Eisenacher Theaterfreunde zum „Perspektivpapier“

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Liebe Freunde und Unterstützer des Eisenacher Landestheaters,

seit sechs Wochen liegt das Perspektiv-Papier des Kulturministers Prof. Dr. Hoff zur Theaterreform in Thüringen vor. Nun befinden sich alle Akteure aus den Theatern und dem Publikum in der Phase der Pro- und Contra-Debatten. Hier diskutieren wir das Papier nur hinsichtlich des für Eisenach entwickelten Modells 2. Auf eine kritische Gesamteinschätzung möchten wir an dieser Stelle verzichten. Das von der Landesregierung präferierte Modell 2 will die Eisenacher Ballettsparte erhalten und fördern, die Landeskapelle mit der Thüringen Philharmonie Gotha fusionieren und langfristig um 15 bis 20 Musiker reduzieren, das Schauspiel als Kinder- und Jugendtheater nach Rudolstadt geben und die Werkstätten auslagern. Mit diesen Plänen ist zu befürchten, dass der Weg bereitet wird, um das Landestheater Eisenach mittelfristig endgültig zu einem Bespieltheater zu degradieren.

Bei einigen Theaterfreunden und selbst bei der Presse kam in der letzten Zeit das Gefühl auf, dass die „Freunde und Förderer des Landestheaters Eisenach e.V.“, die mit der Schal-Aktion ein überregional beachtetes Zeichen gegen den Kulturabbau in ihrer Stadt setzten, nun müde geworden seien. Diese Bedenken möchten wir mit diesem Schreiben entkräften. Vielmehr war der Vorstand des Eisenacher Theatervereins in den letzten Wochen intensiv in die Diskussion eingebunden. An verschiedenen Stellen – in der Presse, beim Podium der TLZ am 13.11.2015 und im Podium der Betriebsvollversammlung am 9.12.2015 – haben wir unsere Position öffentlich geäußert. Zudem fanden zahlreiche interne Gespräche mit allen Betroffenen statt. Minister Hoff sowie den Trägern und der Theaterleitung ist unsere Haltung bekannt:

  1. Die in Aussicht gestellte Tarifangleichung ist notwendig und wird der Leistung der Theatermitarbeiter gerecht.
  2. Die Wertschätzung des Eisenacher Balletts begrüßen wir natürlich sehr.
  3. In einer Zusammenarbeit der Orchester Gotha und Eisenach sehen wir eine Chance für die Musikkultur der Region, sofern beide Orchesterstandorte ihre Identität wahren. Bei der genauen Aushandlung der Fusion müssen wir aufgrund der komplexen Vertragslagen auf die Experten aus den Orchester- und Theaterleitungen und der DOV vertrauen. Mit allen stehen wir im engen Kontakt, damit die Bedürfnisse des Eisenacher Publikums Berücksichtigung finden.
  4. Eine Verlagerung des Eisenacher Schauspiels nach Rudolstadt lehnen wir ab. Das Schauspiel vor Ort dient ganz wesentlich der Identifikation verschiedener Zuschauergruppen und eines heranwachsenden Publikums mit dem Theater. Zudem befürchten wir Einschränkungen im Spielplan. Das kleine Schauspiel leistet gerade in theaterpädagogischer Hinsicht viel. Eine stärkere Profilierung als Kinder- und Jugendtheater können wir uns dagegen vorstellen.
  5. Für absolut notwendig erachten wir den Erhalt der Eisenacher Werkstätten. Eine Auflösung würde die Arbeit des Theaters unnötig verkomplizieren. Sie arbeiten sehr effizient. Zudem bieten sie zuverlässig Praktikums- und Ausbildungsplätze an und sorgen somit hinter den Kulissen für die Verankerung des Theaters in der Stadt. Minister Hoff ließ sich von den Werkstattmitarbeitern, der Theaterleitung und dem Verein die Werkstätten zeigen und nahm sich viel Zeit für persönliche Gespräche. Wir ermittelten zudem Zahlen, die das Argument, die Werkstätten seien kostenintensiv, entkräften konnten.

Im Zuge der Diskussionen stießen wir auf das „alte Problem“ der Haushaltskonsolidierung. Das Landesverwaltungsamt fordert demnach von der Stadt Einsparungen am Theater. Diese würden dann auch Einsparungen des Landkreises nach sich ziehen. Der Stadtrat musste wohl unter dem Druck der notwendigen Bedarfszuweisungen den Einsparungen am Theater ab 2018 zustimmen. Seitens der Träger im Land und im Kreis wird das als nachteiliges Signal für den Erhalt des Theaters angesehen. Wir erwarten von allen politisch Verantwortlichen und vom Landesverwaltungsamt, dass dieser uns seit Jahren beschäftigende Teufelskreis aus gegenseitigen Schuldzuweisungen beendet wird! Sollten die Thüringer Theaterstandorte nicht so weit ermächtigt werden, dass sie die notwendigen Zahlungen für ihre Bühnen und Orchester leisten können, ohne dass damit unwürdige Verteilungskämpfe innerhalb der Städte ausbrechen, die letztlich nur den sozialen Frieden gefährden? Der Streit um die Verantwortlichkeiten für die Folgen der Haushaltskonsolidierung darf auf keinen Fall auf dem Rücken der Theatermitarbeiter und des Publikums ausgetragen werden. Er schadet der kulturellen Ausstrahlung des Landes.

Noch geben wir die Hoffnung nicht auf, dass die Argumente der Theatermitarbeiter und des Vereins der „Freunde und Förderer des Landestheaters Eisenach e.V.“ Gehör finden und berücksichtigt werden. Dass wir nicht nur in der Theater-, sondern auch in der Protestkultur viele Erfahrungen haben, dürfte allgemein bekannt sein. Daher sei allen Freunden und Unterstützern des Eisenacher Theaters versichert, dass wir weiter für alle Sparten unseres Theater kämpfen und alles in unserer Macht Stehende tun werden, um die Kultur in Eisenach und der Wartburgregion zu schützen und zu fördern.

Der Vorstand der „Freunde und Förderer des Landestheater Eisenach e.V.“
Dr. Juliane Stückrad, 1. Vorsitzende
Dr. Peter Marsch, 1. stellvertretender Vorsitzender
Klaudius Kabus, 2. stellvertretender Vorsitzender
Silvia Kottwitz, Schatzmeisterin
Christina Wolf, Schriftführerin

 

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