Bär Samson aus dem Bärenpark in Worbis lebt nicht mehr

Mittwoch musste der ehemalige Zirkusbär Samson, der im Juni 1997 als vierter Bär im Bärenpark Worbis ein neues, tiergerechtes Zuhause gefunden hatte, eingeschläfert werden.
Samson hatte aufgrund seiner jahrelangen Leiden als Zirkusbär starke Verschleißerscheinungen am Hüftgelenk und war kaum noch in der Lage, sich fortzubewegen, und das vermutlich auch nur unter großen Schmerzen.

Bär Samson wurde ca. 10 Jahre alt. Genaue Angaben zu seinem Alter konnte sein ehemaliger Besitzer nicht machen. Samson wurde als wenige Monate alter Bär für eine schreckliche Zirkuskarriere angeschafft. Dressiert für Zirkusvorführungen belustigte er einige Jahre die Besucher. Nach den Auftritten war ein umgebauter Kühlwagen, 5 m² klein, sein jahrelanges Zuhause. Mit zunehmendem Alter, zunehmender Kraft, aber auch zunehmenden Verhaltensstörungen wurde Samson für die Auftritte in der Manege zu gefährlich und aussortiert. Für die Zirkuswelt war er wertlos geworden. Fortan verbrachte er seine Jahre nur noch in dem ausgedienten Kühlwagen. Um sich Bewegung zu verschaffen, sprang er stundenlang auf der Stelle; ein Hin- und Herlaufen war nicht möglich. Fütterungen und Tränken erfolgten nur noch sporadisch, und das in schlechter Qualität.
Nachdem er zweimal aus seiner desolaten, schmutzigen und viel zu kleinen Behausung ausgebrochen war, sollte er 1997 eingeschläfert werden. Mit ca. 5 Jahren! Ein Bär hat eine Lebenserwartung von 30 bis 35 Jahre.

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierhilfswerk und dem Umweltamt Ingolstadt, das den Bären beschlagnahmte, wurde Samson im Juni 1997 nach Worbis geholt. Es dauerte viele Wochen, bis sich Samson an die naturbelassene Freianlage gewöhnte und sie bärenstark genoss. Immer wieder sprang er anfangs aus Gewohnheit auf der Stelle. Das Auf- und Abspringen über Jahre im Kühlwagen und das Absolvieren sogenannter Kunststücke, die ein Bär naturgemäß nie zeigen würde, sind Ursache für den starken Verschleiß des Hüftgelenks. Es war unnatürlich stark belastet worden.
Anfang 2001 wurde augenscheinlich, dass Samson Probleme beim Laufen hatte, die von der Hüfte herrührten.
Nach Untersuchungen in der Uni-Tierklinik Hannover und anschließender medikamentöser Behandlungen konnte Samsons Leiden nicht gelindert werden. Sein Zustand verschlechterte sich zunehmend. Nach Beratung mit kompetenten Tierärzten entschieden die Parkleitung und die zuständigen Tierpfleger, Samson am 27. Februar 2002 von seinen Leiden zu erlösen. Seit Bestehen des Bärenparks musste erstmalig eine solche Entscheidung getroffen werden.

Sieben weitere Bären aus ehemals furchtbaren Haltungen genießen derzeit die 40000 m² große Freianlage im Bärenpark Worbis, einem in Deutschland einzigartigen Tierschutzprojekt. Drei weitere Bären aus einer 60 m² kleinen Käfighaltung in Grimma (Sachsen) werden am 5. März 2002 in den Bärenpark Worbis übernommen und können dann hoffentlich viele Jahre mehr als Bär Samson Wald, Wiese und Teiche im Bärenwald genießen.

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