Landesregierung stärkt den weiteren Ausbau des Ökolandbaus in Thüringen

Bereits 86,5 Millionen Euro Fördermittel seit Inkrafttreten des ÖkoAktionsplans 2015 investiert

Die ökologische Landwirtschaft in Thüringen ist im Aufwind. Trotz Energiekrise, Inflation und partieller Absatzeinbrüche auf dem deutschen Biomarkt konnte sowohl bei den Öko-Betrieben wie auch der ökologisch bewirtschafteten Fläche zugelegt werden. Für Thüringen bedeutet der Ökolandbau einen agrar- und klimapolitisch Zugewinn. Das Thüringer Kabinett hat heute ein Strategiepapier zur künftigen Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft beschlossen, um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, sagte Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij bei der Regierungsmedienkonferenz.

Unter dem Titel „Positionspapier zur Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus in Thüringen – Neue Perspektiven für eine krisenfeste, umweltverträgliche und regionale Wertschöpfung in der Thüringer Land- und Ernährungswirtschaft“ formuliert die Landesregierung strategische Ziele und nennt konkrete Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, den ökologischen Landbau in Thüringen langfristig als bedeutsamen Zweig der Agrarwirtschaft zu etablieren.

Mit dem Positionspapier, das auf dem ÖkoAktionsplan von 2015 fußt, sollen Bewährtes fortgeführt, neue, kraftvolle Aktionen initiiert und Vernetzung ermöglicht werden. Dabei sollen nicht nur die Aspekte der landwirtschaftlichen Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung, sondern die gesamte ökologische Wertschöpfungskette vom Acker bis auf den Teller betrachtet werden, so Ministerin Karawanskij weiter.

Um das zu erreichen, benennt das Positionspapier vier zentrale Handlungsfelder:
1) Attraktive Qualifizierungsangebote und Wissenstransfer zum ökologischen Landbau
2) Investitionen und Innovationen für eine moderne und wettbewerbsfähige ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft
3) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt, Klima und Tierwohl
4) Auf- und Ausbau regionaler Öko-Wertschöpfungsketten, mehr regionale Öko-Lebensmittel in der Gemeinschaftsversorgung.

Schwerpunkt ist die Verbesserung der Förderkonditionen für ökologische wirtschaftende Betriebe sowie eine breitere und bessere Aufstellung konkreter Maßnahmen, die zu einer stärkeren Wahrnehmung des Ökolandbaus beitragen sollen. Dazu zählen u. a.
. die Stärkung von Kooperationen,
. eine entsprechende Weiterentwicklung von Beratungs-, Informations- und Weiterbildungsangeboten sowie von Inhalten der Aus-, Fort- und Weiterbildung in den sogenannten Grünen Berufen,
. die Unterstützung der praxisnahen Forschung, insbesondere die Weiterentwicklung des Praxisnetzwerkes für die ökologische Landwirtschaft,
. die aktive Mitwirkung bei Gesetzgebungs- und Verordnungsverfahren auf EU-Ebene und im Bund, insbesondere bei der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau des Bundes.

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Auf Initiative des TMIL wird es noch in diesem Jahr ein Werkstattgespräch mit Akteur:innen der Bio-Branche, den Vernetzungsstellen für Schule, Kita und Senioren, Marktgemeinschaften, Erzeugern und Verarbeitern geben mit dem Ziel, mehr ökologische und regional erzeugte Lebensmittel in der Thüringer Gemeinschaftsgastronomie auf den Tisch zu bringen. Ein breites Beratungs- und Trainingsangebot für Kantinen- und Küchenbetreiber:innen soll in diesem Zusammenhang erarbeitet werden.

Seit Inkrafttreten des ÖkoAktionsplans 2015 verzeichnet Thüringen einen Flächenzuwachs für die ökologische Landwirtschaft von 82 Prozent. Das anhaltende Wachstum dieses wichtigen Wirtschaftszweiges insgesamt stimmt optimistisch, denn Ökolandbau leistet nachweislich einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt, des Klimas und der natürlichen Ressourcen.

Die Unterstützung und Förderung der ökologischen Landwirtschaft sowie der Biobranche insgesamt bedeutet, den ländlichen Raum zu stärken, Wertschöpfungsketten aufrechtzuerhalten und Arbeitsplätze zu sichern. Seit 2015 hat die Landesregierung den Ökolandbau mit insgesamt 86,5 Millionen Euro, gespeist aus verschiedenen Förderprogrammen der EU, des Bundes und des Landes, umfassend gefördert und damit die ökologische Landwirtschaft spürbar gestärkt. Diesen erfolgreichen Weg werden wir fortsetzen. Wir werden mit dem beschlossenen Positionspapier die Rahmenbedingungen weiter verbessern, um einen zweistelligen Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Thüringen zu erreichen, so die Ministerin weiter.

Zum Stichtag 31. Dezember 2022 wirtschafteten insgesamt 514 landwirtschaftliche Betriebe nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. (Von diesen Betrieben sind 87 jenen zuzurechnen, die sowohl in der Erzeugung wie auch der Weiterverarbeitung tätig sind.) Das sind 14,4 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Thüringen. Verglichen mit den Meldungen des Vorjahres 2021 ist die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetriebe um 34 Betriebe von 480 auf nun 514 angestiegen (+7,1 Prozent).

Insgesamt gab es in 2022 in Thüringen 840 im ökologischen Landbau tätige Unternehmen einschließlich verarbeitender Betriebe, Importeure, Futtermittel aufbereitender Betriebe und Handelsunternehmen. Im Vergleich zu 2021 ist diese Gesamtzahl der Öko-Unternehmen um 95 Betriebe (+12,7 Prozent) angestiegen.

Eine gewisse Zurückhaltung der Landwirt:innen zur Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise war jüngst zu spüren. Zu den vielfältigen Gründen gehört neben der schwierigen wirtschaftlichen Lage, u.a. hervorgerufen durch Ukraine-Krieg, Energiekrise oder steigende Inflationsraten, auch die grundlegende Reform der gemeinsamen Agrarpolitik, deren betriebswirtschaftliche Auswirkungen auf ökologisch wirtschaftende Betriebe im Jahr 2022 noch nicht vollständig absehbar waren.

Die Umstellung eines konventionellen landwirtschaftlichen Betriebes auf die ökologische Wirtschaftsweise nach den Vorgaben der EU-Ökoverordnung ist sehr komplex und zieht zusätzlich bedeutsame betriebswirtschaftliche Umstrukturierungen nach sich. Daher fiel die Wachstumsrate der ökologisch bewirtschafteten Fläche von 2021 bis 2022 mit 2,1 Prozent niedriger aus als in den Jahren zuvor. Der Flächenanstieg gegenüber dem Jahr 2021 betrug 1.212 Hektar (2021: 58.011 Hektar ökologisch bewirtschaftete Fläche). Zum Stichtag 31.12.2022 verzeichnet Thüringen eine ökologisch bewirtschaftete Fläche von 59.223 Hektar. Das entspricht 7,7 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in Thüringen.