Diese Fehler sollten Autofahrer beim Reifenwechsel vermeiden

Mitte April nähert sich auch ein langer Winter seinem Ende, der Frühling steht bereits in den Startlöchern und viele Autofahrer warten sehnsüchtig auf die Sommerperiode: Mit den wärmeren Temperaturen ist auch die Zeit zum Wechsel auf die Sommerbereifung gekommen. Während die meisten Autofahrer für den Reifenwechsel in die Werkstatt fahren oder den nächsten Reifendienst aufsuchen, legen andere lieber selbst Hand an und greifen zu Radschlüssel und Wagenheber. Doch Vorsicht! Hierbei kann auch einiges schief gehen. Christian Heinz vom TÜV Thüringen erklärt, worauf beim Radwechsel zu achten ist und warum es manchmal besser ist, lieber auf den Profi zu vertrauen.

Wer seinen Reifenwechsel in Eigenregie erledigt, sollte unbedingt einige Dinge beachten:

Sowohl bei der Montage als auch beim Einlagern können Autofahrer einiges verkehrt machen, gibt Reifenexperte Christian Heinz vom TÜV Thüringen zu bedenken.

1. Wagenheber schief angesetzt
Schon beim Hochbocken des Fahrzeugs machen einige Autofahrer die ersten Fehler. Wer den Reifenwechsel auf dem falschen Untergrund durchführt, zum Beispiel auf einer abschüssigen Fahrbahn oder auf Kopfsteinpflaster, riskiert ein Wegrutschen des Wagenhebers. Durch das dabei herunterfallende Fahrzeug drohen nicht nur Schäden an Radaufhängung oder Seitenschweller, sondern auch schwere Verletzungen. Es ist daher unbedingt auf einen ebenen und festen Untergrund zu achten. Der Wagenheber darf nicht verkanten und muss unbedingt an der dafür vorgesehen Stelle des Fahrzeugs angesetzt werden.

2. Unsachgemäße Montage – Radmuttern zu locker oder zu fest angezogen
Bei der Reifenmontage vertrauen viele Hobbyschrauber auf ihr Gefühl. Doch Radschrauben müssen immer mit dem dafür vorgeschriebenen Drehmoment angezogen werden. Zu locker ist hierbei genauso schlecht wie zu fest: Zu leicht angezogene Schrauben können sich im Zweifel lockern und das Rad kann sich so während der Fahrt lösen, zu fest angezogene Radschrauben belasten das Material von Felge und Schraube über Gebühr und lassen sich beim nächsten Räderwechsel schlechter lösen. Der altbekannte Spruch „nach fest kommt ab“ kann durchaus auch bei der Reifenmontage zutreffen.

Damit nichts schief geht, sollten die Radmuttern immer über Kreuz angezogen und nach zirka 50 bis 100 Kilometern Fahrtstrecke erneut nachgezogen werden. Bei den heute üblichen laufrichtungsgebundenen Reifen ist darauf zu achten, dass sie richtig herum montiert werden. Auf der Reifenflanke befindet sich dafür ein Richtungspfeil, der in Verbindung mit dem Wort „Rotation“ die Laufrichtung des Reifens angibt.

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Die einzulagernden Reifen sollten gleich beim Demontieren so markiert werden, dass man sie beim nächsten Reifenwechsel eindeutig ihrer Position zuordnen kann. Am einfachsten geht das durch eine Beschriftung der Reifenflanken mit Kreide – beispielsweise mit einem VR für „vorne rechts“ oder einem HL für „hinten links“. Die Räder sollten beim nächsten Räderwechsel nie über Kreuz, sondern immer nur achsweise gewechselt werden. Die beiden Räder mit dem besseren Restprofil gehören auch bei Fahrzeugen mit Front- oder Allradantrieb immer an die Hinterachse.

3. Unwuchten der Räder oder Beschädigung im Reifen nicht bemerkt
Wer die Reifenmontage nicht vom autorisierten Fachmann durchführen lässt und lieber selbst Hand anlegt, übersieht schnell kleinere Beschädigungen an Reifen oder Felgen. Auch das professionelle Auswuchten der Räder ist Hobbyschraubern unmöglich. Unwuchten in den Rädern führen nicht nur zu einem ungleichmäßigen Abfahren des Reifenprofils, sie wirken sich auch negativ auf Fahrverhalten und Fahrstabilität des Fahrzeugs aus. In jedem Fall sollten die Reifen vor dem Einlagern auf Beschädigungen wie eingefahrene Teile, Rissbildungen, Deformationen oder Schlitze untersucht werden. Im Rahmen dieser Kontrolle sollten auch gleich Steinchen und anderer grober Dreck aus dem Reifenprofil entfernt werden.

Darüber hinaus sind eine Beurteilung des Gesamtzustands der Reifen sowie das Messen der Profiltiefe Pflicht. So lässt sich frühzeitig erkennen, wenn beim nächsten Räderwechsel neue Reifen montiert werden sollten. Generell ist in Deutschland eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vorgeschrieben, allerdings sollten Autofahrer ihre Reifen nicht bis zu diesem Grenzwert abfahren. Für Winterreifen sind mindestens 4 Millimeter empfehlenswert, im Sommer steigt mit abnehmender Profiltiefe unter anderem das Aquaplaning-Risiko.

4. Nicht korrigierter oder falsch eingestellter Luftdruck
Nach jedem Reifenwechsel ist das korrekte Einstellen des Luftdrucks Pflicht. Wer glaubt, dass die eingelagerten Pneus schon keinen Druckverlust über die saisonale Auszeit erlitten haben, liegt falsch. Ein zu niedriger Reifendruck wirkt sich negativ auf Fahrverhalten, Bremsweg und Spritverbrauch aus. Außerdem überhitzen Reifen mit zu wenig Luftdruck schneller, was ihre Lebensdauer deutlich verkürzen kann. Vor der Einlagerung empfehlen die Hersteller eine Erhöhung des Reifendrucks um 0,5 bar, auch dieser Hinweis wird aber nicht selten ignoriert. Der empfohlene Luftdruck unterscheidet sich je nach Fahrzeug, Raddurchmesser und Beladung, die entsprechenden Werte finden sich im Handbuch des Fahrzeugs.

5. Ungeeignete Lagerung der Reifen
In einer privaten Garage oder im Keller herrschen selten optimale Bedingungen für die Einlagerung der Reifen. Ideal ist ein kühler, trockener und vor allem auch dunkler Ort ohne stark schwankende Temperaturen oder direkte Sonneneinstrahlung. Für die Lagerung bieten sich sogenannte Felgenbäume oder spezielle Wandhalterungen an. Wenn beides nicht zur Verfügung steht, sollten die Räder liegend übereinander gestapelt eingelagert werden. Dafür ist eine saubere und ebene Unterlage erforderlich. Reifen ohne Felge sollten hingegen stehend aufbewahrt werden und etwa einmal im Monat um eine Viertel Drehung gedreht werden.

Der Tipp von Fahrzeugexperte Christian Heinz: Beim Reifenwechsel lieber auf professionelle Hilfe vertrauen.

Wer seinen Reifenwechsel bei autorisierten Kfz-Werkstätten oder Reifendiensten durchführen lässt, geht auf Nummer sicher und vermeidet Fehler. Viele dieser Werkstätten bieten für moderate Kosten auch eine fachgerechte Einlagerung an, empfiehlt Heinz.

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