Corona-Pandemie trübt Konjunktur im Handwerk

Konjunkturumfrage I. Quartal: Noch 74 Prozent der Unternehmen sind zufrieden

Das Südthüringer Handwerk war auch im I. Quartal wieder eine wichtige Stütze der Konjunktur im Freistaat Thüringen.

Voraussetzung für die stabile Entwicklung, besonders im Bauhandwerk, ist auch das Niedrigzinsniveau. Aufgrund von günstigen Finanzierungen und fehlenden alternativen Anlagemöglichkeiten forcierten sowohl die kommunalen Auftraggeber, als auch private Haushalte Bauinvestitionen – und das im Neubau sowie bei der Modernisierung und Sanierung.

Das Bauhandwerk ist der Profiteur dieser Entwicklung. Hingegen müssen viele private Kunden auf Handwerker warten. Dennoch hat die Corona-Krise die Belastungen für die Mitgliedsunternehmen im Südthüringer Handwerk spürbar erhöht.

Vielfach müssen die Inhaber auf Reserven oder privates Kapital zurückgreifen, um zahlungsfähig zu bleiben, sagt Manuela Glühmann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Südthüringen.

Die Pandemie hat insbesondere dem Friseur- und Kosmetiker-, dem Kfz-Handwerk und den Dienstleistern und Zulieferern für den gewerblichen Bedarf stark zugesetzt. Es kommt zu einem regelrechten Abschmelzen der Eigenkapitalquote und die finanziellen Polster aus den vergangenen Jahren werden bald aufgebraucht sein, ist sich Manuela Glühmann sicher.

Nachdem sich die Geschäftslage im Herbst letzten Jahres wieder erholt hatte, ist der Geschäftsklimaindex im ersten Quartal auf 58 Punkte (Vorjahr 63) gefallen.

Insgesamt meldeten über alle Branchen hinweg 41 Prozent (Vorjahr 46 Prozent) der befragten Südthüringer Handwerksbetriebe eine gute Geschäftslage. 33 Prozent äußerten sich ebenso wie im Vorjahr zufriedenstellend und 26 Prozent (Vorjahr 21 Prozent) waren mit ihrer wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden. Bis zum Ende des Jahres rechnen 75 Prozent der Mitgliedsbetriebe mit einer guten Geschäftslage.

Aufträge, Betriebsauslastung, Umsätze
Die Auftragslage im Südthüringer Handwerk hat insgesamt nachgelassen. 60 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 74 Prozent) bewerteten ihre Auftragslage im ersten Quartal mit normal bis überdurchschnittlich. 40 Prozent (Vorjahr 26 Prozent) hingegen als unterdurchschnittlich. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2019 meldeten noch 90 Prozent der befragten Unternehmen eine normale bis überdurchschnittliche Auftragslage. In der Folge hat das Auftragspolster über alle Branchen hinweg deutlich abgenommen.

Die Auslastung der Mitgliedsbetriebe hat im Vergleich zum ersten und zum letzten Quartal 2020 weiter nachgelassen. Mehr als 20 Prozent (Vorjahr 16 Prozent) der befragten Unternehmen nutzten nur die Hälfte ihrer Kapazitäten. Lediglich 41 Prozent (Vorjahr 44 Prozent) waren zu über 80 Prozent ausgelastet.

Ähnlich kritisch sieht es bei den Umsätzen aus. Nur 12 Prozent der Südthüringer Handwerker meldeten im Berichtsquartal genau wie im Vorjahreszeitraum, gestiegene, 38 Prozent unveränderte (Vorjahr 48 Prozent) und jeder zweite Betrieb (Vorjahr 40 Prozent) gesunkene Umsätze. Das ist der schlechteste Frühjahrswert seit 2013.
Die Auftrags- und Umsatzerwartungen werden sehr zurückhaltend eingeschätzt. Während im Bau- und Ausbauhandwerk sowie im Nahrungsmittelhandwerk Umsatzsteigerungen erwartet werden, sind die Prognosen von den Zulieferern, im Kfz-Handwerk und vor allem im Bereich der persönlichen Dienstleistungen sehr verhalten. Insgesamt erwarten nur 20 Prozent der Unternehmen steigende und 62 Prozent gleichbleibende Auftragseingänge.

Im Südthüringer Handwerk sehen die Handwerksunternehmen kaum Bewegungsspielräume bei den Beschäftigtenzahlen. Bedingt durch Quarantäne, Kinderbetreuung, Home-Office und zum Teil auch durch Kurzarbeit ist die Personalsituation weiter angespannt. Trotzdem sind die Beschäftigtenzahlen nur geringfügig gesunken. 85 Prozent der Mitgliedsbetriebe haben ihren Mitarbeiterstand gehalten oder erweitern. Neueinstellungen plant vor allem das Bauhandwerk. Insgesamt versuchen aber die meisten Handwerksunternehmen in Südthüringen ihre Fachkräfte zu halten.

Die Investitionsbereitschaft ist bedingt durch die instabile Lage und die unsicheren Rahmenbedingungen im Berichtszeitraum zurückgegangen. 42 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionssumme verringert und nur 15 Prozent erhöht.

Ein- und Verkaufspreise steigen
Die Ein- und Verkaufspreise sind in allen Bereichen stark angestiegen. Insgesamt verzeichneten 73 Prozent der Handwerksbetriebe gestiegene Preise für Rohstoffe, Material und Energie (1. Quartal 2020: 59 Prozent). Lediglich 36 Prozent der Unternehmen konnten die Kosten auf ihre Produkte und Leistungen umlegen. Gravierend sind jetzt schon die Engpässe bei den Rohstoffen im Holz-, Metall-, Elektro- und Bauhandwerk. Das hat zur Folge, dass auch hier die Preise steigen. So meldeten 85 Prozent der Baubetriebe gestiegene Beschaffungspreise.

Fazit
Für die nächsten Monate rechnen die Mitgliedsbetriebe in Südthüringen mit einer leichten Erholung und Verbesserung der allgemeinen Lage. Dabei geht die Mehrheit der Handwerksunternehmen von einer etwa gleich bleibenden Auftragslage und Umsatzentwicklung aus.

Mit Blick auf das Gesamthandwerk, so eine schwierige Gemengelage hatten wir noch nie. Hier ist jetzt überlegtes Handeln der Politik und der Wirtschaftspartner gefragt, erklärt Manuela Glühmann abschließend.

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