Aufklärung der Bedrohung an einer Schule in Erfurt

Die Bedrohungslage an der Integrierten Gesamtschule in Erfurt konnte durch die Thüringer Polizei aufgeklärt werden. Zwei Schülerinnen (19 und 20 Jahre alt) der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Erfurt haben in Vernehmungen am Montag zugeben, die Drohmails verfasst zu haben. Innenminister Manfred Scherer wertete die Ermittlung der beiden Tatverdächtigen als sehr großen Erfolg der Thüringer Polizei. „Das Ergreifen der beiden Täterinnen ist ein weiterer Beleg für das hohe Maß an Sicherheit in Thüringen“, betonte der Minister. „Damit dürfte für die Zukunft allen potentiellen Nachahmungstätern klar sein, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis man sie ermitteln werde», warnte der Minister.

Aufgrund des breiten Ermittlungsansatzes durch die Polizei wurde zunächst in alle Richtungen ermittelt. Am Sendeort der E-Mails konnte eine Vielzahl von Spuren gesichert werden. Im Rahmen von Vernehmungen und Befragungen im Umfeld der Integrierten Gesamtschule gab es schließlich Hinweise auf die Verfasserinnen der Mails. Dabei kamen zwei Schülerinnen der IGS ins Visier der Ermittler. Beide Frauen, 19 und 20 Jahre alt, wohnen in Erfurt.

Sie wurden durch Mitarbeiter der Sonderkommission vernommen und haben zugeben, beide E-Mails verfasst zu haben. Die Versendung erfolgte dann von einem öffentlichen Internetrechner (Bibliothek in Erfurt) durch die 20-Jährige, ohne dass die 19-Jährige davon direkte Kenntnis hatte.

In diesen E-Mails (die erste vom 24.11.08) wurde angekündigt, eine Gewalttat gegen die IGS durchzuführen. In dem Schreiben schworen sie Rache und Vergeltung und prophezeiten ein brutales Vorgehen. Selbst nachdem die Polizei bereits Schutzmaßnahmen für die Schule ergriffen hatte, drohten die Schülerinnen in einer weiteren E-Mail vom 01.12.2008, dass die Polizei diesen Schutz langfristig nicht aufrechterhalten könne und sie von ihrem Vorhaben keinen Abstand nehmen werden.

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Innenminister Manfred Scherer: «Den eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Thüringer Polizei möchte ich meinen ausdrücklichen Dank für das gute Ergebnis der kriminalpolizeilichen Ermittlungen übermitteln. Mit ihrem engagierten Einsatz haben Sie dazu beigetragen, dass das Verfahren aufgeklärt wurde. Besonderen Dank geht auch an die anderen Mitarbeiter aus den Bereichen des Thüringer Kultusministeriums, dem Staatliches Schulamt Erfurt sowie der Integrierten Gesamtschule Erfurt.»

Die Thüringer Polizei führte intensive Ermittlungen, insbesondere im Umfeld der Schüler und ehemaligen Schüler. Es wurden umfangreich Spuren gesichert und ausgewertet. Die akribische Ermittlungsarbeit verdeutlichte sehr schnell, dass der oder die Täter im unmittelbaren Kreis der Schule zu suchen waren.

In dem Einsatz waren zeitweise bis zu 100 Kriminalbeamte in einer Sonderkommission (SOKO) eingebunden. Des Weiteren waren für Schutzmaßnahmen während der Einsatzdauer am Tag bis zu 70 und in der Nacht bis zu 30 Polizeibeamte eingesetzt. Die Beamten arbeiteten in einem Zwölf-Stunden-Rhythmus ca. 5800 Stunden auch an den Wochenenden. Unterstützend war auch der Leiter des Institutes für Gewaltprävention und angewandte Kriminologie Berlin, Dr. Robertz sowie die Mitarbeiter der Operativen Fallanalyse des Landeskriminalamtes beteiligt. Der Erfolg der Ermittlungen stützt sich in erster Linie auf die systematische Anwendung von kriminalistischem Handwerkszeug. Das Ergebnis zeigt auch, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Polizeiaufgabengesetz und Strafprozessordnung sehen eine Reihe von technischen Ermittlungsmöglichkeiten und Formen der Datenerhebung für die Polizei vor. Diese haben letztlich auch zum Ermittlungserfolg beigetragen. Insgesamt wurden mehr als 250 Befragungen, Ermittlungen und Überprüfungen von Alibis sowie Zeugenvernehmungen durchgeführt.

Bei der Nachsuche im Wohnbereich der Tatverdächtigen wurden keine Waffen/Sprengstoffe oder sonstige gefährliche Gegenstände gefunden.

Auslöser für die Bedrohungsmail war nach Angaben der zwei Beschuldigten ein öffentlicher Beitrag zum Thema Amokläufer, den sie wenige Tage vor der Tat gesehen haben. Sie spekulierten darüber, wie wohl ihre Schule auf so einen Vorfall reagieren würde. Die Beschuldigten gaben an, nicht mit einer Reaktion auf die E-Mails gerechnet zu haben und trotz ihres Alters wollen sie die Folgen nicht vorhergesehen haben. Beide Beschuldigte blieben vorerst auf freien Fuß. Über eine Beteiligung an den Kosten für den polizeilichen Einsatz wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

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