Kleinod bei Neunheilingen wieder hergestellt

Ein Schwingrasenmoor mit besonderen Farnen, fleischfressenden Pflanzen und seltenen Libellen

Projekt der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld (Trägerin: Wildtierland Hainich gGmbH) zur ökologischen Aufwertung des „Hanfsees“ im Naturschutzgebiet Sonder bei Neunheilingen erfolgreich beendet: Das Waldgebiet Sonder bei Neunheilingen steht seit 1961 unter Naturschutz und ist Bestandteil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000. Kernstück des Naturschutzgebietes ist der „Hanfsee“, der als Erdfall durch die Auswaschung von Steinsalzen entstand. Über einen langen Zeitraum füllen sich solche Erdfälle mit Wasser. Es entstand hier ein sogenanntes „Regen-Kesselmoor“ ohne Zu- und Abfluss.

Besondere Moore wie den Hanfsee zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe. Dieses in Thüringen einmalige Moor beherbergt sehr seltene Moos- und Farnarten und Libellen. Sogar fleischfressende Pflanzen kommen hier vor., erläutert Dr. Juliane Vogt, Leiterin der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld. Auch im Hinblick auf den Klimaschutz sind Erhalt und Wiedervernässung von Mooren wichtig, denn sie speichern viel klimaschädliches Kohlendioxid in ihrem Torfkörper., so Vogt weiter.

Bereits 1959 wurde das Moor zum Löschen eines Feuers, welches bei Gasbohrarbeiten der umliegenden Gasfelder ausgebrochen war, angezapft und zum Teil entwässert. Durch die veränderte Situation wuchsen großflächig Birken auf und überschatteten kurzerhand das gesamte Moor. Die Situation verschlechterte sich zusätzlich durch die letzten trockenen Jahre. Der Entwässerungsgraben wurde in den vergangenen Jahren geschlossen, wodurch sich der Wasserhaushalt bereits verbesserte. Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld erarbeitete gemeinsam mit der Natura 2000-Station Auen-Moore-Feuchtgebiete im Jahr 2020 ein Konzept für die Entkusselung – so der Fachbegriff für das Entfernen des Birkenaufwuchses.

Maßnahmen in einem so sensiblen Lebensraum wie diesem Schwingrasenmoor müssen sehr sorgfältig geplant und sehr vorsichtig umgesetzt werden. Das ist uns hier sehr gut gelungen., freut sich Sarah Ziegler, Referentin der Natura 2000, die das Projekt betreut hat. Innerhalb von drei Jahren wurde Birkenaufwuchs entfernt. Dabei kam ein sogenanntes „eisernes Pferd“ als schonende Methode zum Einsatz, welches auf eigens ausgelegten Gummimatten das Schnittgut abtransportierte., so Ziegler weiter.

Im Zuge der insgesamt drei Jahre andauernden Maßnahme wurde der Birkenaufwuchs zu ca. 80 % auf der Fläche entfernt. Weiterhin wurde der Stockausschlag regelmäßig zurückgeschnitten. Einzelne Gruppen von Moorbirken wurden zur Teilbeschattung erhalten. Das Schnittgut wurde durch die beauftragte Firma abtransportiert und die Maßnahmen konnten im Januar 2023 beendet werden. Insgesamt investierte der Freistaat Thüringen hier 185.283,00 € in die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen zum Erhalt und Verbesserung des Moores.

Hintergrund
Das Projekt „Entkusselung des Hanfsees im NSG Sonder – Erhaltung des Lebensraums für die Große Moosjungfer und den Kammfarn“ wurde gefördert im Rahmen der Richtlinie des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen (NALAP).

Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld befindet sich in Trägerschaft der Wildtierland Hainich gGmbH, die auch das Wildkatzendorf Hütscheroda betreibt. In dem von der Station betreuten Gebiet im Nordwesten Thüringens (Landkreise Eichsfeld, Unstrut-Hainich und nördlicher Wartburgkreis) werden viele praktische Naturschutzprojekte initiiert und durchgeführt.

Natura 2000 ist das weltweit größte, grenzübergreifende Schutzgebietsnetz. Europaweit hat es den Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensräume zum Ziel. Neben dem behördlichen Naturschutz ist in Thüringen ein Netzwerk von zwölf Natura 2000-Stationen an dessen Umsetzung beteiligt. Ziel ist die Vermittlung zwischen behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft und der Bevölkerung vor Ort.

Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) hat die Natura 2000-Stationen eingerichtet und fördert diese. Seit 2019 ist das Netzwerk der Natura 2000-Stationen im Thüringer Gesetz zur Neuordnung des Naturschutzrechts (vom 30. Juli 2019) gesetzlich verankert und somit fester Bestandteil des Naturschutzes in Thüringen. Informationen zum Netzwerk unter www.natura2000-thueringen.de.

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