Für eine blühende, flatternde und krabbelnde Vielfalt

Pflegeeinsatz auf der Binsenwiese bei Reichenbach

Die Natura 2000 Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld führte mit vielen Helferinnen und Helfern einen Pflegeeinsatz auf der Binsenwiese bei Reichenbach durch. Mit von der Partie waren der Nationalpark Hainich und der Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal.

Die Binsenwiese bei Reichenbach in der Gemeinde Hörselberg-Hainich ist eine sehr artenreiche Nasswiese mit Kalkniedermoorcharakter. Früher wurden solche Wiesen meist einmal jährlich gemäht, um das sauergräserreiche Mahdgut als Einstreu für die Tiere zu nutzen. Wird diese Nutzung aufgegeben, verbuschen die Flächen und die einzigartige Lebensgemeinschaft mit vielen seltenen Arten geht verloren. Die Natura 2000-Station führt daher seit einigen Jahren jährlich eine Pflegemahd durch. Der Bestand der seltenen Orchideenart „Breitblättigres Knabenkraut (Dacylorhiza majalis)“ ist beispielsweise bereits wieder deutlich großer geworden.

Am Mittwoch, dem 25.Oktober war es in diesem Jahr wieder so weit: Mit vielen Helfern wurden die Wiesenflächen gemäht und das Mahdgut abtransportiert. Der nasseste Kernbereich war bereits zuvor von einer Firma mit spezieller Mähtechnik gepflegt worden. Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld wurde an diesem Tag vom Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal und dem Nationalpark Hainich unterstützt.

Wie schön, dass wir heute hier mit so vielen Menschen gemeinsam für den Erhalt unserer Natur tätig sein können freut sich Jan Lanvers , Leiter des Projektes „Management von Kalkniedermoorkomplexen und Kalktuffquellen“.

Der Nationalpark Hainich war mit fünf Rangern dabei.

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Jens Wilhelm (Revierleiter beim Nationalpark) brachte zudem am Nachmittag noch acht 8 Freiwillige vom Unternehmen „Salesforce“ mit, die die praktische Landschaftspflege motiviert unterstützten. Bei bestem Wetter und mit über 20 Helfern ging die Arbeit gut von der Hand. Unterstützt wurde die Maßnahme auch von der BEAG Agrar GmbH, die die Abfuhr und Entsorgung des Mahdgutes übernahm.

Das Mahdgut und mit ihm die Nährstoffe müssen von der Fläche, damit der nährstoffarme Charakter der Fläche erhalten bleibt und seltene, konkurrenzschwache Pflanzen eine Chance haben, erläutert Jan Lanvers.

Zusammen mit Arne Willenberg, Biologe vom Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, blieb auch noch etwas Zeit, um zwischendurch nach tierischen Bewohnern der Wiese Ausschau zu halten.

Viele vergessen neben der Blütenpracht schnell einmal, dass auf so einer tollen Fläche auch eine schier unzählbare Vielfalt an Insekten, Spinnen und Amphibien existiert. Wenn wir hier etwas für die Orchideen tun, helfen wir damit auch denen, freut sich Arne Willenberg.

Da an diesem Tag viele Teilbereiche seit Jahren das erste Mal wieder gemäht wurden, sehen alle Beteiligten nun voller Vorfreude auf das nächste Frühjahr.

Ein bisschen lenken kann und muss man, aber was die Natur am Ende daraus macht, ist doch immer wieder eine Überraschung, so Jan Lanvers weiter.

© Jan Lanvers
Pflegeeinsatz auf der Binsenwiese bei Reichenbach mit vielen helfenden Händen.

Hintergrund
Das Projekt „Management von Kalkniedermoorkomplexen und Kalktuffquellen“ wird gefördert als Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL). Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.
Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld befindet sich in Trägerschaft der Wildtierland Hainich gGmbH, die auch das Wildkatzendorf Hütscheroda betreibt. In dem von der Station betreuten Gebiet im Nordwesten Thüringens (Landkreise Eichsfeld, Unstrut-Hainich und nördlicher Wartburgkreis) werden viele praktische Naturschutzprojekte initiiert und durchgeführt.
Natura 2000 ist das weltweit größte, grenzübergreifende Schutzgebietsnetz. Europaweit hat es den Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensräume zum Ziel. Neben dem behördlichen Naturschutz ist in Thüringen ein Netzwerk von zwölf Natura 2000-Stationen an dessen Umsetzung beteiligt. Ziel ist die Vermittlung zwischen behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft und der Bevölkerung vor Ort.
Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) hat die Natura 2000-Stationen eingerichtet und fördert diese. Seit 2019 ist das Netzwerk der Natura 2000-Stationen im Thüringer Gesetz zur Neuordnung des Naturschutzrechts (vom 30. Juli 2019) gesetzlich verankert und somit fester Bestandteil des Naturschutzes in Thüringen. Informationen zum Netzwerk unter www.natura2000-thueringen.de.