Fahrtreppen sind kein Spielplatz – Abstand ist nicht nur in Corona-Zeiten wichtig

Gefahren auf der Rolltreppe: Einkaufszentren und Kaufhäuser möchten ihren Kunden ein entspanntes Shopping-Erlebnis für die ganze Familie bieten. Dabei sind Ladengeschäfte oft über mehrere Etagen verteilt. Fahrtreppen sind hier für die Personenbeförderung unverzichtbar. Auch in anderen öffentlichen Bereichen wie in Bahnhöfen, U-Bahnstationen oder Flughäfen sind die komfortablen Personenbeförderungsanlagen heute kaum mehr wegzudenken. Bei einer unachtsamen Benutzung können Fahrtreppen jedoch zur Gefahr werden, warnt der TÜV Thüringen.

Fahrtreppen und Fahrsteige, im Volksmund gerne als Rolltreppen bezeichnet, sind vielerorts faktisch rund um die Uhr im Dauerbetrieb. Durch die hohe Beanspruchung unterliegen die Anlagen allerdings einem hohen technischen Verschleiß, der eine regelmäßige Wartung und wiederkehrende Prüfungen zwingend erforderlich macht. Doch selbst auf der technisch sichersten Anlage drohen den Nutzern Unfälle, was oft auf Unachtsamkeit oder falsche Benutzung zurückzuführen ist. Kinder sind dabei besonders gefährdet, denn sie unterschätzen die Gefahr und nutzen die Anlagen mitunter als Spielplatz.

Benutzer einer Fahrtreppe sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie sich auf einer Maschine befinden. Fahrtreppen verfügen zwar über Sicherheitseinrichtungen, dennoch besitzen sie Kräfte, welchen der menschliche Körper nicht gewachsen ist. Der Nutzer kommt unmittelbar mit den bewegenden Teilen in Berührung und ist somit den direkten Gefahren von Klemm- und Scherstellen ausgesetzt. Vor allem Kinder mit Gummistiefeln sind einer erhöhten Einzugsgefahr zwischen Stufe und Balustrade ausgesetzt. Das ist den meisten nicht bewusst: Der weiche Kunststoff der Schuhe kann sich bei Kontakt mit der Balustrade in nur wenigen Augenblicken in den Spalt einziehen, ohne dass eine Sicherheitseinrichtung der Fahrtreppe auslöst. Beschädigte Schuhe oder Kleidung sind hier sicherlich das geringste Übel. Ein erhebliches Risiko besteht zudem, wenn offene Schnürsenkel oder lange Kleidungsstücke eingezogen werden. Kommt es am Handlauf oder im Bereich der Stufen zum Einziehen eines Schals, kann das im ungünstigsten Falle bis zur Erdrosselung führen.

Für viele Kinder sind Fahrtreppen faszinierend und mindestens so interessant wie ein Abenteuerspielplatz. Die geführten mitfahrenden Handläufe verleiten Kinder zum Spielen. Aufgrund des Gefahrenpotenzials sollten Eltern ihre Kinder aber nie unbeaufsichtigt auf eine Fahrtreppe lassen. Dass man darauf einfach nur stillstehen muss, ist für viele Kinder schwer zu akzeptieren. Eltern sollten ihre Kinder daher gezielt auf die Gefahren hinweisen. Auch ein Sturz auf der Fahrtreppe kann schwerwiegende Folgen haben: Beim Aufprall auf die harten Kanten der Stufen können sich nicht nur Kinder Prellungen zuziehen oder den Kopf aufschlagen. Noch viel schlimmer ist es, wenn es durch die Bewegung der Fahrtreppe zu schwersten Quetschungen oder gar zur Abtrennung von Gliedmaßen kommt. Kleinere Kinder sollten daher auf der Rolltreppe immer an die Hand genommen werden, warnt der TÜV Thüringen.

Leider sind auch Erwachsene oft kein gutes Vorbild. Eine oft unterschätzte Gefahr ist die Fahrt entgegen der Fahrtrichtung, um bequemer mit dem Hintermann plaudern zu können. Das kann jedoch schnell in einem Sturz enden. Vor allem im Einzugsbereich der Treppenstufen besteht ein akutes Verletzungsrisiko und unter Umständen sogar Lebensgefahr. Zwar verfügt jede Fahrtreppe am Anfang und am Ende über einen Not-Aus-Schalter, doch bis dieser von einem Außenstehenden betätigt wird, kann es unter Umständen schon zu spät sein.

Schon vor Corona-Zeiten war es deshalb empfehlenswert, auf Fahrtreppen auf genügend Abstand zu anderen Menschen zu achten. Kinderwagen, Rollstühle, Koffertransportwagen und Einkaufswagen haben auf Fahrtreppen generell nichts verloren. Auch sollten Hunde auf der Fahrtreppe besser getragen werden. Wo es Fahrtreppen gibt, stehen für die Barrierefreiheit in aller Regel auch Aufzüge zur Verfügung. Diese bieten in solchen Fälle eine höhere Sicherheit – auch wenn man eventuell etwas länger warten muss.

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