Keine Entwarnung bei Waldschäden

Der Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Stefan Baldus, stellte am Montag in Geschwenda den Waldzustandsbericht 2003 für Thüringen vor.

«Schadstoffeinträge und der extrem trockene und heiße Sommer haben unseren Wald zum Teil empfindlich in seiner natürlichen Entwicklung gestört. Jeder vierte Baum in Thüringen ist noch immer deutlich geschädigt», erklärte Staatssekretär Baldus.

In der Zeit vom 21. Juli bis 8. August 2003 waren 25 geschulte Aufnahmetrupps im Einsatz, um an 350 Aufnahmeflächen insgesamt 8400 Bäume nach bundes- und EU-weit einheitlichen Kriterien zu bewerten. Danach sind 28 % der Waldfläche Thüringens als deutlich geschädigt (Schadstufe 2 – 4) einzustufen. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 3 %. Schwach geschädigt (Schadstufe 1) sind 44 % der Bäume, im Vorjahr waren es 45 %. Nur 28 % der Waldfläche ist ohne Schadmerkmal (Schadstufe 0), im Vorjahr waren es noch 30 %.
Damit liegen die Ergebnisse in Thüringen schlechter als der Bundesdurchschnitt. Auf Bundesebene sind 23 % der Bäume deutlich geschädigt, 46 % schwach geschädigt und
31 % gelten als gesund.

«Die Hitze in diesem Sommer hat unsere Waldbäume sehr starkem Stress ausgesetzt. Ihre in diesem Jahr besonders durch Wassermangel eingeschränkte Kondition hat den Borkenkäfern, insbesondere dem Buchdrucker und Kupferstecher zu einer Massenvermehrung verholfen. Dadurch ist es zu einem hohen Schadholzanfall gekommen», so Baldus.

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Die Ergebnisse für die Thüringer Hauptbaumarten stellen sich wie folgt dar:

Die Fichte ist mit einem Waldflächenanteil von rund 48 % die häufigste Baumart in Thüringen. Ihre mittlere Kronenverlichtung hat im Vergleich zum Vorjahr minimal zugenommen, der Anteil deutlich geschädigter Fichten stieg jedoch von 18 % auf 22 % und ist mit den Ergebnissen der Jahre 2000 und 2001 vergleichbar. Insgesamt bleibt die Fichte in Thüringen die Baumart mit den geringsten sichtbaren Schäden.
Der Waldflächenanteil der Kiefer in Thüringen beträgt rund 20 %. Die mittlere Kronenverlichtung ist auch in diesem Jahr weiter angestiegen und hat mit 24,5 % fast das Schadniveau von 1997 erreicht. Der Anteil deutlich geschädigter Kiefern stieg von 29 % auf 33 %.
Mit einem Waldflächenanteil von 18 % ist die Buche die häufigste Laubbaumart in Thüringen. In diesem Jahr wurde mit einer mittleren Kronenverlichtung von 21,6 % das geringste Schadniveau seit 1991 erreicht. Die Anteile der deutlichen und schwachen Schäden verringerten sich ebenfalls um jeweils einen Prozentpunkt, während der Anteil gesunder Buchen von 22 % auf 24 % anstieg. Auch wenn der positive Trend der letzten Jahre Anlass zur Hoffnung gibt, so darf man nicht vergessen, dass in Thüringen noch immer jede dritte Buche deutlich geschädigt ist.
Der Waldflächenanteil der Baumart Eiche beträgt rund 5 %. Die mittlere Kronenverlichtung liegt bei 26,5 %, das bedeutet einen Anstieg um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil gesunder Eichen hat um 5% abgenommen, weshalb nur noch 11 % der Eichen als gesund eingestuft werden können. Damit ist die Eiche die am stärksten geschädigte Baumart in Thüringen.

«Wir müssen die Maßnahmen zur Stabilisierung unserer Wälder kontinuierlich fortsetzen. Sie sind eine unverzichtbare Lebensgrundlage für Menschen und Tiere. Die Wälder liefern uns den nachwachsenden Rohstoff Holz, bieten aber auch Raum für Erholung und Freizeit», so der Staatssekretär und verweist auf das Thüringer Forstprogramm.

Seit der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen im Jahr 1992 in Rio de Janeiro wurde damit begonnen, Strategien und Leitbilder für eine nachhaltige Sicherung, Pflege und Bewirtschaftung der Wälder zu entwickeln und diese mit den verschiedensten Interessengruppen zu diskutieren. In Anlehnung an das Nationale Forstprogramm für Deutschland wurde in Thüringen im Juli 2000 unter Federführung des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt damit begonnen, ein Thüringer Forstprogramm zu erstellen. Zu diesem forstpolitischen Dialogprozess waren neben den Waldbesitzern alle am Wald interessierten Verbände, Organisationen, Berufsvertretungen und Behörden u. a. aus den Bereichen Land-, Forst- und Holzwirtschaft, Naturschutz, Jagd, Wasserwirtschaft, Umwelt, Entwicklung, Fremdenverkehr, Sport sowie Forschung, Bildung, Industrie und Handwerk eingeladen. Das Ziel besteht darin, die vielfältigen Eigentums- und Nutzungsansprüche sowie Schutz- und Entwicklungsfreiräume aufeinander abzustimmen. «Die Ansprüche der Gesellschaft an unseren Wald werden in vielerlei Hinsicht weiter wachsen. Deshalb sollte der Ansatz, die Handlungsfelder sektorübergreifenden zu diskutieren, weiter ausgebaut werden. Das Thüringer Forstprogramm ist eine wichtige Entscheidungsgrundlage für forstpolitisches Handeln der Landesregierung und zugleich Informationsquelle und Handlungsempfehlung für alle anderen Akteure», betonte Staatssekretär Baldus.

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