und 306 ha Landschaftselemente.

Auf ca. 24.683 ha wurde im Herbst 2021 das Wintergetreide und Winterraps bestellt. Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht in seiner Prognose von einer Getreideernte in Höhe von rund 41,2 Millionen Tonnen aus. Damit liegen die Erwartungen deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 (44,2 Millionen Tonnen) und auch 3 Prozent unter dem Vorjahresergebnis (42,3 Millionen Tonnen).

Mit Blick auf die Diskussion zur Ernährungssicherung ist Bauernpräsident Rukwied pessimistisch, ob die Bauern die Ernten in den kommenden Jahren weiter stabil halten können. Das liegt an den massiven Bewirtschaftungseinschränkungen, die die EU-Kommission gerade auf den Weg gebracht hat und die zu einem deutlichen Rückgang der Ernteerträge in ganz Europa führen werden und das angesichts der dramatischen Nahrungsmittelknappheit in einigen Ländern, durch den Ukrainekrieg.

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Der Thüringer Bauernverband führt zur Erntesituation an, dass nahezu im gesamten Gebiet des Freistaates die Pflanzen mit einer ausgeprägten Trockenheit kämpfen mussten. So fielen von Januar bis Mai nur 225 Liter Regen pro Quadratmeter, rund 20 Prozent bzw. 45 Liter weniger Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt. Dieses Wasser fehlte in der für die Kornausbildung entscheidenden Wachstumsphase der Pflanzen.Auch die niedrigen Temperaturen zu Beginn des Jahres, durch die die Vegetation nicht richtig einsetzen konnte, hatten den Pflanzen bereits zugesetzt. Die Weizenbestände litten zudem unter weiteren Hitzetagen der letzten Wochen. Es ist zu erwarten, dass dadurch der Weizen in eine Notreife gegangen ist und so nur weit unterdurchschnittliche Erträge bringen wird. Auch bei uns haben wir ein massives Wasserdefizit.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Betriebe des Wartburgkreises in der Wintergerstenernte. Im Jahr 2018 begann die Wintergerstenernte im Wartburgkreis am 29.06., in 2019 am 08.07., in 2020 am 13.07., in 2021 am 18.07. und in diesem Jahr bereits am 28.06. Territorial ist der Erntefortschritt sehr unterschiedlich. Es gibt Betriebe, die ihre Wintergerstenernte bereits abgeschlossen haben. Andere stehen noch bei 30% . Die Erträge bewegen sich zwischen 60 und 90 dt/ha. Die Hektolitergewichte von 55-65.Teilweise waren Schmachtkorn ein Problem in der Qualität. Zu den weiteren Fruchtarten kann aktuell noch keine Aussage getroffen werden.

Auch die Futterernte verlief in diesem Jahr unterdurchnittlich um Vergleich zum langjährigen Mittel. Nach dem ersten Schnitt fielen vielerorts nur sehr wenig Niederschläge, weshalb die Flächen durch die hohen Temperaturen im Juni verbrannten. Auf den wenigsten Dauergrünlandflächen im Kreis konnte ein zweiter Schnitt eingefahren werden. In den meisten Betrieben wird noch von den Futterreserven des Vorjahres gezehrt. Die Silomaisernernte wird nach derzeitiger Einschätzung ebenfalls unterdurchschnittlich verlaufen, weil auch hier der Niederschlag fehlt.

Der Tierbestand im Wartburgkreis bleibt im Vergleich zu den Vorjahren nahezu unverändert. Derzeit gibt es rund 7.200 Milchkühe und knapp 6.000 Schweine.

Neben den traditionellen Erntearbeiten im Sommer auf dem Feld müssen die Landwirte im Wartburgkreis sich derzeit auch mit der Antragstellung des KULAP (Kulturlandschaftsprogramme) für die nächsten Jahre beschäftigen. Dieser Antrag soll über eine kürzlich eingerichtete Internetplattform namens „Portia“ erfolgen, die als digitale Schnittstelle zwischen den Landwirten und verschiedenen Behörden dient. Der Antrag muss in der Haupterntezeit der Landwirte und der Urlaubszeit der Behörden bis 05.09 fertiggestellt sein. Dieses Zeitfenster wird im Berufsstand stark diskutiert und wird als nicht Landwirtefreundlich eingeschätzt, zumal zum gegenwärtigen Zeitpunkt massive technische Probleme die Ausführung des Programms erschweren!

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