BACHhaus RETROSPECTIVE

Mit einem Rückblick auf Ausstellungs-Highlights begeht die Bachhaus Eisenach gGmbH ihr 20-jähriges Firmenjubiläum am 5. Juli 2021 – und feiert zugleich die Fertigstellung des Museums-Neubaus vor 15 Jahren. Auch die Dauerausstellung wurde umfassend überarbeitet.

Vor 20 Jahren, am 5. Juli 2001, wurde die Bachhaus Eisenach gGmbH, die Betreiberin des Bachhauses in Eisenach, notariell gegründet. Es war das Ende eines langen Tauziehens zwischen der Neuen Bachgesellschaft in Leipzig, die 1907 das Bachhaus in Eisenach erworben und als erstes Bach-Museum überhaupt eröffnet hatte, und der Stadt Eisenach: Dieser hatte die damals wie heute gesamtdeutsche Bachgesellschaft 1971 auf Druck aus Ost-Berlin den Betrieb übergeben müssen, und auch noch nach der Wende betrachtete sich die Stadt zunächst weiter als die Betreiberin des Museums.

Erster Geschäftsführer wurde 2001 der Rechtsanwalt Jörg Hansen. Ihm folgte 2002 die Musikwissenschaftlerin Dr. Franziska Nentwig nach. Als sie Anfang 2006 nach Berlin ging, übernahm Hansen wieder das Steuer. Er erinnert sich:

Ein Museum in Form einer gemeinnützigen GmbH war damals ein Unikum. Das haben wir eigentlich nur gemacht, damit die Bachgesellschaft als nunmehrige Alleingesellschafterin wieder das zurückbekam, was ihr als historischer Eigentümerin zustand. Umgekehrt erhielt die Stadt Eisenach die gleiche Stimmenanzahl im Aufsichtsrat, so dass auch nichts gegen sie entschieden werden konnte. So wahrten alle ihr Gesicht, und das ging eben nur in dieser Rechtsform.

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Die Gründung der gemeinützigen GmbH fiel in eine Zeit, als die Abrissbirne am Frauenplan zuschlug. Hansen:

In der Woche nach meinem Amtsantritt wurde das zum Museum gehörende angrenzende Gebäude Frauenplan 23 abgerissen. Das war ein Bau von um 1900, der vielen Eisenachern am Herzen lag und der eigentlich hatte stehen bleiben sollen. Meine erste Presseerklärung versprach dann den originalgetreuen Wiederaufbau. Darüber hätte ich aber besser nachdenken sollen, denn natürlich eignet sich nichts so schlecht für ein Museum, wie ein Wohngebäude mit 2,20 Meter hohen Decken und langen Fensterfronten.

Stattdessen kam es 2003 zu einem Architektenwettbewerb und zu einem Neubau, der 2007 eröffnet wurde, pünktlich zum 100-jährigen Bestehen des Museums.

Das Bachhaus feiert ab 5. Juli diese Jubiläen mit Highlights aus acht Ausstellungen der letzten 20 Jahre. Mit dabei: Objekte aus der Ausstellung „Bach – Ansichtssache“ aus dem Jahr 2005, liebevoll auch „Kitsch und Krempel“ genannt, weil sie Kuriosa aus der Bach-Rezeption zeigte, wie Tabaksbinden und Notgeld mit Bach-Motiven. Der rekonstruierte Bach-Schädel aus dem Jahr 2008 („Bach im Spiegel der Medizin“) darf natürlich nicht fehlen. Der berühmten Cembalistin Wanda Landowska war die Ausstellung 2011 gewidmet, aus der nun einige Objekte wieder gezeigt werden. „Bach und die Zahlen“ hieß die Sonderausstellung 2014, denn natürlich ergibt nach dem natürlichen Zahlenalphabet die Summe von B+A+C+H=2+1+3+8=14. Hieraus werden Modelle von Bachs 14 Kanons BWV 1087 aus Glas zum Drehen, Wenden und Klappen wieder gezeigt.

Ich war selbst verblüfft, wie viele schöne Dinge im Keller lagen und sogar noch funktionieren, meint Hansen.

Aus der Luther-Ausstellung 2017 kehren zwei multimediale „Katechismus-Stelen“ mit neu komponierter Musik zu Luthers 6 Katechismus-Stücken zurück. Und aus der 2019er-Ausstellung „Bilderrätsel“ ist erneut der bekannte Bach-Schattenriss im Original zu sehen, der freilich in der Ausstellung als Produkt einer Wiener Fälscherwerkstatt entlarvt wurde. Inmitten des Heiteren und Musikalischen liegt Luthers Buch „Von den Juden und ihren Lügen“ von 1543 und erinnert an die in der Sonderausstellung „Luther, Bach – und die Juden“ 2016 gestellten unbequemen Fragen zu Bachs Antijudaismus-Rezeption.

Während der Corona-Zeit war das Bachhaus zwar in Kurzarbeit, aber nicht untätig: 14 neue Trickfilme wurden mit den „Buchstabenschubsern“ in Potsdam produziert und werden nun in 14 Stationen am „Begehbaren Musikstück“ im Bachhaus-Neubau gezeigt. Integriert in die Dauerausstellung wurde nun der Erstdruck des „Musikalischen Opfers“ von 1747, den das Bachhaus 2014 mit Hilfe der Sparkassen-Stiftung erwerben konnte. Mehrere Bilder wurden eingefügt, Bücher in „Bachs theologischer Bibliothek“ ergänzt und im Raum „Bachs Leben im Barock“ eine riesige Karte aufgehängt, die sogenannte Hohmann-Eisenschmidt-Karte von 1724, die damals die exakteste Darstellung der deutschen Lande war.

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